Duisburg-Baerl. Seit drei Jahren hoffen Maike Münster und Christian Wolff auf einen Storch im Garten. Jetzt hatten sie Besuch im selbst gebauten Nistplatz.

Manche haben Hasen im Garten, oder Igel, oder Enten. Allesamt spannende Tiere. Aber als Maike Münster am vergangenen Donnerstag aus dem Fenster geschaut hat, da hat sie sich tierisch über einen noch viel imposanteren und sehr seltenen Besucher im privaten Grün gefreut: ein Storch. Endlich! Der etwas zerzauste Bursche flog mit beeindruckender Flügelspannweite zielsicher in das Storchennest, das Maike Münster und ihr Freund Christian Wolff vor zwei Jahren hinter dem Haus auf dem Stamm einer Tanne gebaut haben, deren Spitze durch den Sturm Friederike umgeknickt war.

„Das sah so spektakulär aus, als er angeflogen kam. Leider hatte ich die Kamera nicht schnell genug in der Hand, um die Landung zu fotografieren.“ Auf diesen Besuch hat die Baerlerin lange gewartet, denn einen richtig zufriedenen Untermieter, der das Nest mit neuem Leben füllt, hatte sie in ihrem privaten Horst bisher leider noch nicht.

IBaumpfleger Christian Wolff und Maike Münster haben sich damals beim Bau des Storchennestes kennengelernt.
IBaumpfleger Christian Wolff und Maike Münster haben sich damals beim Bau des Storchennestes kennengelernt. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Im März 2019 war es schon einmal fast so weit. Damals war „Manni“ zwei Wochen lang zu Gast gewesen. Maike Münster und Christian Wolff hatten sich schon so an das Tier gewöhnt, dass sie ihm einen Namen gaben. Sogar aus dem Bett heraus konnten sie durchs Schlafzimmerfenster beobachten, wie Manni hoch oben über dem Baerler Garten an seinem Nest baute und mit dem Schnabel klapperte.

Keine Partnerin gefunden?

„Das wird wahrscheinlich ein Männchen gewesen sein“, sagt Hans Glader, Naturfotograf und Storchenexperte vom Niederrhein. Denn die Herren Störche sind nach dem Winter zuerst da, um alles vorzubereiten, damit sich die Weibchen zwei Wochen später zu ihnen ins gemachte Nest gesellen können. „Vielleicht hat er keine Partnerin gefunden“, versucht Glader zu erklären, warum der Baerler Storch damals nach zwei Wochen wieder verschwand. Jetzt haben Maike Münster und Christian Wolff die Hoffnung, dass der Storch diesmal länger bleibt. „Das wär so schön!“

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Seit Maike Münster vor ein paar Jahren beim Urlaub in Ostdeutschland erlebt hat, wie selbstverständlich dort die Störche ganz nah bei den Menschen nisten, träumt sie vom Storchennest im eigenen Garten. Als die Tierliebhaberin bei der Recherche erfuhr, dass die jungen Störche immer wieder an ihren Geburtsort zurückkehren, stand der Entschluss fest, dass auch sie den Tieren in ihrem Garten einen Platz zum Nisten schaffen wollte.

Storch zu Besuch im Garten in Duisburg-Baerl

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    Als das Orkantief damals die Vorarbeit leistete und sie durch Zufall einen Baumpfleger und Baumkletterer kennenlernte, verwirklichte sie das Vorhaben mit seiner Hilfe. Das Nest in luftiger Höhe wurde Wirklichkeit. Und der Baumkletterer verliebte sich nicht nur in die Idee des Storchennestes. Es war Christian Wolff – und er blieb bei Maike Münster in Baerl.

    Der Standort ist gut für Störche: In der Nähe im Binsheimer Feld gibt es genug Nahrung

    Gemeinsam warten sie seitdem auf Gäste im Horst. Der ist neuerdings noch viel besser aus der Ferne zu sehen, denn die restlichen Tannen im Garten mussten auch weichen und das Nest reckt sich seitdem sehr markant gen Himmel. Was braucht so ein Storch, damit er bleibt? „Da gibt es keine Schablone. Man kann nicht pauschal sagen, das muss so oder so sein. Das ist wie beim Menschen, entweder es gefällt ihm oder es gefällt ihm nicht“, beschreibt Glader die Wohnungssuche der Tiere. Dass der Horst in Baerl mitten in einem Wohngebiet steht, spiele keine Rolle. Hans Glader hat die Tiere beim Fotografieren schon an den verschiedensten Orten entdeckt. „In Spanien nisten die Störche zum Beispiel in den Einfahrten zu Bauernhöfen und in Anholt hat sich ein Storch eine Kopfweide ausgesucht.“

    Ein luftiger Platz über den Dächern von Baerl. Fehlt nur noch ein Untermieter, der hier seinen Nachwuchs aufziehen möchte.
    Ein luftiger Platz über den Dächern von Baerl. Fehlt nur noch ein Untermieter, der hier seinen Nachwuchs aufziehen möchte. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

    Viel wichtiger sei, dass es genügend Nahrung gibt. Der Standort in Baerl ist wegen der Nähe zum Binsheimer Feld gut. „Es ist wichtig, dass innerhalb von drei Kilometern eine Freifläche mit reichlich Futter ist.“ Ein solcher Platz wird vor allem für die Aufzucht der Jungen benötigt. „Denn dann müssen die Eltern jede Menge proteinreiche Regenwürmer heranschaffen.“ Zu gerne würden Maike Münster und Christian Wolff ein solches Spektaktel einer Storchenfamilie vor ihrem Fenster beobachten. Aber der jüngste Gast hat sich fürs erste wieder aus dem Staub gemacht. „Zwanzig Minuten ist er geblieben“, sagt Maike Münster. „Ich konnte sehen, dass er das Nest aufgeräumt hat und ich dachte, dass das ein gutes Zeichen sein muss.“ Warum er wieder verschwunden ist, dafür hat auch Hans Glader keine Erklärung. In dieser Beziehung sind Störche wie Menschen – sehr eigenwillig und unberechenbar.

    Vielleicht hat jemand den Storch an einer anderen Stelle in Baerl und Umgebung gesehen? Dann melden Sie sich gerne bei uns in der Redaktion: lok.rheinhausen@nrz.de, Tel. 0203/99 26 31 71 (vormittags).

    >>> DIE RÜCKKEHR DER STÖRCHE:

    Noch bis Mitte oder Ende April trudeln weitere Störche am Niederrhein ein. Aktuell sind es die Rückkehrer aus Südeuropa, die sich hier einen Platz suchen. „Seit Anfang März sind viele aus Spanien zurückgekommen“, sagt der Fotograf und Storch-Experte Hans Glader.

    Die bekannten Nistplätze am Niederrhein sind laut Hans Glader schon alle belegt. „Wenn dann bald auch noch die Störche aus Afrika kommen, gibt es Zoff.“ Vielleicht findet sich ja dann doch noch ein Untermieter für das Baerler Storchennest. Noch ist das Zimmer mit Aussicht frei!