Duisburg-Rheinhausen. Ein neues Kartenspiel hilft, Mimik von Menschen mit Mundschutz zu erkennen. Förderlehrer Tobias Schüppen aus Rheinhausen hatte die Idee dazu.
Emotionen werden normalerweise beim Kartenspielen von den Spielenden verborgen. So lässt es ich besser gewinnen. Ein gutes Beispiel ist das Pokern, bei dem jeder Spieler versucht, ein sogenanntes „Pokerface“ zu wahren. Man darf im Spiel also keine Gefühle zeigen, die Auskunft über die eigenen Spielkarten und Züge geben könnten.
In diesem Sinne ist es umso erstaunlicher, dass der Sozialarbeiter und Förderschullehrer Tobias Schüppen ein Kartenspiel konzipiert hat, das genau das Gegenteil bewirken, nämlich Aufschluss über Emotionen geben soll. In der Corona-Krise nach dem ersten Shutdown kam dem Rheinhauser Lehrer die Idee: „Als die Maskenpflicht in den Schulen begann, habe ich gesehen, dass einige Schüler in meiner Förderklasse nicht mehr die Gefühle ihrer Mitschüler an der Mimik ablesen konnten“, erinnert sich der 43-Jährige.
Mundschutz wegen Corona: Missverständnisse und unnötiger Streit
Die Folge waren Missverständnisse, die zu unnötigem Streit führten. So sei es für einen Autisten kaum möglich, die Emotionen des Gegenübers hinter der Maske zu erkennen, da er ohnehin Schwierigkeiten hat, die Gefühle anderer wahrzunehmen. Das Kartenspiel hat in Anlehnung an ein beliebtes Such-Spiel den Namen „Ich sehe was, was siehst du?“ bekommen. Und es geht so: Zehn verschiedene Personen mit fünf unterschiedlichen Gefühlszuständen hinter Masken sind auf den Karten als Foto abgebildet. „Die Spieler müssen nun versuchen nur aufgrund der Augenpartie und Stirn zu erkennen, welchen Gefühlszustand die abgebildete Person in sich trägt“, erklärt Tobias Schüppen.
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Fünf Spielkarten mit Emojis für die Grund-Emotionen „Freude, Überraschung, Wut, Angst und Trauer“ müssen den sichtbaren Gefühlen der Spieler zugeordnet werden. „Es ist ein Spiel für alle Altersklassen, auch für Menschen in den Altenheimen, die durch die Masken der Pflegekräfte besonders irritiert sind“, weiß Schüppen. Aber auch für Kleinkinder, denn sie können ebenfalls nicht die Mimik ihres Gegenübers hinter dem Atemschutz erkennen und reagieren dann verunsichert. 55 Spielkarten sind entstanden. Schützenhilfe hat Tobias Schüppen bei der Visualisierung der Gemütszustände durch den führenden Berliner Mimikresonanzexperten, Dirk Eilert, bekommen. „So ein Mann weiß, welche Augen- und Stirnpartien besonders bei Wut oder starker Freude angespannt werden“, sagt Schüppen.
Kartenspiel aus Duisburg: Entwicklung in den letzten Zügen
Das werde auf den Fotos der Karten gut zum Ausdruck gebracht, während der Hintergrund in einem neutralen Grau gehalten wird. „Die Spieler sollen ja beim Betrachten der Gesichter nicht durch irgendetwas beeinflusst werden“, erzählt Schüppen. Die Spielentwicklung befindet sich in den letzten Zügen, während mit einem Prototyp weitere Spieletests erprobt werden: „Wir versuchen durch unsere Internet-Seite und Kontakt zu Schulen erst mal ungefähr die Nachfrage für das Spiel festzustellen“, so der 43-Jährige. „Jedenfalls war die Reaktion darauf meist sehr positiv für uns.“
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Man wolle belastungsfähige, kartonierte und wasserabweisende Karten dann in der Druckerei, die das günstigste Angebot abgibt, fertigen lassen. Für Wissbegierige gibt es viele Zusatzinformationen zum Thema Emotionen auf den Spielkarten zu lesen – und das Spiel soll über QR-Codes für mehrere gleichzeitig auch über eine App spielbar werden. Ein Ziel des Spieles erklärt Schüppen so: „Wer die meisten Karten im Spiel sammelt, ist am Ende der Gewinner, weil er am besten die Emotionen anderer einordnen konnte.“ Und natürlich ist wichtig, dass man möglichst viel über seine Mitspieler und deren Gefühlszustände erfährt. Weitere Spielmodi und die App komplettieren das Kartenset.
- Weitere Infos zum Kartenspiel „Ich sehe was, was siehst du?“ gib’s auf www.alter-sensus.de