Duisburg-Baerl. Hans-Peter Stermann hat sein siebtes Buch vollendet. Viele Familien wissen nicht, wer auf ihren alten Fotos zu sehen ist – er findet es heraus.

Hans-Peter Stermann hat einen langen Atem. Der 85-Jährige ist ein leidenschaftlicher Zeitreisender, der sich auch vom modernen Wandel in Baerl nicht aufhalten lässt. Im Gegenteil: Je mehr im Dorf abgerissen und neu gebaut wird, umso tiefer gräbt sich Hans-Peter Stermann in die Geschichte. Wo steht das älteste Haus? Wer hat hier gelebt? Wie sah die Kirche früher aus? Wo wohnte der Pastor?

Wer Fragen wie diese spannend findet, für den hat der Baerler Ahnen- und Heimatforscher jetzt wieder etwas: Das siebte Buch ist fertig. „Alt-Baerler Haus- und Familien-Chronik“ heißt das Werk, mit dem Hans-Peter Stermann seine Forschung über die Baerler Gebäude und ihre Bewohner fortsetzt. Nachdem er schon mehrere Bände über Bauerngüter, Betriebe und Gastwirtschaften in Baerl geschrieben hat, geht es diesmal vor allem um die Privathäuser, die vor 1900 entstanden sind.

Straßennamen in Duisburg-Baerl gibt es erst ab 1906

249 Seiten Baerler Geschichte und Geschichten.
249 Seiten Baerler Geschichte und Geschichten. © FUNKE Fotos Services | Rainer Hoheisel

Ein Puzzle mit 1000 Teilen ist ein Kinderspiel im Vergleich zur Spurensuche, auf die sich Stermann in den vergangenen Jahren begeben hat. Der pensionierte Maschinenbau-Ingenieur hat sich durch die Einwohnerverzeichnisse und Kirchenbücher geackert und versucht, über die Namen und familiären Verbindungen Rückschlüsse auf die Bewohner der Häuser zu ziehen. „Die Herausforderung war, dass es Straßennamen erst ab 1906 gab“, beschreibt der 85-Jährige seine Detektivarbeit. Vor dieser Zeit waren die Häuser für jeden Ortsteil gesondert durchnummeriert. „Alle paar Jahre wurde das dann wieder geändert. Als neue Häuser dazu kamen, gab es wieder neue Nummern.“ Ein Verwirrspiel, das ihn diesmal besonders herausgefordert hat.

Wichtig ist dem Autor, der seine Bücher im Selbstverlag herausbringt, dass es sich bei seiner Arbeit nur um eine Annäherung an die historischen Verhältnisse in Baerl handeln kann. „Ich traue mir nicht zu, alle genannten Adressen mit ihren Besitzern und Bewohnern sowie den Vorbesitzern bis zurück zur Errichtung der ursprünglichen Gebäude zu ermitteln“, schreibt er im Vorwort. Aber da Stermann den Job schon sehr lange macht, schätzt er seine Trefferquote beim Zusammenpuzzeln der Baerler und ihrer Häuser doch auf gute 80 Prozent.

Heimat- und Ahnenforschung war schon als Kind sein Ding. Geboren wurde er im Ortsteil Binsheim. Seine Mutter stammte aus einer Bauernfamilie und heiratete einen Lehrer. Der junge Hans-Peter musst früher immer die Milch vom Hof der Tante holen. „Das habe ich genutzt und meine Tante in Lohmannsheide mit Fragen gelöchert.“ Alles wollte er wissen über die Vorfahren der Familie. Aber die Tante kam mit ihren Erinnerungen und Kenntnissen nur drei bis vier Generationen zurück. „Das war mir zu wenig“, sagt der Baerler.

Er begann zu forschen – und tut das bis heute. Wenn Hans-Peter Stermann an Baerler Haustüren klingelt, dann wissen so einige schon, was zu tun ist. Die Kiste mit den alten Fotos muss herausgekramt werden. „Das sind tatsächlich noch ganz oft die berühmten Schuhschachteln“, sagt er. Prall gefüllt mit schwarz-weißen Schätzen aus vergangenen Zeiten. Oft wissen die Familien gar nicht mehr, wer auf den Fotos zu sehen ist. Hans-Peter Stermann findet es heraus.

Schätze aus der Schuhschachtel

93 Fotos und Karten hat er auf den 249 Seiten seines neuen Buches verteilt. Das darf wörtlich genommen werden, denn der 85-Jährige macht das Layout am Computer selber. „Das habe ich mir zum Glück noch beibringen lassen. Mit meiner alten Schreibmaschine hätte ich jetzt Probleme.“ Fotos einscannen, Bilder und Text platzieren – alles kein Problem für ihn. Nur seine Internetseite, die betreut der Sohn.

„Es gibt hier in Baerl fast nichts Altes mehr“, sagt Hans-Peter Stermann. Wer sich an Häuser wie Kolonialwaren Cremers auf der Steinschenstraße erinnern möchte, der wird in seinem Buch fündig. Auf Seite 30 ist ein Foto des Geschäftes, das 1940 zerbombt wurde.Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen

Das älteste erhaltene Baerler Gebäude ist die Dorfkirche aus dem 12. Jahrhundert, die auf dem Cover des Buches zu sehen ist. Spannend ist das Kapitel über das Bauwerk, denn Stermann hat erforscht, dass die Kirche, anders als vorher angenommen, ihr Gesicht im Laufe der Jahre erheblich verändert hat. Sie hatte zum Beispiel mal eine Flachdecke. „Wenn Sie oberhalb des Gewölbes stehen, sehen Sie noch die alten Balken“, erzählt der 85-Jährige, der dort hinaufgeklettert ist. „Natürlich! Ich mache nicht nur Schreibtischarbeit.“ Das nächste Buch ist übrigens schon in Planung. Einmal Forscher, immer Forscher.


>> HIER GIBT ES DAS BUCH:


Das Buch „Alt-Baerler Haus- und Familien-Chronik“ kann bei Hans-Peter Stermann vorbestellt werden. Er verkauft es zum Selbstkostenpreis von 20 Euro und verschickt es auf Wunsch auch per Post. Dann kommen Kosten für Porto und Verpackung noch dazu. Kontakt für die Buchbestellung: 02841 80 179.


Informationen zu den anderen Büchern gibt es auf der Internetseite des Autors:

www.hanspeter-stermann.de.