Duisburg-Homberg. Anwohner der Franzstraße sind sauer. Seit Monaten kämpfen sie gegen eine Wendefahrt über ihre Straße. Etwa jede Viertelstunde kommt ein Bus.

Schon wieder einer. Mühsam quält sich der Gelenkbus um die Ecke der Dr.-Kolb-Straße in die Franzstraße, um dann schnaufend wieder anzuziehen. Denkbar knapp ist das. Und laut! Die Anwohner, die sich hier versammelt haben, kennen das Prozedere zur Genüge. Seit die DVG den Fahrplan geändert hat, rangieren die Busse 916 und 917 bei ihrer Wendefahrt im Viertelstundentakt vor ihren Häusern. Und das empfinden die Hochheider als Zumutung.

Seit Anfang des Jahres, schon bevor Corona alles durcheinanderwirbelte, kämpfen sie gegen Lärm und Gestank. Bisher ohne Erfolg. Beschwerden liefen ins Leere, Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann habe auf ihr Schreiben nicht einmal reagiert, sondern es an die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) weitergeleitet, berichten sie. Und die wiegelte ab. Es handele sich um eine vom Rat beschlossene Linie, heißt es. Und die Blockumfahrt durch die Dr.-Kolb-Straße und Franzstraße sei eine Wendefahrt „und somit betrieblich notwendig.“

Eine ruhige Wohnstraße in Hochheide

Dabei sind die Belästigungen, die die Anwohner schildern, beträchtlich. Viele leben seit vielen Jahren, hier, die meisten in eigenen Häusern. Gern, wie sie versichern; auch wenn Hochheide gemeinhin nicht den besten Ruf genieße, habe man sich an der Franzstraße ein Stück ungetrübte Wohnkultur erhalten. Eine Wohnstraße mit vielen Bäumen, es herrscht Tempo 30. Blätter auf dem Boden kündigen den Herbst an. Es ist schön ruhig.

Bis der nächste Bus kommt. Das gleiche Spiel. Der Fahrer kurbelt und rangiert. Ächzend ruckelt das schwere Gefährt um die Ecke, rumpelt dann über die Franzstraße, um via Moerser Straße zurück zum Endhaltepunkt Hocheider Markt zu entschwinden. Von hier aus fahren die Busse dann Richtung Meiderich. Ein zusätzliches Angebot seit der Fahrplanänderung Ende 2019, das die Bewohner der Franzstraße unangemessen finden, obwohl sie sich für den ÖPNV aussprechen. Aber auf dieser Strecke verkehrten bereits zwei Niag-Busse. Vor allem können sie nicht verstehen, dass die Wendefahrt ausgerechnet über ihre schmale Straße führen muss.

Scheinwerfer leuchten ins Schlafzimmer

Auch die Busfahrer wollten das Stück Franzstraße nicht fahren, da es für sie schwierig sei, dort durchzukommen, erfuhren Hans-Jakob Volz und seine Frau Marina, Anwohner seit über 20 Jahren, in Gesprächen. Anfangs seien die Busse in der engen Kurve ständig gegen parkende Autos geschrammt. Nun sollen es Halteverbotsschilder richten. Ein Ärgernis seien auch die Schäden an der Straße, zahlbar durch die öffentliche Hand. Bereits die temporäre Umleitung des Verkehrs wegen der Kanalbaustelle Kirchstraße über die Dr. Kolb- und Franzstraße habe zu einer gravierenden Verschlechterung des Straßenzustands geführt.

„Und dann sitzen fünf Leute in einem Bus“, erbost sich Uwe Sperling. Er lebt seit 60 Jahren an der Franzstraße und ist richtig aufgebracht: „In unserem Haus wackelt der Dachstuhl, wenn die vorbeifahren!“ Von vier Uhr früh bis 23 Uhr gehe das so, im Schnitt zweimal in der halben Stunde. Und nach Einbruch der Dunkelheit scheinen die Scheinwerfer direkt ins Schlafzimmerfenster seiner Mutter hinein. Eine weitere Folge hat Sperling errechnet. Zehn Kilometer Wendeschleife führen die Busse, 80 Busse pro Tage, 800 Kilometer also. Ergibt: einen riesigen Spritverbrauch. „Was für eine Umweltbelastung!“, schimpft er. „Das kann nicht wirtschaftlich sein, bei den paar Fahrgästen.“

DVG bittet die Anwohner um Geduld

Dass die Busse leer erschienen, läge möglicherweise daran, dass sie dort starteten, beziehungsweise endeten, vermutet eine Sprecherin der DVG. „Die meisten Busse füllen sich erst zwischen Start- und Endhaltestelle.“ Wegen der Rückmeldungen der Anwohner werde man sich die Situation vor Ort aber gemeinsam mit der Stadt anschauen. Bis dahin bittet sie um Geduld.