Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. So angelt man Nachwuchs: Der ASV Gut-Biss Rumeln-Kaldenhausen wirft ein kostenloses Schnupperjahr als Köder aus und hofft, dass viele anbeißen.

Da ist dieses Bild aus Kindertagen im Kopf. Ein Angler, gemütlich auf dem Campingstuhl, er blickt stur geradeaus aufs Wasser. Ab und zu holt er die Schnur ein und wirft die Angel wieder aus. Gefühlte Stunden geht das so. Fische? Fehlanzeige! Angeln muss verdammt langweilig sein. Das machen alte Männer mit Bart und Gummistiefeln. So viel ist hängen geblieben damals. Es lebe das Klischee!

Jan Oltmann braucht keine zehn Minuten, um meine Vorurteile im Mühlenbergsee zu versenken. Der 23-Jährige trägt einen coolen schwarzen Hoodie, bedruckt mit einem Fisch. Die dunkle Sonnenbrille hat er sich in die Haare geschoben. Er trägt keine Gummistiefel, sondern ganz normale Schuhe. Und vor allem: Er ist in Bewegung. Die ganze Zeit! Angel rein, Angel raus, Angel rein, Angel raus. Er geht nach links und nach rechts, versucht es ganz vorne und dann wieder weiter hinten. Zack, zack, zack. Auch das ist Angelsport. Und es sieht ganz schön anstrengend aus.

Die Sache mit dem Raubfisch

Ein Koffer voller Angelschätze: Für jeden Fisch gibt es den richtigen Köder. Dann muss er nur noch anbeißen.
Ein Koffer voller Angelschätze: Für jeden Fisch gibt es den richtigen Köder. Dann muss er nur noch anbeißen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Einen Raubfisch zu fangen, ist kein Kinderspiel. Mit einer „Spinnrute“ versucht Jan Oltmann an diesem sonnigen Freitagmittag sein Glück. Die sportliche Variante der Angel ist dazu da, um permanent ins Wasser geworfen und wieder eingeholt zu werden. Spinnfischen nennt man das. Ziel sind Fische wie Barsche oder Hechte, die mit den gekonnt und flott bewegten Ködern angelockt werden sollen.

Jan Oltmann ist Jugendwart des Angelsportvereins Gut-Biss Rumeln-Kaldenhausen. Und er hat Geduld mit Menschen wie mir, die keine Ahnung von seinem Hobby haben. Bleikugel, Schwimmer, Vorschnur, Wurfgewinde, Stopper – in aller Ruhe erklärt der 23-Jährige, wie so eine Angel aufgebaut ist und was man tun muss, um damit einen Fisch zu fangen. Wichtig ist: Fisch ist nicht gleich Fisch. Da gibt es die friedlichen Exemplare, die gerne an Maden und Mehlwürmern anbeißen und eben die Raubtiere, die mit durchs Wasser flitzenden Plastikfischen überlistet werden können.

Heute will es allerdings nicht klappen am Mühlenbergsee, in dem sich Fische wie Barsche, Hechte, Karpfen, Rotaugen, Rotfedern, Schleien, Bresen und Aale tummeln. Ein paar Mini-Barsche sind zwar im flachen Wasser am Ufer zu sehen. Aber die sind viel zu klein für die großen Köder. Wer beim Angeln auf Barsche geht, der träumt vom großen Wurf. 36 Zentimeter – das war Oltmanns längster Barsch bisher. „Mein Bruder hatte schon einen mit 50 Zentimetern.“ Dass diesmal so gar keiner in Sicht ist, hat vor allem damit zu tun, dass die ungewöhnlich warme Septembersonne auf den Mühlenbergsee knallt. Unsere Verabredung am Mittag war nicht die beste Idee fürs Angeln. Die Fische machen Siesta.

Nein, mit diesem rostigen Kahn wird nicht geangelt. Aber er macht sich ganz gut als Blickfang am Ufer.
Nein, mit diesem rostigen Kahn wird nicht geangelt. Aber er macht sich ganz gut als Blickfang am Ufer. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Aber reden können wir über den Verein und das Hobby – während der Angler nebenbei weiter ehrgeizig und unermüdlich die Spinnrute durch die Luft sausen lässt. Seit 13 Jahren angelt Jan Oltmann. Das weiß er so genau, weil er als Kind auf seinen zehnten Geburtstag hingefiebert hat. Auf den Tag, als er endlich alt genug war, um Mitglied bei Gut-Biss werden zu dürfen. Diese Neigung hat er vom Papa geerbt. „Ja, der angelt natürlich auch“, sagt Jan Oltmann und lacht.

Aber nicht alle Vereinsmitglieder haben Kinder oder können ihren Nachwuchs vom Angelsport begeistern. Deshalb muss sich der Verein Gut-Biss, der in diesem Jahr den 60. Geburtstag gefeiert hat, auch andere Wege überlegen, wie er an neue Mitglieder kommt. Aktuell sind es 180, davon nur ein knappes Dutzend in der Gruppe der Jugendlichen zwischen zehn und 17 Jahren. Wie überzeugt man junge Leute davon, dass Angeln cool ist? Die Rumeln-Kaldenhausener versuchen es in ihrem Jubiläumsjahr mit einem Schnupperangebot: Ein Jahr lang dürfen Jugendliche den Sport bei Gut-Biss gratis ausprobieren.

Das Handy bleibt in der Tasche

Die beiden Jugendwarte Jan Oltmann und Patrick König kümmern sich um die Nachwuchs-Angler. Dazu gehört nicht nur, dass sie ihnen bei den ersten Versuchen mit der Angel zur Seite stehen. Sie organisieren auch besondere Aktionen wie das jährliche Camp mit Zelten und Nachtangeln oder den Ausflug zum Forellenhof. Geangelt wird ansonsten an den beiden vom Verein gepachteten Gewässern Mühlenbergsee und Rottmannsee (Tegge). Sechsmal im Jahr gibt es Wettbewerbe, die im Fachjargon „Durchgänge“ genannt werden. Und: Am Vereinsheim an der Hohenbudberger Straße steht ein Räucherofen, den die Mitglieder nutzen dürfen.

Für Jan Oltmann, der neulich seine Ausbildung als Radiologieassistent abgeschlossen hat und demnächst ein Studium beginnt, ist das Angeln Entspannung pur. „Ich habe Migräne und dagegen hilft Angeln bei mir sehr gut.“ Draußen in der Natur sein, das Handy wegpacken und sich einfach nur auf eine einzigen Sache fokussieren – das macht für ihn den Reiz dieser Sportart in der immer schnelllebigeren und vernetzten Welt aus. „Viele Jugendliche haben Probleme damit, zur Ruhe zu kommen.“ Beim ASV Gut-Biss können sie auch das lernen.

>>> HIER GEHT’S ZUM KOSTENLOSEN SCHNUPPERJAHR FÜR JUNGE ANGLER

Wer den Angelsport kennenlernen möchte und zwischen zehn und 17 Jahren alt ist, kann sich beim ASV Gut-Biss melden. Der Verein möchte die Jugendabteilung vergrößern und bietet ab sofort ein Schnupperjahr an.

Kontakt am besten per Mail an jan.oltmann1000@web.de. Mehr Information über den Verein unter www.gut-biss.de