Duisburg-Homberg/Moers. Patienten kennen Dr. Constanze Spiess als Ärztin aus dem Medizinischen Versorgungszentrum Moers. Jetzt spielt sie in der „Gemeinschaftspraxis“.
Manchmal muss man die Vernunft einfach über Bord werfen und der Leidenschaft das Steuer überlassen. Kann denn eine Ärztin und Mutter dreier noch ziemlich kleiner Kinder ihren Traum, eine Rolle in der Fernsehwelt zu spielen, so einfach verwirklichen? Und ob sie das kann! Wer in diesen Tagen mit Dr. Constanze Spiess telefoniert, der spürt, wie ihre Energie durch die Telefonleitung fließt. Wenn man das tut, wofür das Herz schlägt, wachsen manchmal ungeheure Kräfte. Ja, natürlich, ihren Job als Hausärztin im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Moers hat sie sehr gerne gemacht. „Ich bin aus tiefstem Herzen Ärztin“, sagt die Hombergerin. Aber da gibt es eben auch noch diese andere Sehnsucht, die schon lange in ihr kribbelte und der sie nun so mutig Raum gegeben hat.
Heute um 17 Uhr startet auf dem Sender Sat.1 das Projekt, für das Dr. Constanze Spiess ihren Job als Allgemeinmedizinerin in Moers kürzlich aufgegeben hat. In der Sendung „Die Gemeinschaftspraxis“ spielt die Hombergerin die Gynäkologin Dr. Franziska Schumann. „Ich freue mich wahnsinnig, dass ich dabei bin.“
2019 sendete der Fernsehsender Sat.1 bereits zehn Pilotfolgen
Vor einem Jahr hatte der Sender mit zehn Pilotfolgen getestet, ob das Konzept, dass echte Mediziner mit schauspielernden Patienten wahre Fälle nachspielen, beim Publikum ankommt. Zufällig waren die Fernsehmacher bei den Vorbereitungen auf Dr. Constanze Spiess gestoßen, die eigentlich mit ihrer Tochter bei einem Kinder-Casting war. Als man dort hörte, dass die Mama Ärztin ist, durfte sie an Ort und Stelle ein paar Sätze in die Kamera sprechen und wurde kurz darauf für „die Gemeinschaftspraxis“ engagiert.
Ein seltsamer Zufall, denn genau davon hatte sie schon als Studentin geträumt. „Ich habe früher immer schon gesagt, dass ich gerne Fernsehärztin werden möchte.“ Die Pilotfolgen im vergangenen Jahr haben Dr. Constanze Spiess einen Riesenspaß gemacht. Die Drehtage in Köln waren zwar ein strammer Spagat zwischen der Familie und dem eigentlichen Job als Hausärztin, aber die Arbeit vor der Kamera scheint ihr im Blut zu liegen. „Ich muss keinen Text lernen oder Szenen vorher proben. Das mache ich alles ganz spontan und natürlich. So, wie ich es auch als Ärztin machen würde.“
Der Fachbereich der Gynäkologie ist aus mehreren Gründen kein Problem für sie
Mit dem Unterschied, dass die Fachärztin für Allgemeinmedizin und Arbeitsmedizin im Fernsehen als Dr. Franziska Schumann eine Frauenärztin spielt, da für diese Rolle noch jemand gesucht wurde. „Das ist kein Problem für mich, Gynäkologie war Teil meines Medizinstudiums.“ Außerdem hat sie selber drei Kinder zur Welt gebracht: „Auf diesem Gebiet bin ich Expertin.“
Das kann sie nun mehrfach pro Woche zeigen, denn für die erste Staffel der täglichen Serie werden aktuell 40 Folgen produziert. Trotz Corona ist das möglich, da entweder der Abstand eingehalten wird oder – wie im echten Leben – auch vor der Kamera Visiere getragen werden.
„Das ist herrlich“, schwärmt sie über die Arbeit mit den anderen echten Medizinern und Assistenten. „Wir sind wie eine große Familie.“ Dazu kommen die wechselnden Schauspieler, auf deren gespielte Leiden die Ärzte vor der Kamera so reagieren, als wären es richtige Fälle. Echte Spritzen oder Blutabnahmen gibt es aber natürlich nicht, die Röhrchen sind vorher schon mit roter Flüssigkeit gefüllt.
Dreimal pro Woche geht es jetzt von Homberg nach Köln
Und: Die Bedingungen, unter denen das Team arbeitet, sind mit dem von Sparzwängen gebeutelten Gesundheitssystemnicht zu vergleichen. Gestresste Kollegen und Wartezeiten? Nicht in der Gemeinschaftspraxis. „Das ist wunderbar, wenn ich den Kollegen einer anderen Fachrichtung um Rat fragen muss, dann hat der immer sofort Zeit“, berichtet Dr. Constanze Spiess über die in diesem Bereich noch heile Fernsehwelt. Auch die Ausstattung der Praxis ist topp.
Ungefähr dreimal pro Woche geht es für die momentan tatsächlich hauptberufliche Fernsehärztin sehr früh am Morgen von Homberg nach Köln. „Ich bin glücklich, dass ich zuhause einen so guten Rückhalt habe.“ Da springt auch schon mal die Oma ein, um die Kinder (zwei, fünf und sieben Jahre alt) und den Familienhund zu betreuen.
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Zwischen Drehtagen und dem ganz normalen Wahnsinn des Familienalltags bleibt neuerdings sogar noch die Zeit, dreimal pro Woche intensiv Sport zu machen. Da ist sie wieder, die besondere Energie, die freigesetzt wird, wenn die Leidenschaft im Alltag eine Hauptrolle spielt. „Meine Drehbücher lese ich beim Cardiotraining auf dem Rad.“ Und wenn sie dann am Abend in der Hundeschule auch noch erfährt, dass sie von anderen im Werbe-Trailer für die neue Staffel auf Sat.1 schon erkannt wurde, dann weiß sie, dass ihre Entscheidung richtig war: „Das freut mich total, dass ich als Schauspielerin wahrgenommen werde.“
Ihren ersten Auftritt am heutigen Montag kann Dr. Constanze Spiess übrigens selber gar nicht anschauen – sie ist beim Dreh in Köln. Denn dort wartet der nächste Fall auf Dr. Franziska Schumann.
Die Gemeinschaftspraxis, von Montag, 7. September an - immer montags bis freitags um 17 Uhr auf Sat.1.