Duisburg-Rheinhausen. Die Union hat in Rheinhausen ein eigenes Kommunalwahlprogramm geschrieben. Sie tritt mit einem deutlich verjüngten Team an.
Ferdi Seidelt wirkt im Clubhaus des TV Rumeln-Kalendhausen wie ein Trainer, der für die bevorstehende Meisterschaft seinen neuen Kader präsentiert. Der 66-jährige Fraktionschef der CDU in der Bezirksvertretung, der selbst die Rolle des Liberos einnimmt, setzt am 13. September auf Sieg und präsentiert unter den ersten sieben Plätzen vier junge Talente in seinem Team: Kai Müller und Andreas Hitt (beide 38), Kriminalhauptkommissar Stefan Dase (36) und die erst 28-jährige Katharina Pfennings, die in Düsseldorf im Gleichstellungsreferat von Bauministerin Ina Scharrenbach arbeitet.
Verjüngung des Teams, aber Frauen-Quote verfehlt
Das Verhältnis zwischen Erfahrung und jugendlichem Elan scheint damit gut ausgelotet, das der Geschlechter allerdings nicht. An die eigene Quote, die auf jedem dritten Platz eine Frau vorsieht, hält sich die CDU nicht. Sibylle Mönnicks (72) hat zugunsten des Nachwuchses verzichtet und gibt sich mit Platz neun zufrieden. „Den Mangel kompensieren wir bei unseren Ratskandidaten“, sagt Seidelt. Dort stehen auf den aussichtsreichen drei Plätzen mit Sylvia Linn (54) und Iris Seligmann-Pfennings (59) neben Klaus Mönnicks (74) zwei Frauen mit Ratserfahrung.
Trumpf im Ärmel: Ehemaliger Stadtplaner ist CDU-Quereinsteiger
Seidelt hat aber für die BV noch einen Trumpf im Ärmel: Dieter Recksiegel. Der 68-jährige Raum- und Stadtplaner hat von 1986 an 30 Jahre ziemlich exklusiv im Stadtplanungsamt die Grundzüge für die Entwicklung Rheinhausens konzipiert. „Ich war Teil der Lösung und Teil des Problems“, sagt der 68-Jährige mit einem Augenzwinkern über die Zwänge, die mit dieser Aufgabe einhergehen. Er habe immer die Meinung vertreten, dass Rheinhausen aus planerischer Sicht unterrepräsentiert sei und frische Impulse gebrauchen könne. Seit 2019 ist der Pensionär Mitglied der CDU und Berater der Fraktion, die, wie Seidelt betont, bei vielen Initiativen von dem Sachverstand des Quereinsteigers profitieren konnte.
Ein Dutzend Aufträge erfüllt
Die Entscheidung fällt wie im Fußball auf dem Platz, also im Parlament. Seidelt hat nachgezählt. 194 Anträge und Anfragen hat die CDU in der sechs Jahre langen Wahlperiode gestellt und ist damit mit Abstand Tabellenführer. Gemeinsam mit anderen habe sie noch viel mehr Anträge auf den Weg gebracht. Aber nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ zieht Seidelt eine positive Bilanz, die auch dem Wähler auf einem Flyer mit einem Dutzend abgearbeiteter Punkte präsentiert wird.
Bei einigen sei Beharrlichkeit und wiederholtes Nachhaken gefordert. In der Erfolgsbilanz stehen unter anderem: die Beseitigung der Bauruinen an Ulmen- und Birkenstraße und die Neubebauung; die Mitgliedschaft im Bündnis „Deutschland summt“, in dem 19 weitere NRW-Städte mitmachen, in denen die Initiative indes von SPD oder Grünen ausgegangen sei. „Fast im Alleingang hat die CDU den Standort der Altentagesstätte Hans-Böckler-Straße in Hochemmerich als Treffpunkt für die Bevölkerung gerettet“, so Seidelt. Als Sponsor habe er in „einem offenen Männergespräch“ mit Volker Seemann den Bauverein gewonnen.
Er nennt weiter die Stichworte Weihnachtsbeleuchtung, Stolpersteine, Mahnmale für Widerstandskämpfer, die Rettung des Wandmosaiks im alten Hallenbad und die Schlaglochjäger.
Programm: Langform im Internet - Kurzform im Briefkasten
Im Gegensatz zu anderen Stadtbezirken hat die Union in Rheinhausen, ebenso wie die SPD, ein eigenes Kommunalwahlprogramm geschrieben. Die Langform, in dem alle Lebensbereiche von Brücken über Lkw-Verkehr bis Wohnungsbau durchdekliniert werden, ist im Internet auf der Seite der CDU-Rheinhausen zu finden. Das Kondensat, das zehn Punkte umfassende Pflichtenheft, passt auf eine Karte im größeren Postkartenformat. Hinzu kommt ein Kandidatenbrief.
Coronabedingt wird der Wahlkampf ins Internet und die Briefkästen verlagert. Da geht es unter anderem um die Verlängerung der Osttangente, die Klaus Mönnicks, wie er betont, als erster beim Neujahrsempfang in Friemersheim in diesem Jahr wegen der historischen Chance durch den Neubau der Autobahnbrücke Neuenkamp aus der Versenkung geholt habe; um die Vitalisierung des Businessparks Asterlagen, wo 60.000 Quadratmeter nicht genutzt werden, weil seit Jahren auf die Chinesen mit ihrem World-Trade-Center gesetzt werde, das vermutlich nicht kommen werde; und um die Belebung verlassener Orte, wie den zwingend nötigen Abriss des Glaskastens an der ehemaligen Krupp-Verwaltung.
Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger WestenSylvia Linn sitzt im Schulausschuss und beklagt nicht nur bauliche Mängel. „Gerade die vergangenen Wochen mit Home-Schooling haben gezeigt, dass wir noch nicht da sind, wo wir sein sollten.“