Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. Helmut und Renate Herzig sind seit 65 Jahren verheiratet. An die erste Begegnung können sie sich noch gut erinnern. Gefunkt hat es erst später.
Die Blicke von Renate und Helmut Herzig schweifen zu den roten, duftenden Rosen. Das romantische Idyll im Kleingarten ihres Sohnes Uwe und seiner Frau Monika hat’s ihnen angetan. Auf dem Gelände des Kaldenhausener Kleingartenvereins „Zum Heckhofen“ liegt auch ihr eigenes, 360 Quadratmeter großes Gartenidyll. Schwiegertochter Monika liebt Überraschungen: „Renate und Helmut sind die weltbesten Schwiegereltern. Und nun gibt es etwas Besonderes zu feiern.“
Renate (81) und Helmut (85) Herzig feiern heute ihre eiserne Hochzeit. Genau vor 65 Jahren, am 2. Juli 1955, gaben sich die damals 17-jährige Renate und der 21-jährige Helmut in der Friemersheimer St. Joseph-Kirche das Jawort. Zwei Jahre zuvor zog der gebürtige Oberschlesier Helmut mit seiner Mutter nach Rheinhausen: „Damals wurde Familienwohnraum im Ruhrgebiet geschaffen.“ Ein Nachbarkumpel zeigte Ortsneuling Helmut die Umgebung. Am Rheinhausener Baggerloch rollte ein Ball auf die Jungs zu. Es war der Ball von Renates Freundinnenclique. Renate dachte: „Was wollen die hier?“ Die Jungs nahmen den Ball mit. Der Ball ist bis heute verschollen.
Ein Volltreffer
Aber: Es war ein Liebesvolltreffer – zunächst nur bei Helmut. „Aber dann kamen wir uns in einer Wirtschaft näher“, erinnert sich Renate. Später absolvierte Helmut eine Ausbildung als Maschinist. Renate begann eine Ausbildung als Verkäuferin, bis sich das erste Kind ankündigte.
Die Eltern mussten der Heirat zustimmen
Für das Liebespaar war klar: „Wenn ein Kind kommt, heiraten wir.“ Weil sie beide nicht volljährig waren - das war man bis 1974 erst mit 21 Jahren - benötigten sie die Heiratsgenehmigung ihrer Eltern. Nach einer unvergesslichen Hochzeit in Weiß lebte das Ehepaar zunächst ein paar Jahre bei Helmuts Eltern und zog 1959 nach Kaldenhausen. Einen Monat nach der Hochzeit kam Tochter Angelika auf die Welt. Ein Jahr später wurde Jürgen geboren, gefolgt von Uwe, Sabine und schließlich Markus.
Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen1978 endete Markus’ Leben jäh auf tragische Weise: Der Achtjährige ertrank in einem Moerser Schwimmbad. „An seinem Geburtstag treffen wir uns alljährlich und bringen Geburtstagskuchen mit“, sagten die Herzigs mit Tränen in den Augen. Trost finden sie auch bei den sechs Enkeln und Urenkeln und bei ihren Lieblingshobbys, dem Gärtnern und Singen. Helmut ist Chormitglied beim Friemersheimer Männergesangsverein Frohsinn. Im Kleingarten, den das Paar seit 1970 besitzt, erntet er Kartoffeln und Gemüse, während Renate die Rosen umsorgt. Gerne erinnern sich die Herzigs an Langläufe in den Bergen, Griechenlandurlaube und Donauschifffahrten.
Familienessen muss ausfallen
Coronabedingt fällt das Familienessen zum Hochzeitsjubiläum in einem Krefelder Restaurant allerdings flach. Gefeiert wird das Ehejubiläum trotzdem – familiär und vielleicht ganz spontan im romantischen Kleingarten. Tipps für frischverliebte Paare haben die Herzigs auch in petto: „Am Valentinstag gibt’s Rosen und Pralinen. Aber das Wichtigste ist, gute Zeiten zu schätzen und in schwierigen Zeiten zusammenzuhalten.“