Duisburg-Rheinhausen. Logport brachte Duisburg nicht nur viele Jobs, sondern auch Probleme. Anlass für Bürgerproteste gegen den Lkw-Verkehr seit der ersten Stunde.
Es war um das Jahr 2000 herum, als Gisela Komps persönliche Geschichte des Widerstands begann. Schon damals wohnte sie in Friemersheim. „Erst wusste ich nicht, was ich von Logport halten sollte. Es entstanden viele Jobs, aber es fuhren auch immer mehr Lkw.“ Es kam zu ersten Unfällen. Baken wurden umgefahren, Geländer, Schilder, Laternen, „irgendwas musste immer erneuert werden.“ Der Verkehr zu Logport 1 nahm zu. Laster rumpelten durch Wohnviertel, es wurde laut, gefährlich und die Luft war schlecht. Die Probleme kamen nicht von ungefähr. Von Anfang an hatten Umweltinitiativen die fehlende Anbindung an das neue Logistik-Areal kritisiert. 20 Jahre später dauern die Proteste an. Und so ist die Erfolgsgeschichte des Logport auch eine Geschichte des bürgerlichen Widerstands. Zwei, die noch dabei sind, erzählen.
Ersatzarbeitsplätze waren nach der Schließung von Krupp das Thema
1995 war Schluss mit Krupp in Rheinhausen. Das Werk wurde gesprengt. „Ergebnis war ein Trümmerhaufen Industriegelände“, erinnert sich Gisela Komp. „Ein Riesenareal“, ergänzt Norbert Bömer. Bömer ist Gründer der Bürgerinitiative Saubere Luft und wie Komp vom Umweltforum West Planungskritiker der ersten Stunde. Krupp hinterließ in mehrfacher Hinsicht eine Riesenlücke. „Ersatzarbeitsplätze“, so Bömer, „waren das beherrschende Thema.“ Da kamen die Pläne der Duisburger Hafengesellschaft richtig. Ab 1999 entstand auf dem Kruppgelände ein Logistikzentrum modernster Art.
Problematisch: Die Fläche zwischen Rhein und Rheinhauser Gebiet lag wie in einer Sackgasse. Ein Lkw-Verkehr, wie ihn ein Logistik-Areal mit sich bringt, war hier nicht vorgesehen. Die Überplanung sei „handstreichartig“, ohne Planfeststellungsverfahren und Bürgerbeteiligung, verlaufen, kritisierten Gisela Komp und Paul Moses als Chef des Umweltforums 2011 in einem Antrag an die Bezirksvertretung.
Planerisch sind die „mit der Dampfwalze drüber gegangen“
„Planerisch“, urteilt Bömer immer noch, „sind die mit der Dampfwalze drüber gegangen.“ Grundlage sei fast durchgehend der sogenannte Baulückenparagraf 34 gewesen, bis heute verantwortlich für die „urwüchsige Entwicklung“.
2001 waren die Probleme bereits offensichtlich. Lkw, die sich durch Kaiser-, Kronen- und Kronprinzenstraße quälten. Container, die auf dem Weg zu Tor 1 an der Eisenbahnbrücke hängen blieben. Bömer: „Die donnerten da regelmäßig vor. Die Bahn musste dann warten, kein Zug durfte fahren. Für uns waren das erste Anzeichen, dass etwas gründlich schief lief. Die Straßenanbindung funktionierte nicht.“
Zwei Umgehungsstraßen sollten eine Entlastung bringen
Logport wuchs. Ebenso der Widerstand. Die Aktivisten des Westens kannten sich. Viele hatten schon für die Krupp-Arbeitsplätze demonstriert. Jetzt verfolgten sie die weitere Entwicklung mit Interesse. Als die Hafen-AG 2011 plante, auf der anderen Seite von Friemersheim den Containerterminal zu errichten, zogen mit den Bürgerinitiativen „Keine Lkw in Friemersheim“ und „Saubere Luft“, dem Umweltforum Duisburg und der Umweltgruppe West bereits vier Gruppen an einem Strang. Sie befürchteten noch mehr Lkw durch Logport 3.
Komp war immer dabei. Sie war mit der Friedensbewegung bis Dortmund marschiert, hatte schon in den 1980ern für umweltschonende Technologien gestritten. Eine Zeit saß sie für die Grünen in der BV. Bömer ist Ex-Gewerkschafter. Mit der BI Saubere Luft verhinderte er ein Kohlekraftwerk in Uerdingen. Im Laufe der Zeit habe man mehr und mehr zusammengearbeitet, schildern sie. „Wahrscheinlich“, überlegt Komp, „haben wir schon miteinander auf der Brücke der Solidarität gestanden, ohne es zu wissen.“
2008 eröffnete die Osttangente mit dem Ziel, inzwischen 1700 Lkw täglich direkt zu Logport zu führen. Mit der L473n wurde etwas später die Verbindung zur A57 freigegeben. „Das hat eine Entlastung gebracht“, räumt Bömer ein. „Aber nicht in ausreichendem Maße.“
Ein Schadstofflager am Tor 1 wurde erfolgreich verhindert
Er berichtet von Erfolgen. So gelang es Umweltgruppen, ein Schadstofflager des Logistikers Talke am Tor 1 zu verhindern. Nach vier Jahren wurden die Pläne 2017 beerdigt. Heute sitzt dort die Firma Fressnapf. Bömer: „Damals haben wir Stadt und Planern gezeigt: Man kann nicht nur bauen, sondern muss sich auch Gedanken über die Folgen machen.“
Indes entpuppte sich die Infrastruktur auf Logport zusehends als mangelhaft. Es fehlte an Trucker-Hotels, Parkplätzen, Sanitäranlagen. Mit den bekannten Folgen: Fernfahrer, die wild campieren und sich in Grünanlagen erleichtern. Politische Anfragen verliefen im Sande. Gespräche, die Dietmar Vornweg, Chef des Friemersheimer Bauvereins, führte, zeigten keinerlei Wirkung. „Die Hafen-AG fühlt sich nicht zuständig“, schildert Bömer. Zigmal habe Vornweg die Logport-Konzerne angeschrieben. 50 Firmen, immer wieder. „Die haben ihm alle die kalte Schulter gezeigt.“
Geduld und Beharrlichkeit führen zum Ziel
Der Logport-Protest ist also - Detailarbeit. Lkw-Zählaktionen und Demos, jahrelang kämpfte Komp um die Fotofalle an der Friedrich-Ebert-Straße. Schier endlos zogen sich Entscheidungen über Lkw-Kontrollen durch das Ordnungsamt hin. 2016 erhielt Komp für ihren Einsatz gegen die Verkehrsbelastung den Förderpreis der Stiftung für Umwelt, Gesundheit und Soziales, 1500 Euro. Das Geld hat sie gleich in ihre Umweltgruppe gesteckt.
Bilanz? Man braucht Geduld und Beharrlichkeit für den Protest, zählen die zwei auf. Außerdem „breitgefächerte Aktivitäten und Fachwissen“. Immerhin: „Etwas besser“ sei das Leben mit Logport geworden. „Wir sind“, sagt Komp, „auf einem guten Weg.“