Duisburg-Rheinhausen. Mit einem Mini-Konzert gastierte die Rheinoper im Innenhof des Awo-Seniorenzentrums. Eine willkommene Abwechslung - für Künstler und Bewohner.

Schon das Nummernschild „D-OR...“ auf dem Sprinter vor dem Lene-Reklat-Haus weist auf hohen Besuch hin, steht es doch als Abkürzung für „Deutsche Oper am Rhein“. Denn einige Mitglieder des Düsseldorfer Ensembles haben beschlossen, für die Bewohner des AWO-Seniorenzentrums an der Friedrich-Ebert-Straße ein Mini-Konzert zu geben. Unter einem kleinen Pavillon unmittelbar vor dem wild wuchernden Teich der Anlage haben Techniker ein E-Piano aufgebaut.

„Wir wissen ja nicht, ob es anfängt zu regnen“, sagt Anne Grundmeier. Sie ist Dramaturgin an der Deutschen Oper am Rhein und gibt ihren zwei Solisten, dem Bariton Dmitri Vargin und der Sopranistin Anke Krabbe letzte Anweisungen für ihren Kurzauftritt.

Bühne frei für die „Zauberflöte“

Hier verwandelt sich der heimelige Ort am Teich in eine Naturbühne für die Mozart-Oper „Die Zauberflöte“, aus der die Sänger zwei Lieder interpretieren. Dabei werden sie von Dagmar Thelen am E-Piano begleitet. Aus einem Gebüsch lugt Dmitri Vargin im blauen Hemd als „Papageno“ hervor, nach seiner Frau suchend. „Pa-pa-pagena“, trällert er. Die Sopranistin hat sich hinter einem Baum versteckt, und steigt schließlich ins Duett mit ein. „Welche Freude wird es sein“, hallt es durch den Hinterhof - und inzwischen schauen etwa 35 Bewohner bei geöffneten Fenstern mit Freude im Gesicht dem unerwarteten Schauspiel zu. Danach singen die beiden Künstler Auszüge aus „Die lustige Witwe“ von Franz Lehár - und natürlich darf „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ vom Duisburger Opernstar Rudolf Schock nicht fehlen.

Ein Lied, extra für Duisburg

Applaus klingt aus den geöffneten Fenstern, die Senioren zeigen: Sie sind auch noch da! „Das Lied haben wir extra für Duisburg ausgesucht“, sagt Dramaturgin Grundmeier. Überhaupt ist sie froh, diese kleine Tournee mit den Ensemblemitgliedern gestartet zu haben. „Nach drei Monaten ohne Auftritte müssen unsere Künstler mal wieder ein Publikum vor sich sehen“, sagt die 35-Jährige. „Wir wollen in der Krise zeigen: Wir möchten zurück auf die Bühne!“, sagt sie, da sie sich der harten Einschnitte für die Kultur bewusst ist.

Solisten der Rheinoper auf Tour

Mit Mini-Konzerten in Innenhöfen von Duisburger und Düsseldorfer Pflegeeinrichtungen wollen Ensemblemitglieder der Deutschen Oper am Rhein die Kunst zu Menschen bringen, die von der Isolation in der Corona-Krise besonders stark betroffen sind

Auf dem Programm stehen 15-minütige Konzerte. Bisher traten die Solisten im Seniorenzentrum im Wohndorf Laar, im Awo-Zentrum Lene Reklat und im Awo-Seniorenzentrum Ernst Ermert in Duissern auf. Am Mittwoch, 24. Juni, 15.30 Uhr, endet die Reihe mit einem Konzert im Pflegeheim der Diakonie im Stammhaus in Düsseldorf-Kaiserswerth

Durch Zufall von diesem ehrenamtlichen Projekt hatte die Leiterin des Sozialen Dienstes im Reklat-Haus, Kerstin Hintze, erfahren. „Ich war sofort Feuer und Flamme, wir haben ja einiges im Haus gemacht, um den Bewohnern möglichst angenehm durch die Krise zu helfen.“

Aber alle wissen: So ein Konzert, eine mobile Disco oder Turnübungen vor geöffneten Fenstern, alle diese Dinge können die Probleme einer Kontaktsperre für die Senioren nicht mindern. Bewohnerin Liesel Rössler bringt es für alle auf den Punkt: „Es war wirklich schön, aber so ein Auftritt ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es wird Zeit, dass wir Senioren mal wieder raus und am Leben teilnehmen können, nachdem wir so lange in der Einrichtung bleiben mussten.“ Die 93-Jährige, die sonst gerne zu Theaterveranstaltungen in die Rheinhausen-Halle geht, hat Tränen im Gesicht. Leider wird es bis dahin noch etwas dauern.