Duisburg-Rheinhausen. Der Politikbetrieb ruht, Entscheidungen liegen brach. Die Probleme des Lkw-Verkehrs in Rheinhausen warten immer noch auf eine Lösung.
Ja, es gab eine Zeit vor Corona. Und es gibt Probleme, die gelöst werden wollen, auch wenn der politische Betrieb ruht. Etwa das der vielen Lkw, die Wohngebiete in vielerlei Hinsicht belasten. Dass etwas passieren muss, darin sind sich alle einig. Nur was? Und wann? Seit mehr als zehn Jahren wird in Rheinhausen eine Straße diskutiert, die am Rhein entlang vom Logport zur Homberger Auffahrt der A40 und zurück führen könnte - die Osttangente. Heute ist an der Brücke der Solidarität Schluss, 2008 wurde das erste Stück eingeweiht.
Der Weiterbau scheiterte seinerzeit an der Umweltprüfung. Im Zuge der Dauerdebatte über den Logport-Verkehr und vor dem Hintergrund, dass Prognosen eine Verdopplung des Schwerlastverkehrs in zehn Jahren voraussagen, wurde die Idee einer Fortsetzung von der örtlichen Politik jetzt gemeinschaftlich aus der Versenkung geholt: Im Januar forderte die Bezirkspolitik eine Machbarkeitsstudie unter Berücksichtigung des Naturschutzes. In der Februar-Sitzung des Rats ging ein Auftrag an die Verwaltung, die „Realisierungsfähigkeit“ zu prüfen. Und dann war Schluss.
Umweltschützer in Duisburg lehnen eine Weiterführung der Osttangente ab
Im Mai zeigen zumindest die Umweltschützer noch Interesse: Eine Weiterführung der Osttangente würde das schutzwürdig aufgebaute Naturschutzgebiet Halde Rockelsberg zerschneiden und bringe überdies keine echte Entlastung. Das führt Ulrich Scharfenort, Vorsitzender der Bürgerinitiative Saubere Luft, ins Feld, der zurzeit im Internet Unterschriften gegen die Verlängerung sammelt. Vielmehr könnte der Verkehr von der A40 über die A57 zum Logport gelenkt werden. Hierfür sei nur ein Lkw-Leitsystem erforderlich.
An der Bergheimer Straße beobachtet Hans Duwensee die Debatte über die Osttangente seit Beginn. Duwensee ist ein „interessierter Bürger“ und er ist aktives Mitglied der AG Handicap der Stadt. Regelmäßig besucht er Sitzungen der Bezirksvertretung und drängte schon vor dem politischen Stillstand auf eine flotte Fortsetzung der Planung, ohne „Parteienklüngel“ und Blicke auf den Kommunalwahlkampf, so sagt er. „Seinerzeit lag der Schwerpunkt auf dem Ausbau einer Anschlussstrecke an die A57 zum Anschluss Krefeld Gartenstadt“, erinnert er sich. Dies habe letztlich zu den innerörtlichen Problemen geführt: Der Schwerlastverkehr fließe seither von der A40 über die Moerser und Asterlager Straße über den nicht vollständigen Kreisverkehr nach Logport. Zurück gelinge das Ganze aber nicht. Und dies belaste etwa Ulmen- und Jägerstraße, Flutweg und Kreuzacker.
Im Prinzip nur eine Wanderstrecke?
Hier rissen die Lkw Schleppnägel im Kreisverkehr Kreuzacker heraus, die Verkehrsinsel auf der Moerser Straße würde regelmäßig in Mitleidenschaft gezogen. Schilder würden beim Abbiegen gestreift, verbogen oder herausgerissen. Die Cölve-Brücke sei nicht mehr befahrbar. „Und das gleiche Schicksal droht nun auch der Gatherweg-Brücke.“ Auch die Brücke der Solidarität sei nicht unbegrenzt haltbar.
Duwensee sieht in einer verlängerten Osttangente „eine echte Entlastung. Im Prinzip würde man eine Wanderstrecke opfern.“ Die rund 77.900 Einwohner Rheinhausens hätten einen Anspruch auf ein Leben ohne Lkw, findet er, „auch gegenüber einer Tierwelt im Rheinvorland.“ Die Ausbau-Strecke sei mit zwei Kilometern nicht lang und stünde in keinem Verhältnis zu den Ärgernissen in den Wohngebieten.
Er spreche für viele, wenn er sich von der Politik mehr Informationen über eine erweiterte Osttangente wünscht: Soll es eine Einbahnstraße mit Flüsterasphalt und Tempo 30 werden? Ist eine zweispurige Strecke geplant – ein Tunnel oder ein Überbau und wie soll das finanziert werden? Wie werden Fußgänger, Radfahrer, Hundehalter, Modellflieger und Pferdehof berücksichtigt? Auch Duwensee mit seinem E-Scooter möchte die Radwege der Rheinwiesen weiter benutzen können. „Wie lange will man denn noch warten, bis endlich etwas passiert?“