Duisburg-Baerl. Eigentlich gibt es in der Corona-Krise Dinge, die wichtiger sind als die Frisur - oder? Ein Besuch bei Friseurmeister Sven Maxheim in Baerl.
In den Zeiten der Corona-Krise gibt es eigentlich Wichtigeres, als an den perfekten Haarschnitt zu denken. Trotzdem freuten sich die meisten Menschen über die Ankündigung der Öffnung von Friseursalons Anfang der Woche, griffen zum Telefon, um Termine zu vereinbaren. So auch die Verfasserin dieses Berichts, die sofort den Friseur ihres Vertrauens kontaktierte und glücklich war, endlich wieder von ihrer Lieblingsfriseurin bedient zu werden.
Etwas merkwürdig wirkte das Bild schon, das sich beim Betreten des Salons bot: die Friseurinnen mit Mundschutz (wie die Kunden auch) und Schutzhandschuhen zeigen nach dem fröhlichen Hallo sofort auf das Desinfektionsmittel und begleiten den Kunden zu seinem Platz, weit weg von anderen Kunden, mehr als zwei Meter beträgt der Abstand. Sämtliche Hygienemaßnahmen, betont Sven Maxheim, Inhaber des Salons „Maxheim-Team – Der Friseur“ in Baerl an der Schulstraße, würden auch dem Selbstschutz dienen. Wie alle Friseure musste auch Maxheim seinen Salon Mitte März schließen.
Seinen zweiten Salon in Moers konnte er noch einen Tag offen halten, dann war aber auch dort Schluss – wie bei jedem Geschäftsmann mit finanziellen Verlusten. Trotzdem ließ sich der Friseurmeister seinen Optimismus nicht nehmen, hat sogar Lob für die Bundesregierung übrig: „Die Bezuschussung durch den Staat hat funktioniert. Meine Mädels waren in Kurzarbeit. Der Landeszuschuss von 15.000 Euro war innerhalb von sieben Tagen da, ist inzwischen allerdings aufgebraucht.“
Zurzeit ist wegen Corona nur das halbe Team im Salon
Die Zeit der Zwangsschließung nutzte der gebürtige Rheinhauser, um seine Homepage zu bearbeiten und eine App zu installieren, hielt weiterhin online und telefonisch Kontakt zu den Kunden, organisierte den Ablauf im Salon für den Zeitpunkt der Öffnung, schaltete eine Rufumleitung vom Geschäft nach Hause für die Terminannahme frei.
Erste Adresse in Duisburg-Baerl
Friseurmeister Sven Maxheim eröffnete 1996 einen Salon in Moers, 2000 den zweiten an der Baerler Augustastraße. Mit der Fertigstellung des Edeka-Geschäftes und des vorgelagerten Geschäftshauses an der Schulstraße 4 zog er 2017 in ein etwa 100 Quadratmeter großes Ladenlokal um. Der Baerler Salon ist heute mit vier Mitarbeiterinnen das Hauptgeschäft. Im Moerser Salon (Joachimstraße 3) arbeiten zwei Friseurinnen.
Sven Maxheim beschäftigt vier Mitarbeiterinnen in Baerl, zwei in Moers. Er führte die Öffnungszeiten von 8 bis 20 Uhr ein. Gearbeitet wird in zwei Schichten (8 bis 14 Uhr, 14 bis 20 Uhr), damit nur das halbe Team im Salon ist. „Aufgrund der Auflagen schaffen wir nur die Hälfte. Gleichwohl sind wir auch jetzt ausgelastet“, sagt der 44-jährige Chef. Die finanziellen Auswirkungen kann er noch nicht einschätzen, obwohl er die Preise aufgrund der zusätzlichen Kosten für die Schutzmaßnahmen etwas anheben muss. „Was weg ist, ist weg“, sagt er und ergänzt: „Am Monatsende wird nicht mehr als Plus-Minus-Null rausspringen.“
Dennoch bleibt Sven Maxheim gelassen: „Wenn wir irgendwann wieder ein normales Leben führen können, werden wir auch wieder Geld verdienen.“ Gefreut hat den Friseurmeister, dass 99 Prozent seiner Kunden sehr entspannt waren und zurückgekommen sind, auch wenn nicht alle Leistungen, wie kosmetische Behandlungen oder Bartrasur und -pflege im Barbershop, angeboten werden können.
Mit Zuversicht geht es in seinen Salons erst mal weiter. „Wir waren heilfroh, als wir wieder öffnen konnten“, sagt Sven Maxheim und scherzt: „Ich habe immer gesagt, dass der Friseur systemrelevant ist.“
Und während seine Kundinnen chic gestylt den Salon verlassen, zeigt der Friseur auf seine Haare. Sie müssten mal geschnitten werden, meint er betrübt und löst bei Kundinnen und Mitarbeiterinnen schallendes Gelächter aus: „Meine Mädels kümmern sich nicht um mich. Sie lassen mich verlottern.“