Duisburg-Homberg. In der St. Franziskus-Gemeinde in Duisburg gehen Pfarrer Thorsten Hendricks und sein Team neue Wege. Gläubige schicken Fürbitten per Whatsapp.

Das mit der Whatsapp-Fürbitte hat schon mal geklappt. Jetzt brennt ein Teelicht in der Homberger St. Franziskus-Gemeinde für alle im Pflegebereich tätigen Menschen. Ich habe in meiner Whatsapp um viel Kraft und Mut für das Krankenhauspersonal gebeten und auch darum, dass Krankenschwestern und Ärzte in diesen Tagen hoffentlich viele Corona-Viruspatienten auf der ganzen Welt heilen können.

Zur Bestätigung des Eingangs sendet mir Pastoral-Referentin Mirijam Held über Whatsapp ein Foto einiger Kerzen, die vor einer Pietà entzündet wurden, darunter meine. Jedes Teelicht steht für Wünsche, Fürbitten oder Gebete gläubiger Menschen aus der letzten Woche.


Da keine Gottesdienste mehr stattfinden, hat Pfarrer Thorsten Hendricks mit seinem Team die Idee dieser Whatsapp-Fürbitten entwickelt, seine Pastoral-Referentin nimmt sie entgegen, verliest sie dann in der Kirche und stellt das Foto auf Facebook. Not macht erfinderisch: ‚Kirche to go‘ ist ein weiterer Einfall der Homberger Gemeinde.

Ein Gebet für den kranken Freund

Pfarrer Thorsten Hendricks verteilte in der Liebfrauenkirche Tüten als „Kirche to go“ an die Gläubigen.
Pfarrer Thorsten Hendricks verteilte in der Liebfrauenkirche Tüten als „Kirche to go“ an die Gläubigen. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

In der Liebfrauenkirche herrscht eine ruhige Stimmung, links brennt das Ewige Licht, in der Ecke, in der Nähe der Marienstatue, flackern Kerzen. Auf einer Seitenbank neben dem Altar sitzen ein paar Gläubige. Einer davon ist Friedhelm Bäumer: „Ich bete hier für einen schwer erkrankten Freund“, sagt der Mann, der oft als Lektor im Gottesdienst engagiert ist.

Nicht umsonst hat Pastor Thorsten Hendricks die Pforten geöffnet: „Die Menschen brauchen in diesen schwierigen Tagen einen Ort, wo sie ihre Gebete sprechen können“, sagt der 42-Jährige. Zu allen Zeiten sei die Kirche für die Ängste und Nöte offen gewesen – so auch in dieser Zeit. „Wir Christen müssen die Krise auch als Chance nutzen“, sagt der Geistliche und verweist auf die Herkunft des Wortes aus dem Lateinischen. Denn Krise stammt von dem lateinischen ‚Discrimen‘ ab, und das bedeutet nun mal ‚Entscheidung‘ oder ‚Gefahr‘.

Entscheidungen, die man selbst fällen kann, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Nächstenliebe in Form von Vermeidung sozialer Kontakte. „Die Menschen können sich auf sich selbst besinnen – und einmal überlegen, wie sie sich in dieser Krise einbringen können“, sagt Thorsten Hendricks. Selbst hat er Seminare zum Thema „Kirche in die Hände der Menschen geben“ besucht. Das Know-How daraus kann er jetzt gut gebrauchen. „Wir haben schon diesen Einkaufsservice für ältere Menschen in unserer Gemeinde organisiert. Mal sehen, welche Aktionen sonst noch kommen“, sagt der Pfarrer der St. Franziskus-Gemeinde, der sich jetzt hauptsächlich um die Seelsorge und um die karitative Arbeit kümmern will.

Kräutertee, Licht und ein Segenswunsch

Auch an den kommenden Sonntagen vor dem Osterfest soll die Kirche für alle geöffnet bleiben.

Für den Gottesdienst zu Hause gibt er mir eine Tüte „Kirche to go“ mit, die schon heilsam duftet. Sind ja auch zwei Beutel Kräutertee, ein Teelicht, ein Segenswunsch, eine Geschichte und die Lesung drin: In ihr heißt es aus dem Epheserbrief: „Einst wart ihr Finsternis, jetzt seid ihr Licht im Herrn! Lebt als Kinder des Lichts!“

Hinten in der Ecke steht ein Kind im Licht und entzündet eine Kerze. Es ist die kleine Lena. Ihre Oma Andrea Thurow will ihr zeigen, dass die Krise gar nicht so schlimm ist, wenn die Menschen mit ihr richtig umgehen und sagt: „Die Kleine soll verstehen, dass es jemanden gibt, der auf uns aufpasst – und dass wir auf Gott vertrauen können.“