Duisburg-Homberg. Auch mit Zuversicht kann man dem Virus die Stirn bieten. Ein Gespräch mit dem Homberger Pfarrer Matthias Immer über die Corona-Krise.

In Krisenzeiten suchen die Menschen Halt. Für Gläubige ist die Kirche ein solcher Ort, an dem sie Zuversicht finden, wenn sich Sorgen und Ängste breit machen. Matthias Immer, evangelischer Pfarrer in Homberg, merkt aktuell in seiner Gemeinde, dass das Thema Corona ganz viel mit den Menschen macht. „Es ist eine Unsicherheit zu spüren. Das fängt mit der zurückhaltenden Begrüßung untereinander an“, sagt der Pfarrer, der sich momentan selber immer wieder daran erinnern muss, keine Hände zu schütteln.

Die Kirche ist ein Ort der Gemeinschaft, an dem Nächstenliebe eine große Rolle spielt. Die Gemeinde steht nun vor der Herausforderung, füreinander da zu sein, ohne sich körperlich zu nahe zu kommen. „Jeder kann mit einfachen Hygieneregeln dabei mithelfen, dass sich das Virus schlechter ausbreiten kann“, beschreibt Immer den praktischen Teil, mit dem sich die Kirche auf die neue Situation einstellt. Dazu gehört auch, dass es beim Abendmahl keinen Gemeinschaftskelch mehr gibt und das Brot nicht mehr durch viele Hände geht, sondern nur vom Pfarrer ausgegeben wird.Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen

Genauso wichtig ist für den Theologen, dass dem Virus mit Werten wie Rücksicht, Fürsorge, Solidarität und Nachbarschaftshilfe die Stirn geboten wird. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir mit unserem Verhalten andere Menschen nicht gefährden. Es kann uns auch Kraft geben, wenn wir auf andere acht geben und füreinander da sind. Völlige Abgrenzung ist keine Lösung.“

Krisen-Phänomene wie Hamsterkäufe verurteilt der Pfarrer nicht. „Manchen Menschen gibt das Sicherheit, sie wollen sich damit schützen.“ Für ihn ist das keine Zeichen von Egoismus oder Rücksichtslosigkeit. „Ich beobachte auch ganz viel Gemeinschaftssinn.“ Beeindruckt ist er von denen, die andere unterstützen, die eine Zeit in Quarantäne verbringen müssen.

Die aktuelle Erfahrung, dass es im Leben Dinge gibt, die nicht kontrollierbar sind, führt zu ganz neuen Sichtweisen. „Ich spüre im Moment eine intensive Demut“, beschreibt Matthias Immer das, was die Corona-Krise mit ihm persönlich macht. „In unsicheren Zeiten wie diesen, wird mir wieder bewusst, was für ein Glück es ist, wenn alles im Lot ist.“ Die Wertschätzung des eigenen Lebens kann so wieder neu entdeckt werden.

Zuversicht findet der Pfarrer in seinem Glauben. „Er hilft mir einen Halt im Leben zu finden, der unabhängig von Krisen eine Kontinuität bietet.“ Der Glaube, so Immer, kann die Unsicherheit zwar nicht nehmen, aber er kann helfen, damit besser zu leben. Mit Gottvertrauen ist für ihn vieles leichter. „Wir müssen lernen, solche Einschnitte in unserem Leben zu akzeptieren. Das ist jetzt so, aber es ist nur eine Momentaufnahme und es kommen auch wieder andere Zeiten.“

Die Evangelische Landeskirche hat empfohlen, für die, die krank sind, zu beten. „Natürlich ist so ein Gebet kein Allheilmittel, aber es kann uns stärken.“ Ansonsten hält es der Pfarrer ganz pragmatisch. „Sachliche Informationen sind für den Umgang mit der neuen Krankheit enorm wichtig.“ Und: „Ich finde, unsere Behörden handeln sehr bewusst und überlegt.“

Der Gospelgottesdienst am vergangenen Sonntag in Homberg war übrigens gut besucht. „Wir sind noch nicht an dem Punkt, alles abzusagen.“