Duisburg-Rheinhausen. Mit Kunst gegen fremdenfeindliche Sprüche. Nachwuchsschauspieler stellten in der freien evangelischen Gemeinde „Die Reise der Weisen“ vor.
Navigationsgeräte, Teleskope und Wikipedia: Die heiligen drei Könige wären sicher froh gewesen, wenn es diese technischen Erleichterungen auf ihrer Reise nach Bethlehem schon gegeben hätte. Wobei: Es geht auch ohne - mit guter Vorbereitung und Detailliebe. Das bewies am Sonntagnachmittag das multikulturelle Kinder- und Jugendtheater Amigo mit seinem Stück „Die Reise der Weisen“.
In der freien evangelischen Gemeinde Rheinhausen funkelten Tannenbaumlichter. Der Bühnenvorhang war mit Sternen verziert. Mit André Pascher, bekannt durch seine pastorale Arbeit in der Gemeinde, und seiner Frau Sonja hatten die Jugendlichen das weihnachtliche Stück entworfen. „Alle haben überlegt, was sie unter Weihnachten verstehen“, erklärte André Pascher. Die Ideensammlung war bunt. Jeder der kleinen Schauspieler hat viel erlebt. Sie sind aus ihren Herkunftsländern geflüchtet.
Theater hilft, die Sprache und Kultur eines Landes zu verstehen
So auch der 16-jährige Imad Elias. Er stammt aus dem Irak und gehört mit seiner Familie der Religion der Jesiden an. Seit 2014 sind die Jesiden Opfer des Genozids. Auch Familie Elias war betroffen. Mitglieder des Islamischen Staates (IS) bedrohten sie mit Ermordung und Versklavung. Im Dezember 2016 flüchtete die Familie nach Deutschland. Am Sonntag stand Imad strahlend da: „Das Theaterspielen ist für mich etwas ganz Großes. Es hilft mir, die Sprache und die Kultur zu verstehen.“ In Satin gekleidet, bereitete er sich auf seine majestätische Rolle vor: Imad spielte Herodes: „Es war gar nicht so leicht, den bösen Herrscher zu verkörpern.“
Hinzu kommt: Die jungen Schauspieler begannen ihre Proben im September, gleich nachdem sie ihr vorheriges Stück erfolgreich aufgeführt hatten. Die Zeit war knapp, die Proben waren intensiv. Imads Schwester Rasma (12) spielt eine der vier reisenden Weisen: „Ich spiele seit drei Jahren Theater. Ich habe hier tolle Freunde gefunden.“ Lampenfieber? Ein bisschen.
Als Pascher das Theaterspiel beginnen ließ, war von Aufregung keine Spur mehr. Ein großer Stern wurde hochgehalten. Er wies den vier Weisen den Weg. Unterwegs begegneten sie neben den Behördensachbearbeitern Caspar, Melchior und Balthasar einem Mann: „Wie weit ist es nach Jerusalem?“, fragen sie ihn. Er antwortete: „Sprecht hebräisch oder geht zurück in die Wüste.“
Am Ende wird wie meistens alles gut
Es sind diese ausländerfeindlichen Sprüche, die fast jeder der jungen Schauspieler schon gehört hat. Gemeinsam setzten sie dagegen ein Zeichen und sangen „Wir sind anders, ihr seid anders – na und? Das macht das Leben bunt.“ Kleine Versprecher wie „Ich lass das Ziel nicht meinen Augen abbringen“ machten das Spiel noch sympathischer. Und: Es gab ein gutes Ende. Maria und Jesus wurden von den Weisen gefunden. Sie übergaben ihnen Weihrauch, Myrrhe und Gold.