Rheinhausen. Im Rheinuferpark mussten Pappeln gefällt werden. Stadtförster Axel Freude erklärt bei einem Spaziergang die Gründe für den Kahlschlag.
„Abholzungen werfen bei Spaziergängern immer Fragen auf. Das zeigt aber, dass sie sich mit dem Thema befassen“, gewinnt Stadtförster Axel Freude der Kritik oder Beschwerde von Bürgern eine positive Seite ab. Wie auch bei Baumfällungen im Rheinuferpark in Hochemmerich im Bereich Rheingasse.
Hier beobachtete Anwohner Ulrich Weimann bei seinen täglichen Spaziergängen, dass mehrere Bäume entlang der Rheingasse abgesägt wurden. Für ihn waren es die schönsten und ältesten Bäume im Park, die nach seiner Einschätzung einen Durchmesser von einen Meter hatten und somit über 50 Jahre alt gewesen sein dürften.
Stadtförster Axel Freude nutzt einen kleinen Spaziergang durch das Waldgebiet, um Hintergründe der Fällungen zu erläutern. Das rund 60 Hektar große Gebiet sei eine ehemalige Deponie von Krupp. Zunächst seien hier Auskiesungen vorgenommen worden, später die Verfüllungen mit Hochofenschlacke auf eine Gesamthöhe von 65 Metern, ausgehend vom Pegel Null. „Auf dieser Kruppdeponie 1 wurden damals auf die Schlacke eine Schicht von etwa einem Meter durchwurzelbarer Boden aufgetragen und Bäume wie Linde, Robinien, Bergahorn, Eschen, Vogelkirsche und Hybridpappeln gepflanzt. Man kann jetzt schon von einem Wald sprechen“, sagt der Fachmann.
Irgendwie wundert er sich, dass auf der dünnen Bodenschicht, die wohl aus finanziellen Gründen nicht höher aufgetragen wurde, überhaupt Bäume gewachsen sind, die mittlerweile ein Alter zwischen 54 und 57 Jahre haben. Im Gegensatz zur Deponie 1 sei zum Beispiel die gegenüberliegende Deponie 2 mit einer Bodenschicht von zwei bis drei Metern abgedeckt worden.
Elf Prozent Wald in Duisburg
„Die gefällten Pappeln waren vor Jahren noch ein dünnes Gemüse, inzwischen aber sehr groß. Sie haben anderen Bäumen das Licht genommen. Einige von ihnen standen unmittelbar an den Wegen. Pappeln haben ein weiches Holz und neigen zu Ausbrüchen“, erklärt Förster Axel Freude und fügt hinzu: „Wir haben als Förster Ziele, wohin sich der Wald entwickeln soll. Wir arbeiten hier mit einer Vegetation, die natürlich vorhanden ist und imitieren den Prozess im Urwald.“ Deshalb gehen er und seine Kollegen systematisch durch den Wald und lichten aus: „Wir wollen einen reich strukturierten Wald, der jeden Tag je nach Lichteinfall und durch die verschiedenen Arten von Grün ein anderes Bild bietet.“
Rund 30 Prozent der Fläche in Deutschland sind bewaldet, rund elf Prozent der Fläche in Duisburg. Die Zahl sei für eine Großstadt nicht ungewöhnlich, da es hier den Hafen, Industrie und landwirtschaftliche Flächen gebe, um die Ernährung sicherzustellen, macht der Fachmann deutlich und bedauert, dass es in Deutschland im Gegensatz zu Polen und Rumänien keine Urwälder mehr gebe. Der Wald hier sei laubholzdominiert, Privatwaldbesitzer dagegen hätten Nadelhölzer, die schneller wachsen und sich besser verkaufen lassen würden. Was gepflanzt wird, darüber entscheiden maßgeblich Bodenverhältnisse und Klima. Förster Freude: „Bäume sind Individuen, stehen an einer Stelle, ziehen ihre Nahrung aus dem Boden, sind der Witterung ausgesetzt. Momentan pfeifen wir ein bisschen im Dunkeln. Wenn wir einen Baum pflanzen, ist unsicher, wie er sich entwickelt. Bäume haben nämlich auch irre und intelligente Veränderungsstrategien.“
Der Fachmann beklagt, dass es eine gruselige Entwicklung wie etwa Pilze gebe, die durch Warenströme und Pflanzenaustausch aus den USA, aus Asien, Nordamerika und Südeuropa ins Land kommen. Ein Beispiel sei der „Asiatische Laubholzbockkäfer, der durch Holzprodukte eingeschleppt werde. Mittlerweile würden bei der Einfuhr Suchhunde eingesetzt, um diese Pilze aufzuspüren. Wenn sie sich in Wäldern verbreiten, müssen - wie unlängst in mehreren Fällen in NRW - Bäume in einem weiten Umkreis gefällt werden, um den Schaden einzugrenzen.