Duisburg-Rheinhausen. Am Röttgenweg in Rheinhausen entstanden vor 85 und 80 Jahren zwei Siedlungen für Bergleute und Krupp-Arbeiter. Das wird am Wochenende gefeiert.
Schmucke Einzel- und Doppelhäuser mit hübschen Gärten zieren den Röttgenweg in Asterlagen, heute noch gerne als „Siedlung Röttgenweg“ bezeichnet. In diesen Tagen wird das Wohngebiet 85 beziehungsweise 80 Jahre alt und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Grund genug, am kommenden Wochenende ausgiebig zu feiern.
156 Hektar Land gekauft
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Heimatforscher Klaus Sefzig hat in seinen Archiven geforscht und viel Interessantes entdeckt. Um Wohnraum für die Bergleute der Zechen Diergardt und Mevissen sowie für die Stahlkocher des Krupp-Hüttenwerks zu schaffen, entschloss sich die damalige Stadt Rheinhausen, am 12. März 1934 von dem Asterlager Landwirt Johann Terlinden für eine vorstädtische Kleinsiedlung 156 Hektar Land zum Preis von 11.940 Reichsmark zu kaufen. Es entstanden zwei Doppelhäuser an der früheren Hindenburgstraße (heute Winkelhauser Straße) und sechs gegenüberliegende Doppelhäuser am Röttgenweg.
Die Häuser hatten fünf Räume und eine Spülküche. Die monatliche Belastung des Siedlers betrug 20 Reichsmark für die Tilgung. Nach sechs Jahren, bereits 1940, wurden die Siedlerstellen zu Eigentum.
Die zweite Siedlung als Fortsetzung zur bestehenden errichtete die Rheinische Kleinsiedlung GmbH 1938 mit 36 Siedlerstellen, die aus 15 Doppel- und sechs Einzelhäusern bestand.
Jedes Siedlerhaus hatte einen Wirtschaftsraum, Küche, Wohnzimmer, Elternschlaf- und Kinderschlafzimmer. „Die Häuser hatten jeweils 70 Quadratmeter und boten Platz für Familien mit sechs, acht oder zehn Kindern“, erzählt Klaus Sefzig.
Als Zubehör gab es in den Siedlerstellen zwei Keller und einen Kleintierstall für Schweine, Ziegen und Schafe. Ein Plumpsklo und Jauchengrube waren auf der Hofseite. Als Nutzland standen jedem Siedler rund 800 Quadratmeter zur Verfügung, wo Kleintiere wie Hühner, Gänse und Kaninchen gehalten sowie Obst- und Gemüse angebaut wurden.
Der Preis für eine Siedlerstelle durfte nach dem Gesetz 7.000 Reichsmark nicht übersteigen. Damit die Belastungen für die Bewohner im Rahmen blieben, wurden pro Monat 35 Reichsmark als Höchstgrenze angesetzt. Zum Vergleich: Ein Bergmann verdiente damals rund 500 Reichsmark.
Nach der Maloche zum Hausbau
Die Siedlungshäuser entstanden in echter Nachbarschaftshilfe. Vor allem auch um Geld zu sparen, wurde vieles in Eigenleistung erbracht. Das begann mit dem Ausschachten der Baugrube von Hand und endete mit dem Eindecken des Daches. Die Bauherren mussten damals noch sechs Tage in der Woche täglich acht bis zwölf Stunden bei Krupp am Hochofen und im Bergbau unter Tage arbeiten. Am freien Wochenende ging es mit der gesamten Familie und was sonst noch Muskeln hatte an den Bau.
1938 wurde ein Verein gegründet, um für die Nutzbarmachung der Gärten preiswerte Geräte, Dünger, Bäume und Sträucher in größeren Mengen zu kaufen. Die rege Vereinstätigkeit hielt bis ungefähr 1970 an, da die Selbstversorgung mit Gemüse und Obst sowie die Kleintierhaltung immer mehr den Ziergärten wich.
>>> AM WOCHENENDE WIRD GEFEIERT:
Das 85- und 80-jährige Bestehen feiert die Siedlung Röttgenweg am Samstag und Sonntag, 13. und 14. Juli. Das Programm am Samstag beginnt um 15 Uhr (bis 18 Uhr) mit traditionellen Kinderattraktionen wie Schweine-Speerwerfen, Schminken, Entenangeln, Wasserpistolenschießen, Goldrausch, Kinder morsen SOS, und Glücksrad mit vielen Preisen. Ab 16 Uhr unterhält ein Puppentheater die Kleinen. Am Nachmittag gibt es zum Kaffee den leckeren „Asterlager Kuchen“. Deftiges vom Grill/Smoker, diverse Salate sowie Getränke reicht das BBQ-Team. Der Sonntag beginnt um 11 Uhr mit einem Frühschoppen. Musikunterhaltung gibt es bis zum frühen Abend. Leckeres vom Grill und aus dem Smoker wird ab 12 Uhr angeboten. Das Straßencafé mit vielen Kuchenleckereien öffnet ab 13 Uhr.