Duisburg-Rheinhausen. Das Satirekollektiv Datteltäter kam zur Preisverleihung. Lise-Meitner-Schule ist nun hochoffiziell „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“.

Jugendliche Youtube-Prominenz in Rheinhausen ist selten und deshalb war die Aufregung groß in der Aula der Lise-Meitner-Gesamtschule. Gleich vier Mitglieder des Satirekollektivs Datteltäter, das nach eigenen Angaben gewissenhaft an der Errichtung eines Satirekalifats im Herzen von Youtube bastelt, waren zur Preisverleihung erschienen. Und das aus gutem Grund. Schon seit fast drei Jahren arbeitet die Gesamtschule hart daran, sich den Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ wohlverdient an die Eingangstür hängen zu dürfen. Nun haben sie es geschafft und sind mächtig stolz auf die Auszeichnung, die sonst nur acht andere Schulen in Duisburg führen dürfen.

Rassismus ist ein Gesellschaftsproblem

„Wir haben erst einmal alle zusammen darüber abgestimmt, ob die Schule diesen Weg gehen soll und dann haben wir das Thema immer wieder aufgegriffen und uns überlegt, was für Arten von Rassismus es überhaupt gibt“, sagt Elisa Sömnetz, einer der Stufensprecherinnen aus der 11. Rassismus ist ein Gesellschaftsproblem, das bestätigt auch Rektor Klaus Stephan: „Schon alleine die Wortwahl kann rassistisch sein, ohne dass wir uns wirklich Gedanken machen. ‘Da ist etwas getürkt’ oder das momentan gebräuchliche Schimpfwort ‘du Jude’ sind alarmierende Beweise für Rassismus in der Sprache.“

Lange war das Thema tabuisiert, es sollte nicht über etwas geredet werden, das zwar existiert, aber eigentlich nicht in Ordnung ist. Dem hat die Gesamtschule nun einen Riegel vorgeschoben und ist das Problem offensiv angegangen. „Viele haben mich anfangs gefragt, ob nicht die Vermittlung von Mathe oder Deutsch Vorrang vor solchen Sachen haben sollte. Ich bin der Meinung, dass wir alles daransetzen müssen, aufgeklärte, selbstbewusste junge Menschen zu erziehen, die es gelernt haben, Stellung gegen Ungerechtigkeiten zu beziehen“, so Stephan.

Youtuber wurde „aus Versehen“ verhaftet

Aus diesem Grunde heraus wurden die einzelnen Aspekte des Rassismus immer wieder im Unterricht besprochen und nächstes Jahr sollen sich die Projekttage ebenfalls rund um diesen Themenschwerpunkt drehen. Vielleicht bekommen die Rheinhausener da sogar wieder die Unterstützung der Datteltäter. Die Gruppe befasst sich bereits seit mehreren Jahren intensiv mit dem Thema Rassismus im Alltag. Überspitzt und satirisch aufgearbeitet verfilmt sie Vorurteile aus dem täglichen Erleben. Als während der Feierstunde in der Aula ein Video der Berliner gezeigt wurde, wussten primär die Eltern nicht, ob sie bei den schonungslos gezeigten Idiotien lachen durften oder nicht.

Die Auszeichnung ist kein Grund, sich auszuruhen

Sie durften, denn lachen und gleichzeitig drüber nachdenken ist der Ansatz der Jungs und Mädels, die bis auf einen alle ausländische Wurzeln haben und Diskriminierung gut kennen, wie Younes Al Amaayra erzählt. Er ist studierter Lehrer und arbeitet in einem Resozialisierungsprogramm mit ehemals radikalen Muslimen, die im Gefängnis sitzen. Bei einem seiner Besuche dort wurde er vorsorglich von den Beamten selber verhaftet, weil er eben so aussah, als ob er einer von „denen“ wäre.

„Es ist noch viel zu tun an der Rassismusfront und sich die Plakette erarbeitet zu haben ist kein Grund, sich auszuruhen. Jetzt beginnt erst die richtige Arbeit. Dieses Label ist eigentlich keine Auszeichnung, es ist eine Aufgabe“, sagt auch Julia Rombeck von der Landeskoordinierungsstelle NRW des bundesweiten Netzwerkes Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage, die das Schild mitgebracht hatte.

Weit über 3.000 Schulen beteiligen sich bereits am Projekt

Weit über 3.000 Schulen beteiligen sich bereits an diesem Projekt und nutzen die gegenseitigen Erfahrungen und Ideen. Ein beispielhaftes Projekt für erfolgreiche Rassismusbekämpfung hat Julia Rombeck auch gleich parat. „In Wuppertal haben Kinder den Schulbäcker erfolgreich aus der Belieferung entlassen, da er rechtsradikale Parolen auf seiner Facebook-Seite gepostet hat“, sagt sie. Ein gutes und motivierendes Beispiel für Sensibilität und Mut im Umgang mit Rassismus.

Bleibt abzuwarten, was die Lise-Meitner-Schüler mit den Datteltätern auf die Beine stellen. An Ideen, Umsetzungswillen und mangelnder Unterstützung auch von Seiten der Bezirksvertretung, die ebenfalls in Person der Bezirksbürgermeisterin Astrid Hanske sehr lobende Worte fand, scheitert es bestimmt nicht.