Rheinhausen . Das Friemersheimer Rage Against Racism-Festival setzte wieder ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit. 3000 Zuschauer bejubelten harte Musik.
Thrash-Metal vom Feinsten, darauf warten knapp 3000 Fans beim „Rage Against Racism“-Festival in Friemersheim. Dann springen die südbadischen Urgesteine „Destruction“ um Sänger und Bassist „Schmier“ auf die Bühne und feuern Salven ihrer Hits aus den 1980er-Jahren, als sie schon zusammen mit Slayer auf Tournee waren, in das tobende Publikum. Schnelle rifflastige Songs wie „Mad Butcher“ und „Tormentor“ hämmern in die Köpfe der Menge.
Dann bei „Antichrist“ fliegen alle Sicherungen raus, totaler Stromausfall. Hat der heraufbeschworene ‚Fürst der Finsternis‘ da selbst seine Finger im Spiel? Drummer Randy Black überbrückt das Chaos mit einem Schlagzeugsolo, bevor die vier Musiker beim Song „Total Destruction“ alles auseinandernehmen.
Kurz davor, am Freitagabend, hat die Band „Elvenking“ aus Venedig ihren großen Auftritt. Eine Salve „Folk-Power-Metal“ italienischer Prägung kriegen die Fans auf die Ohren. Sänger „Damna“ holt die Fans ab: „Bei euch in Deutschland ist es wie am Nordpol, verglichen mit den Temperaturen in Italien.“
Und den Fans wird noch heißer: intelligenter, abwechslungsreicher Power-Metal pulsiert von der Bühne, in dem teilweise Folk-Melodien über die Flying-V-Violine von Geiger Lethien durchdringen. „Nein, das ist keine Stradivari“, lacht der Sänger später, „das ist ein Modell aus den USA.“ In den Songtexten des letzten Albums „Secrets of the Magick Grimoire“ hat sich „Damna“ stark mit keltischer Mythologie beschäftigt. Ein Song darauf heißt „Voynich Manusript“. „Darin geht es um ein geheimes Buch, in dem viele keltische Zaubersprüche vereint sind“, sagt der 39-Jährige, der 1997 Elvenking mitgründete. „Man vermutet, dass sich diese Sammlung im Mittleren Osten befindet.“ Dann spielen die fünf Musiker Songs wie „Pagan Revolution“ und „Elven Legions“ und bringen die Fans zum Tanzen.
Gegen Hetzer und Pegida
Aus Abtsgmünd, Baden-Württemberg, ist die Formation „Necrotted“ angereist. Schwäbischen Grindcore spielen sie, bei dem Sänger Fabian auf Händen durch die Menge getragen wird. Oder Unterwäsche auf der Bühne findet: „Hat hier jemand seinen BH verloren“, fragt er lachend. Klare Kante gegen Rechtsradikalismus beziehen die Fünf. Gitarrist Philipp hat einige Songs mitgeschrieben: „In 2015 haben wir den Song „Vile vermin“, zu deutsch Gemeines Ungeziefer aufgenommen, und meinen dabei die Hetzer, die bei Pegida-Demonstrationen teilnehmen.“ Auf dem neuen Album „World Wide Warfare“ behandeln „Necrotted“ die Gefahren des Internets. „Durch das Netz können heutzutage Kriege befeuert werden, siehe den Konflikt mit US-Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim.“
Musiker vom Niederrhein als Dauergäste
Mit „Hunt down the crown“ reißen sie die Fans in Friemersheim am Ende ihres Sets noch mal alle mit, bevor dann Motorjesus aus Mönchengladbach übernehmen. Als Anheizer für die Prime-Time am Samstagabend eignen sich die fünf Musiker vom Niederrhein besonders. Bereits das fünfte Mal sind sie auf dem Rage-Festival zu Gast. Die Achse der Band bilden der charismatische Sänger Chris und Gitarrist Andreas. Und eine Zeitreise zum harten Rock der 70er-Jahre beginnt, ein paar Bassläufe, die an Hawkwind erinnern, oder Riffs von AC/DC dröhnen von der Bühne. „Wir haben eine gute Connection zu Bands aus dem Ruhrpott, deswegen können wir uns oft umbesetzen“, verrät Chris. Der Gig gipfelt im Song „A new war“, in dem die Hardrocker ein Medley von „Living after Midnight“ bis zu „TNT“ präsentieren. Danach geben „Horisont“ aus Göteborg und „Vader“ aus Polen den Fans den Rest.