Duisburg-Rheinhausen. Nach zehn Jahren hat sich das Caffé Strada in Rheinhausen etabliert. Reinhard Pospiech betreibt hier die einzige Rösterei im Duisburger Westen.

Bitteren Kaffee mag Reinhard Pospiech gar nicht. Aber das schwarze Heißgetränk hat es dem gebürtigen Straelener angetan. „In meiner Familie haben wir immer nach dem Essen Espresso getrunken“, sagt der 62-Jährige, der seit vielen Jahren in Rheinhausen lebt. Und arbeitet: mittlerweile in seiner eigenen Rösterei Caffé Strada am Bergheimer Markt, der einzigen im Duisburger Westen.

Dabei hat der gelernte Fernmeldehandwerker, der später Elektrotechnik studierte, um Firmen im IT-Bereich zu beraten, nicht einmal italienische Wurzeln. Und auch keine äthiopischen, „denn dort stammt der Kaffee ursprünglich her“, sagt der Bohnen-Spezialist. Seit zehn Jahren röstet Reinhard Pospiech die Kaffeebohnen selbst – und verkauft seine eigenen Espressi- und Kaffee-Spezialitäten im Café in Bergheim, aber auch mobil auf dem Rheinhauser Wochenmarkt und dem Marina Markt am Innenhafen (siehe Kasten).

Bohnen aus Uganda mit viel Power

Den Kaffee importiert der Unternehmer aus Italien. Dorthin reiste er seit den 90ern immer zwei bis dreimal im Jahr – wegen des Kaffees, aber auch weil er es dort so schön findet. „Irgendwann habe ich mir dann eine Pavoni-Maschine mitgebracht“, erzählt er – eine Espressomaschine mit Handhebel, wie Kenner wissen. Dann kam eine weitere dazu. „2004 habe ich dann auch ein Barista-Seminar beim deutschen Vize-Meister besucht.“ Ein Jahr später wurde Reinhard Pospiech arbeitslos.

Schnell kam ihm die Idee, seine Kaffeeleidenschaft zum Beruf zu machen: „Bevor es das Marktforum in Rheinhausen gab, habe ich dort an einem Stand immer gerne Kaffee getrunken“, erinnert er sich. Als dann das Forum gebaut wurde, fehlte ihm etwas. „Also dachte ich: Ich mag Kaffee und ich mag Italien und hier fehlt ein Kaffeestand – dann mache ich das eben selbst.“

Zunächst informierte sich Reinhard Pospiech über Kaffee-Händler in Italien, testete verschiedene Sorten, las sich Wissen über Bohnen, Röstverfahren und Mischungen an und bereiste schließlich auch seinen italienischen Lieferanten persönlich. „Dann begann ich, Kaffee für Freunde und die Familie zu machen“, sagt er.

Sein Anspruch dabei: „Ich will Kaffee machen, der nach Kaffee schmeckt und nicht bitter – also ohne kaputte Bohnen darin, die für den bitteren Geschmack verantwortlich sind.“ Für die für ihn richtige Mischung probiere er erst einmal jeden Kaffee pur. „Da habe ich zum Beispiel einen brasilianischen, der sehr mild ist und fast einen Schokoladengeschmack hat. Oder die Bohnen aus Uganda, die sehr üppig und scharf schmecken und viel Power haben – und die man pur gar nicht trinken kann. Und dann gibt es die Bohnen aus Äthiopien, die einen runden, schönen würzigen Geschmack haben“, erzählt Reinhard Pospiech.

Wie eine Cuvée beim Wein

„Und dann füge ich für einen Kaffee zu diesen Bohnen vielleicht noch eine Sorte aus Costa Rica für eine feine und dezente Säure mit fruchtigen Aromen hinzu.“ Denn wie bei einer Cuvée beim Wein stelle er mehrere Bohnensorten zusammen, um die Qualität und den Geschmack des Kaffees zu erhöhen. Mittlerweile bietet Reinhard Pospiech in seinem Café, das er zusammen mit seiner Frau Almut betreibt, sowie an den mobilen Verkaufsständen und im Internetshop elf verschiedene Sorten selbst geröstete Kaffee-Spezialitäten – davon zehn sortenreine Arabica-Bohnen – und fünf Espressi-Spezialitäten an.

Geröstet wird in dem Café am Bergheimer Markt mehrmals in der Woche. Aus Indonesien, Vietnam, Indien, Brasilien, Guatemala, Costa Rica, Mexiko, Uganda, Ruanda, Tansania oder aus Äthiopien stammen die Bohnen. „Wir rösten die Bohnen bei 195 bis 220 Grad Celsius etwa 15 bis 20 Minuten lang, also deutlich langsamer und bei deutlich niedrigeren Temperaturen als in der Großindustrie, wo sie meist nur fünf Minuten geröstet werden“, so der Bohnen-Spezialist.

6,6 Kilogramm fasst seine Röstmaschine der Firma Giesen. „Pro Röstvorgang bleiben am Ende dann 5,4 Kilogramm Kaffee, da das Rösten den Bohnen, die ursprünglich gelbbraun, blaugrün oder auch gräulich aussehen, das Wasser entzieht“, erklärt Reinhard Pospiech. Und während die Bohnen langsam dunkelbraun werden, steht der Kaffee-Experte immer daneben. „Denn auf die letzten 15 bis 20 Sekunden kommt es beim Rösten ganz besonders an. Wenn man da nicht aufpasst, schmeckt der Kaffee hinterher überhaupt nicht.“

Einmal das Aroma schnuppern

Besucher der Rösterei dürfen auch mal eine der frisch gerösteten Kaffeebohnen testen – und das Aroma schnuppern. Viele Besucher sind mittlerweile Stammkunden. „Aber es hat leider schon zwei bis drei Jahre gedauert, bis die Leute verstanden haben, was wir hier machen“, sagt er rückblickend. Mittlerweile kommen seine Kunden aber auch „aus Mönchengladbach und vom Niederrhein, um unseren Kaffee zu kaufen. Und eine Frau holt immer Kaffee auf Vorrat für die Geschäftsreisen ihres Mannes nach China – unser Kaffee wird also sogar dort getrunken“, sagt Reinhard Pospiech und schmunzelt.

Aktuell arbeitet er an einer neuen Sorte – denn alle ein bis zwei Jahre kommt eine weitere hinzu. „Es soll ein Espresso aus 90 Prozent Robusta- und zehn Prozent Arabica-Bohnen werden.“. Fertig sein soll die neue Sorte im Sommer – ganz ohne bitteren Geschmack.

>>> HIER GIBT ES DEN KAFFEE AUS BERGHEIM:

Den selbstgerösteten Kaffee aus der Rösterei Caffé Strada gibt es in der kleinen Rösterei mit Café am Bergheimer Markt, Alfred-Hitz-Platz 6. Geöffnet ist das Café, das auch Frühstück und einen kleinen Mittagstisch anbietet, jeweils dienstags bis freitags von 8 bis 17.30 Uhr.

A us dem mobilen Verkaufsstand heraus wird der Kaffee auch jeweils samstags von 8 bis 13 Uhr auf dem Rheinhauser Wochenmarkt verkauft, sowie ab Sonntag, 21. April, von 11 bis 20 Uhr (bis Oktober) immer am zweiten Sonntag im Monat von 11 bis 18 Uhr beim Marina-Markt im Duisburger Innenhafen, Johannes-Corputius-Platz. Verkauft werden auch Bohnen und gemahlener Kaffee.

Außerdem gibt es auf der Internetseite der Rösterei einen Shop, um den Kaffee zu bestellen. Weitere Informationen unter
www.roesterei-caffe-strada.de