Rheinhausen. . 62 Leerstände dokumentiert das Einzelhandelskonzept der Stadt Duisburg im „Nebenzentrum“ Rheinhausen. Die Geschäfte sollen enger zusammen rücken.

Grün ist die Hoffnung. Auf Seite 81 des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts der Stadt Duisburg sind Rheinhausens Leerstände in genau dieser Farbe markiert. Grasgrüne Kästchen, je nach Quadratmeterzahl mal größer, mal kleiner, tummeln sich auf der Karte. Insgesamt 62 Leerstände hat das von der Stadt beauftragte Planungsbüro im „Nebenzentrum Rheinhausen“ gezählt und auf Papier festgehalten. Nichts Neues eigentlich für die Stadtteilpolitiker, die sich vergangene Woche mit dem Konzept beschäftigt haben. Nicht nur im Duisburger Westen sind leere Schaufenster kein überraschender Anblick mehr.

Viele Mängel in der Fußgängerzone

Was dürfen die Rheinhauser denn nun erwarten von dem fast 300 Seiten starken Papier für ganz Duisburg, in dem ihr Stadtteil eine Nebenrolle spielt? Eine Lösung für das Geschäftesterben in und um die Fußgängerzone wohl kaum. „Im Grunde geht es hier darum, dass die Politik ein Planungsinstrument für die Gestaltung des Einzelhandels vor Ort hat“, beschreibt SPD-Ratsherr Reiner Friedrich den Handlungsspielraum, den das Zentrenkonzept nach dem Beschluss im kommenden Frühjahr künftig vorgeben könnte.

Am Beispiel Friemersheim kann das aktuell gut erklärt werden: Der viel diskutierte „Vollversorger“, für den nach einem geeigneten Platz gesucht wird, könnte dann eben nicht auf der Wilhelmstraße angesiedelt werden, wie von einigen gewünscht. Das Einzelhandelskonzept sieht für Friemersheim vor, dass die Geschäfte enger zusammenrücken, um das Nahversorgungszentrum zu stärken.

Genau das ist der Tenor des Konzeptes – nicht nur in Friemersheim: Die Kernbereiche, in denen Läden erlaubt sind, sollen kleiner werden, damit sie eine größere Wirkung haben. Für die Hochemmericher Geschäftswelt zum Beispiel sehen die Stadtplaner ein enger gestecktes Zentrum vor, das sich rund um Markt und Fußgängerzone auf die Friedrich-Alfred-Straße von der Rheinstraße bis zur Krefelder Straße konzentriert und noch ein Stück der Atroper Straße miteinbezieht. „Das Nebenzentrum Rheinhausen“, so die Gutachter, „bietet insbesondere im Bereich des Hochemmericher Marktes und der Fußgängerzone eine gute Aufenthaltsqualität.“ Allerdings mahnen sie auch die Mängel an, die das Einkaufserlebnis trüben: „In der Fußgängerzone sollte der öffentliche Raum aufgewertet und die Stadtmöblierung modernisiert werden.“

Keine Leuchtbänke für Rheinhausen

Genau auf diesen Modernisierungsbedarf zielte eine Anfrage der SPD ab, die die Fraktion im Vorfeld der Debatte über das Einzelhandelskonzept gestellt hatte. Dabei ging es vor allem darum, welche Mittel in den kommenden Jahren denn für die Aufwertung des Rheinhauser Innenstadtbereiches vorgesehen sind und welche Maßnahmen geplant sind. Die Antwort der Verwaltung war kurz und eindeutig: keine!

„Sie haben weder Geld noch Maßnahmen geplant, sehen also keinen Handlungsbedarf in Rheinhausen?“, fragte SPD-Fraktionschef Marcus Mellenthin. Erstmals während der Sitzung war seine Stimme dabei so laut, dass sie trotz defekter Mikrofonanlage bis in die hinteren Reihen vordrang.

Der dritte Teil der Anfrage zu Details des 2017 beschlossenen Lichtkonzeptes setzte das i-Tüpfelchen auf Mellenthins Enttäuschung: Das Lichtkonzept, das er sich mit hübschen Bodenstrahlern oder Leuchtbänken wie im Hofgarten Düsseldorfs ausgemalt hatte, beinhaltet bis jetzt lediglich, dass Bäume geschnitten wurden, die den Lichtkegel der vorhandenen Straßenlaternen verdeckten. „Bei einer Prüfung vor Ort waren keine offensichtlichen Mängel an der Lichtanlage“ lautet die nüchterne Stellungnahme der Verwaltung.

Das Einzelhandelspapier, so schien es nach der Vorstellung in der Bezirksvertretung, wird angesichts der vielen Schattenseiten, mit denen die ehemaligen Einkaufsstadt Rheinhausen zu kämpfen hat, nicht viel mehr als ein kleines Licht sein und die Probleme der hohen Mieten und leeren Läden nicht lösen. Der Rheinhauser Ratsherr Reiner Friedrich formuliert das so: „Dafür müsste man schon ein ganz eigenes Konzept erstellen.“

>>> DIE BÜRGER REDEN MIT

Wenn das Einzelhandels- und Zentrenkonzept in allen Stadtteilen vorgestellt wurde, soll es eine Bürgerbeteiligung geben.

Auch die Rheinhauser Bezirkspolitiker stimmten darüber ab, dass die Verwaltung beauftragt wird, eine Beteiligung der Öffentlichkeit zu organisieren.

Die vorgegebene Zeitspanne vom 3. Dezember bis zum 11. Januar war ihnen aber zu kurz. Die BV Rheinhausen bittet um Verlängerung bis Ende Januar.