Rheinhausen. . Am Binsenteich in Rumeln kletterte ein scheuer Nager einer Spaziergängerin auf die Schulter. Ein Zeichen dafür, dass das Tier Hilfe braucht.
Eichhörnchen sind extrem scheue Tiere. Die Rumelnerin Marion Gallego Lopez hat kürzlich jedoch Bekanntschaft mit dem Nager gemacht. Das war ein Zeichen dafür, dass sich das Eichhörnchen in einer Notsituation befand, wie sie später erfahren hat.
Vergangene Woche ging Marion Gallego Lopez mit ihrer Nachbarin und ihren Hunden am Binsenteich spazieren, als es im Gebüsch laut raschelte. Zum Vorschein kam ein junges Eichhörnchen. „Es hat sich gleich vor meine Füße gelegt“, berichtet sie. „Als ich die Hand ausgestreckt habe, ist es auf mich geklettert und auf mir herumgeturnt, sogar in die Kapuze geklettert.“
Zuerst habe sie geglaubt, dass das Tier krank oder verletzt sei. Ihre Nachbarin rief daher bei ihrem Tierarzt an. Der riet ihr, das Eichhörnchen wieder auf den Baum zu setzen, weil die Mutter in der Nähe sein könnte. Durch die fehlende Rinde fand es jedoch keinen Halt und plumpste wieder zu Boden. „Dann habe ich es auf einen Baum mit Rinde gesetzt und es lief wieder hoch.“
„Wenn Eichhörnchen Menschen hinterherlaufen, dann stimmt etwas nicht mit ihnen“, weiß Claudia Schäfer, Vorsitzende des Vereins Eichhörnchen Notruf. „Wobei sie nicht zwingend Menschen folgen, das können auch andere größere Säugetiere wie Hunde und Katzen sein. Natürlich geht das Tier damit ein hohes Risiko ein, denn es könnte auch gefressen werden.“
Eichhörnchen seien extrem scheue Wildtiere. „Wenn sie anderen Tieren und Menschen also folgen, tun sie das nur in absoluten Notsituationen. Sie können verletzt sein, in jedem Fall aber geschwächt. Mit Betteln um Futter hat das nicht viel zu tun.“ Jedoch sei meist die Versorgungskette zur Mutter abgerissen. „Die kann verloren gegangen oder getötet worden sein“, sagt Schäfer. Unbedingt solle man die kleinen und geschwächten Jungtiere mitnehmen und nicht wieder auf den Baum setzen. „Sichern, warmhalten und zur Ruhe kommen lassen“, rät die Expertin.
„Man braucht keine Angst haben, dass die Mutter das Tier wegen des Geruchs der Menschen dann nicht mehr aufnimmt. Und Tollwut haben Eichhörnchen auch nicht“, so Schäfer. „Man sollte sie zu Hause aber nicht direkt füttern, höchstens ein paar Tropfen Zuckerwasser und ein klein wenig Salz abschlecken lassen.“
Nüsse, Kerne und Kastanien
Dass der heiße Sommer den Nagern ihre Wintervorräte zunichte gemacht hat, sei allerdings Unsinn. „Wir kriegen immer noch Jungtiere aus dem typischen dritten Wurf, der jetzt um diese Zeit erfolgt. Und die sind auch nicht ausgehungert“, sagt Schäfer. „Mal ehrlich: Es sind doch genug Eicheln, Nüsse und Kastanien da.“ Wer den Tieren wirklich helfen wolle, solle im Februar mit dem Füttern beginnen. Da sei der Wintervorrat meist aufgebraucht. „Hasel- und Walnüsse sind gut, weil sie sehr fetthaltig sind. Sonnenblumenkerne und Esskastanien gehen auch“, sagt Schäfer. Wer ein wenig Geld investieren wolle, könne ein Eichhörnchen-Futterhaus besorgen.
Das hat auch Marion Gallego Lopez getan. Sie ist noch mehrmals zu der Stelle am Binsenteich zurückgekehrt, das Eichhörnchen fand sie allerdings nicht mehr. Das nächste Mal will sie es direkt bei sich aufnehmen oder den Eichhörnchen-Notruf kontaktieren. Das rät auch Claudia Schäfer: „Wer ein geschwächtes Tier findet, sollte im Zweifel besser uns anrufen und nicht mal eben so versuchen, es zu retten – das Eichhörnchen hat nämlich nur einen Versuch.“
>>>> INFOS ZUM VEREIN
Der Verein Eichhörnchen-Notruf ist in ganz Deutschland aktiv. Findet ein Spaziergänger ein notleidendes Tier, kann er sich bei der Notrufnummer melden. Von dort wird das Eichhörnchen an einen Ehrenamtlichen in der Nähe vermittelt. So kann der Verein auch dann zur Hilfe gerufen werden, wenn man selbst weit weg von zu Hause weilt.
Das Team vom Eichhörnchen-Notruf hat eine Rettungsquote von 85 Prozent. Sobald sie in der Station wieder aufgepäppelt sind, werden die Tiere ausgewildert.
Kontakt: eichhoernchen-
notruf.com, Notrufnummer: 0700/20020012 (täglich von
17-19 Uhr).