Duisburg-Homberg. . Die Erich Kästner Gesamtschule Homberg ist stolz auf ihre Computerausstattung, lässt aber auch kunstbegeisterten Schülern Raum zur Entfaltung.
1000 Schüler gehen jeden Tag an der Erich Kästner Gesamtschule ein und aus. Das klingt erst mal ziemlich unübersichtlich für frischgebackene Fünftklässler, die noch ihre behütete Grundschulatmosphäre gewöhnt sind. „Das ist gar kein Problem, wir haben die Fünft- und Sechstklässler an einem eigenen Standort, da sind sie noch ein wenig unter sich“, winkt Rektor Günter Terjung ab. In der Tat ist das Gelände sehr großzügig bemessen. Auch die Oberstufe hat hier ihren eigenen Gebäudeflügel mit Aufenthaltsraum und Flatscreen im eigenen Eingangsbereich. Der ist allerdings nicht für Sportübertragungen oder die neue Game of Thrones-Folge gedacht, sondern zeigt die Solarstromproduktion auf dem Dach an.
Die Digitalisierung ist eine Herzensangelegenheit für den Schulleiter. Seit mehr als 20 Jahren nutzt die Gesamtschule konsequent Apple-Produkte, die mittlerweile so selbstverständlich im Unterricht angewandt werden wie in anderen Bildungseinrichtungen die Kreidetafel. Auch die gibt es hier noch, zumindest vereinzelt. „Wir machen gerade gute Erfahrungen mit den interaktiven Displays (Smartboards). Die funktionieren wie riesige Tablets und wir können uns mit den iPads der Schüler vernetzen und die Hausaufgabe für alle sichtbar auf den Screen spielen“, erklärt Terjung. Die Whiteboards sind hier schon eher ein Auslaufmodell. Zu störanfällig wegen der Beamer.
Das ganze Gebäude hat seit Ostern als einzige Schule Duisburgs einen Gigabit-Glasfaseranschluss, der auch eifrig genutzt wird. Hausaufgaben, Sekundärliteratur, alles auf Servern hinterlegt und bereit zum Abrufen. Und selbstverständlich gibt es iPads für alle, die ihr eigenes Tablet nicht mitbringen wollen, oder keines besitzen. Das Ganze, so der Schulleiter, ist allerdings kein gigantischer Applestore, sondern eine grundsolide Bildungseinrichtung, in der trotz aller Technikaffinität auch ordentlich gelernt wird. Und zwar seit jeher im G9 System.
Den ganzen Tag zusammen
„Unsere Schüler haben hier die Möglichkeit, gemeinsam, aber dennoch nach ihren eigenen Möglichkeiten zu lernen“, erklärt Terjung. Das tun sie mit einem Plus an individueller Lernzeit. Die Erich Kästner Gesamtschule ist eine Ganztagsschule. Die Kinder verbringen also auch einen Großteil ihrer Freizeit in der Feldstraße oder an der Ehrenstraße. „Da müssen wir natürlich auch für vernünftige Beschäftigungen außerhalb des Lehrplanes sorgen“, erklärt der Rektor. Etwa ein Drittel der Arbeitsgemeinschaften wird von Vereinstrainern ermöglicht. Egal, ob Schwimmen (auch für Nichtschwimmer), Fußball oder Klettern, langweilig wird es nie.
Doch auch der Unterricht als solches darf Spaß machen. „Kunst und kulturelle Bildung haben bei uns einen hohen Stellenwert.“ Die Schule nimmt als Einzige in Duisburg am bundesweiten Modellprojekt mit dem Namen „Kulturagenten“ teil. Dabei treffen Schüler auf Künstler und werden gemeinsam kreativ. Die Ergebnisse sind sowohl in der Schule, als auch in unterschiedlichen Museen oder an der Deutschen Oper am Rhein zu bestaunen.
Ergänzend wird das Wahlpflichtfach „Darstellen und Gestalten“ angeboten. Hier können die Kinder sich und ihre individuellen Stärken im Theaterbereich unter Beweis stellen. Seit 2009 gibt es außerdem ein Bläser-Ensemble und einen Schulchor.
IT und Kunst reichen natürlich nicht aus, um einen sinnvollen und harmonischen Schulalltag zu meistern. „Wir führen die Grundschultradition des Klassenrates hier konsequent weiter“, erklärt der Schulleiter. Einmal in der Woche darf jeder in einer extra dafür angesetzten Unterrichtsstunde seine Meinung und sein Gefühl zur aktuellen Situation in der Klasse mitteilen. Die Lehrer machen es ähnlich. Die Erich Kästner Gesamtschule versteht sich als Teamschule. Einmal im Monat ist Lehrer-Besprechung und die Situation in den einzelnen Jahrgangsstufen wird gemeinsam beleuchtet.
Jahrgangsstufen gibt es drei. Die Abschlüsse werden nach den individuellen Fähigkeiten des Kindes angeboten. Konkret: Im vergangenen Jahr haben vier Schüler die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen, 24 Prozent erreichten den HA 10 (Hauptschulabschluss), 35 Prozent schafften die Fachoberschulreife und 38 Prozent konnten sich über die Qualifikation zur Oberstufe freuen. Die ist zweizügig und mit 60 Schülern überschaubar. Das ermöglicht eine sehr enge und persönliche Betreuung in der Abiturphase, die sich sicherlich vom gymnasialen Alltag unterscheidet.
Seit drei Jahrzehnten gibt es die Erich-Kästner-Gesamtschule übrigens in Homberg, seit 2012 wird hier auch das Abitur gemacht.