Manchmal ist Literatur wie Musik. Spätestens dann, wenn eine ehemalige Folkwangprofessorin für Alte Musik Geschichten schreibt und ihre sprachlich schön verzierten Erzählungen einem breiteren Publikum vorträgt. Manchmal erscheint es, als wenn musikalische Koloraturen oder Arpeggien ihre detailliert genaue Sprache liedhaft untermalen. Auf Einladung der Bürgerinitiative „Miteinander - Füreinander“ las die ehemalige Dozentin Gudrun Heyens aus ihrem neuen Buch „Scheitern“ im evangelischen Gemeindezentrum in Baerl.
Manchmal ist Literatur wie Musik. Spätestens dann, wenn eine ehemalige Folkwangprofessorin für Alte Musik Geschichten schreibt und ihre sprachlich schön verzierten Erzählungen einem breiteren Publikum vorträgt. Manchmal erscheint es, als wenn musikalische Koloraturen oder Arpeggien ihre detailliert genaue Sprache liedhaft untermalen. Auf Einladung der Bürgerinitiative „Miteinander - Füreinander“ las die ehemalige Dozentin Gudrun Heyens aus ihrem neuen Buch „Scheitern“ im evangelischen Gemeindezentrum in Baerl.
In der Geschichte „Die Toccata“ erzählt die Autorin von einem ehemaligen fast 80-jährigen Chirurgen, der als Hobby schon lange das Cembalo spielt und jetzt ein Hauskonzert zusammen mit einer Querflötistin geben will. Dr. Klostermeier, so sein Name, hat nur ein Problem: aus Krankheitsgründen will seine linke Hand, die die Bassläufe auf dem alten Instrument spielt, nicht mehr so funktionieren. Etwa 30 interessierte Zuhörer lauschen gebannt. Am Ende lässt Dr. Klostermeier den Deckel eines Flügels auf seine Hand knallen, damit er nicht auftreten muss. Die allwissende Erzählerin liefert ein witziges Psychogramm der Hauptpersonen, lässt die Querflötistin darüber im Plot sinnieren, inwiefern „die vertäfelte Holzdecke des Konzertraums ihre Obertonskala dezimiert“.
Bachs „Duetto II“
Auf die nach oben offene Tonskala der beiden Flötistinnen, Valerie Pöllen und Anne-Katrin Sandmann, hat die Saaldecke jedenfalls keinen Einfluss. Als Duo „Atem-Zeichen“ spielen sie dazu das schöne „Duetto II“ BWV 803, von Johann Sebastian Bach. Valerie Pöllen intoniert die mit zahlreichen aufwühlenden Arpeggien verzierten Melodieverläufe auf der Sopranflöte, während Anne-Katrin Sandmann dazu im Kontrapunkt tiefere Töne mit der Bassflöte setzt. Die jungen Musikerinnen, die jetzt in den Schuldienst eingetreten sind, sind ehemalige Studenten der Autorin. Später zeigt Valerie Pöllen ihre ausgegorene Spielfertigkeit im Stück „Weaver of fictions“. Es ist fast Jazz und dabei erzeugt sie sogenannte Multi-Phonics, die, ähnlich einem Flageolett-Ton bei der Gitarre, durch spezielle Atemtechnik Obertöne dazu mitschwingen lassen.
Nicht nur das Scheitern behandelt Gudrun Heyens. In ihrem Roman „Die Saite aus Stahl“ geht es um den Neid zwischen Musikerkollegen. Spätestens als die Hauptperson, eine Harfinistin, auf einem Instrument mit Stahlsaiten spielen soll – sie ist nur welche aus Nylon oder Darm gewohnt – ist ihr der Spott ihrer Begleitmusiker sicher. „Ich habe die Missgunst unter Musikern selbst erlebt, als ich noch in verschiedenen Ensembles spielte“, so die 68-jährige Professorin, die auch bei „Musica Antiqua Köln“ aktiv war und jetzt in Duissern lebt.
Ins Leben gerufen wurde die musikalische Lesung durch die Initiative von Baerler Bürgern „Miteinander – Füreinander“. „Wir machen alternative Seniorenarbeit und sind seit 2014 hier in Baerl aktiv“, erklärt Petra Brück-van Hauten. Unter dem Dach der evangelischen Kirche in Baerl bietet die Initiative solche Lesungen, Konzerte, aber auch Sportangebote wie Yoga oder Wandern an. Ihr Kollege Heinz Gestmann ergänzt: „Wir organisieren auch Ausflüge und haben einen Seniorenstammtisch.“ Es gab viel Applaus für diese musikalisch literarische Idee.