Duisburg-Baerl. . Vor einigen Jahren hat sich der beliebte Vogel sehr rar gemacht. Jetzt hat Naturschützerin Christa Griese jede Menge Tiere in Baerl entdeckt.

Den Titel „Vogel des Jahres“ wünscht man eigentlich keinem. Denn wenn der Naturschutzbund diese Auszeichnung verleiht, dann schrillen die Alarmglocken. Als der unscheinbare Spatz 2002 auf diesem Wege ins Rampenlicht rückte, drohte ihm die Rote Liste der bedrohten Arten. „Pessimisten sagten voraus, dass es ihn in 20 Jahren gar nicht mehr geben würde“, erinnert sich Christa Griese. Die leidenschaftliche Natur- und Tierschützerin lebt seit sechs Jahren in Baerl auf dem Steinschen Hof.

„Damals hat sich der Spatz hier in Baerl sehr rar gemacht. Fünf bis sechs Stück habe ich hier höchstens gesehen.“ Wenn Christa Griese jetzt auf dem Weg zum Deich an den Hecken auf der Paschmannstraße vorbei kommt, traut sie ihren Ohren kaum. „Da tummeln sich gefühlte tausend Spatzen im Geäst.“ Spaziergänger, die die vielen Starts und Landungen der Vögel beobachten, haben die Tierschützerin auf den ungewohnten Anblick angesprochen und freuen sich gemeinsam mit ihr darüber, dass der Spatz zurück in Baerl ist.

Hier pfeifen die Spatzen tatsächlich von den Dächern. Die kleinen Vögel lieben Verstecke unter Dachpfannen.
Hier pfeifen die Spatzen tatsächlich von den Dächern. Die kleinen Vögel lieben Verstecke unter Dachpfannen. © Volker Herold

„Wir haben hier eine gemischte Truppe, vorwiegend Feldsperlinge, aber auch einige Haussperlinge sind zu beobachten.“ Auch wenn man gerne von „dem Spatzen“ spricht, so erkennt die Fachfrau natürlich die Unterschiede. „Die Feldspatzen sind ein wenig scheuer, kleiner, kräftiger gezeichnet. Der Haussperling gilt als ein bisschen dreister und ruppiger beim Zanken.“

Eines haben beide gemeinsam: Sie lieben alte Gehölze, Hecken, Mauernischen und andere Verstecke. Und da Baerl all das zu bieten hat, fühlen sich die Spatzen hier am Rande der Stadt ganz offensichtlich besonders wohl. „Die alten Hecken rechts und links des Weges zum Deich sind eng gewachsen und die Bauernhöfe geben unter Dachpfannen Schutz zur Aufzucht der Spatzenkinder“, beschreibt die Naturfreundin den Duisburger Stadtteil als vogelfreundlichen Ort. Nahrung gibt es in Hühnerställen, auf Streuobstwiesen, unter den Kuhfladen der Rinder in der Nachbarschaft – und im Winter auch von Christa Griese, die die Tiere dann mit Futter versorgt.

Da die winterlichen Hecken alleine so trostlos wirken, war Christa Griese auf dem Weg zur Vogel-Fütterung so nett, mit aufs Bild zu gehen.
Da die winterlichen Hecken alleine so trostlos wirken, war Christa Griese auf dem Weg zur Vogel-Fütterung so nett, mit aufs Bild zu gehen. © Volker Herold

Der Spatz ist beliebt. Vielleicht liegt es daran, dass kaum ein Vogel so menschenbezogen lebt wie er. „Er ist der Vogel unserer Kindheit, denn als Kind nimmt man ihn draußen in der Welt als ersten Vogel wahr“, sagt Christa Griese. „Er ist nicht so elegant wie der Mauersegler oder die Schwalbe, er trägt auch kein farbenfrohes Gefieder wie der Buchfink und singt nicht so rührend wie die Nachtigall.“ Und dennoch: „Er hat sich einen festen Platz in unseren Herzen erobert.“ Umso schöner, dass er so zahlreich wieder da ist.

>>> VORTRAGSREIHE IM HERBST

Christa Griese engagiert sich im Bund für Umwelt und Naturschutz und hält Vorträge über Spatzen, Mauersegler, Stadttauben, Igel oder die Landflucht der Wildtiere. Im Februar sprach sie zuletzt in Baerl über das Insektensterben. Für den Herbst ist als Vortragsreihe eine „Tierschutztrilogie“ geplant. Die Termine stehen noch nicht fest.