Rheinhausen. . Der Verein „Young Supporters“ reicht jungen Menschen die Hand, die geliebte Menschen verloren haben. Kreativtag mit Poetry Slam geplant.

Manchmal versteht man die Welt nicht mehr. Da will man die Trauer am liebsten in einem tiefen Erdloch verbuddeln, auf den Mond schießen oder, noch besser, für immer ins Nirgendwo verbannen. Und was schlägt der Rheinhauser Verein „Young Supporters“ stattdessen vor? Dieser lästige Begleiter soll eine große Bühne bekommen. Ein ganzer Tag soll im kommenden Jahr am 20. Januar dem Gefühl gewidmet werden, das einen einholt, wenn der Tod Teil des Lebens wird und man schon als junger Mensch Abschied nehmen muss von Eltern, Großeltern, Geschwistern oder Freunden. Und weil diese Aktion eine große Sache werden soll, bitten die Veranstalter schon jetzt um Anmeldungen.

Mit einem Kreativtag für trauernde Jugendliche will der Verein „Young Supporters“ Teenies ab 13 Jahren auf diesem Wege die Hand reichen. Weil diese Altersgruppe besonders schwierig zu gewinnen ist, haben die Organisatoren den Krefelder Poetry Slamer Johannes Floehr mit ins Boot geholt. Er wird den Teilnehmern zeigen, dass Poetry Slam nicht nur cool und witzig ist, sondern dass man dabei auch ganz wunderbar traurige Gefühle ausdrücken kann.

Wer die Trauer wegschiebt, den holt sie irgendwann ein. Das hat Mariel Pauls-Reize schon oft genug erlebt. Die Therapeutin, die das Projekt Young Supporters seit der Gründung im Jahr 2013 fachlich begleitet, nennt nur eines von vielen Beispielen: ein Schüler, der den Vater ganz plötzlich verlor und sich kopfüber in das Abitur stürzte. Nach der Prüfung ging nichts mehr, zu tief saß der Schmerz, der nicht verarbeitet wurde. Manchmal kommt eine solche Verletzung erst Jahre später wieder hervor und schlägt dann um so heftiger zu.

Damit das nicht passiert, hat sich damals der Verein für junge Trauernde unter dem Dach des Katholischen Bildungsforums in Rheinhausen gegründet. Denn hier, im Westen der Stadt, gab es vorher jenseits der üblichen Trauercafés gar keine Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die mit einem schwer kranken oder sterbenden Familienmitglied leben.

Zwei feste Trauergruppen für Kinder und Erwachsene

Seitdem haben sich zwei feste Gruppen etabliert. Alle 14 Tage montags von 16 bis 17.30 Uhr treffen sich Kinder von sechs bis 13 Jahren. Manchmal werden hier, begleitet von den Therapeutinnen, Kerzen oder Trauersteine gebastelt, manchmal wird aber auch einfach nur Fußball gespielt oder Eis gegessen und ganz nebenbei über Sorgen, Gedanken und Gefühle geredet. Dienstags von 19 bis 21 Uhr kommen beim „Young Supporters Talk“ junge Erwachsene ab 20 (manche sind auch sehr viel älter) zusammen. „Nur die Jugendlichen haben wir noch nicht so richtig erreichen können“, sagt Mariel Pauls-Reize.

Das soll sich jetzt ändern. Im besten Fall wird der Kreativtag mit Poetry Slamer Johannes Floehr der Auftakt einer ganzen Reihe von Veranstaltungen zu diesem Thema. Die Organisatoren hoffen, dass sie einen Weg finden, die Zielgruppe der trauernden Jugendlichen erreichen.

„Wir unterstützen die tolle Arbeit der Young Supporters“, sagt Sabine Lipiak vom Katholischen Bildungsforum. Sie sieht aber auch, dass die Hemmschwelle, an einem solchen Kreativtag mit anderen teilzunehmen und somit öffentlich zu zeigen, dass man trauert, erst mal geknackt werden muss. Türöffner soll einerseits der Poetry Slamer sein. Andererseits setzen die Veranstalter auf die Schützenhilfe von Lehrern.

Poetry Slamer Johannes Floehr
    
Poetry Slamer Johannes Floehr     © Luke Pranken

In vielen Schulen ist der Verein bekannt. Immer wieder sind Mariel Pauls-Reize und ihre Kolleginnen in Klassen, um zum Beispiel nach tragischen Todesfällen professionelle Trauerarbeit zu leisten. Lehrer, die von Trauerfällen bei ihren Schülern wissen, könnten zum Beispiel eine ganze Klasse zum Kreativtag anmelden.

Der Begriff „Young Supporters“ steht übrigens für diejenigen, die kranken uns sterbenden Menschen zur Seite stehen und dabei seelisch selber auf der Strecke bleiben. Das muss nicht sein – wie der Rheinhauser Verein zeigt.

>>> ANMELDUNG ZUM KREATIVTAG

Schon jetzt trommelt das Katholische Bildungsforum Rheinhausen für den „Kreativtag für trauernde Jugendliche“ mit Poetry Slamer Johannes Floehr im Januar.

Erfahrungsgemäß ist es für junge Menschen ein großer Schritt, sich zur Trauer zu bekennen und zu einer solchen Veranstaltung zu kommen.

Ganze Gruppen sind willkommen, Freunde dürfen mitgebracht werden. Niemand muss seine Texte vortragen. Außerdem geplant: Graffitikunst, Kochrunde mit Pizza und Glückskeksen und einiges mehr.

Kontakt und Anmeldung: 02065/9013340, Mail: kbf-du-west@bistum-muenster.de. Info: www.young-supporters.com