Sie bereichern, erinnern und spalten die Geister. Sie provozieren, verschönern und gehören fest zum Stadtbild, eigentlich schon immer. Kunst im öffentlichen Raum ist vielfältig und reich an Geschichte(n). Im Rahmen eines Projektes wurden in den vergangenen zwei Jahren Objekte in ganz Duisburg gesichtet und aufgelistet. 13 Exponate machte die Dokumentation zwischen Baerl und Friemersheim aus - die meisten vor Schulen, auf Plätzen, in Parks und an Straßen. 13 gute Gründe, mal ganz genau hinzuschauen, finden wir und stellen Ihnen im Rahmen einer lockeren Serie in den nächsten Wochen die Werke und ihre Schöpfer vor. Der Auftakt widmet sich dem süddeutschen Künstler Edwin Scharff und seiner Arbeit „Pastorale“.
Sie bereichern, erinnern und spalten die Geister. Sie provozieren, verschönern und gehören fest zum Stadtbild, eigentlich schon immer. Kunst im öffentlichen Raum ist vielfältig und reich an Geschichte(n). Im Rahmen eines Projektes wurden in den vergangenen zwei Jahren Objekte in ganz Duisburg gesichtet und aufgelistet. 13 Exponate machte die Dokumentation zwischen Baerl und Friemersheim aus - die meisten vor Schulen, auf Plätzen, in Parks und an Straßen. 13 gute Gründe, mal ganz genau hinzuschauen, finden wir und stellen Ihnen im Rahmen einer lockeren Serie in den nächsten Wochen die Werke und ihre Schöpfer vor. Der Auftakt widmet sich dem süddeutschen Künstler Edwin Scharff und seiner Arbeit „Pastorale“.
Schwierige Recherchen
Kunst im öffentlichen Raum wurde Mitte des 19. Jahrhundert populär. Die Städte wuchsen, überall entstanden neue Siedlungen. Straßen und Plätze wurden breiter, boten Platz für Ehrenmale, Denkmäler oder Zierbrunnen. Nach dem 2. Weltkrieg, in dem viele der alten Werke zerstört wurden, begann ein neuer Zeitabschnitt: Im Mittelpunkt standen nun nicht mehr Abbilder von Persönlichkeiten, sondern Exponate moderner Kunst.
In den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende trat noch die Stadt als Auftraggeberin auf. Später waren es vor allem engagierte Bürger und Sponsoren, die sich um die Kunst im öffentlichen Raum kümmerten. Daher gibt es heute neben dem Bestand, der bei den Kulturbetrieben geführt wird und nun mit Unterstützung der Stiftung Wilhelm Lehmbruck erfasst wurde, viele Werke, die sich im Besitz von Privatpersonen, Vereinen und Verbänden befinden. Eine vollständige Erfassung sei daher nicht möglich gewesen, erklärt ein Sprecher der Stadtverwaltung auf Nachfrage. Über Objekte im Privatbesitz seien oft nicht genügend Informationen vorhanden. Als weiterer Stolperstein bei den Recherchen habe sich das Alter mancher Arbeiten entpuppt. Vieles wurde angeschafft, als Homberg und Rheinhausen noch gar nicht zu Duisburg gehörten. Ein Beispiel ist die in Rheinhausen im Foyer der Bezirksverwaltung platzierte Arbeit „Pastorale“ des Künstlers Edwin Scharff.
Wer in den Räumen am Körnerplatz zu tun hatte, hat sie bestimmt schon gesehen, vermutlich, ohne sie wahrzunehmen: Zwei große, zu einer Einheit verschmolzene Figuren neben der Treppe ins Obergeschoss. Eine sinnliche Marmor-Skulptur mit sanften Rundungen - die im nüchternen Amtsflur recht deplatziert wirkt. Scharff schuf sie 1921 bis 1939 nach dem Mythos von Mann und Frau. Eine Leihgabe, die sich im Besitz der Wilhelm Lehmbruck Stiftung befindet.
Scharff, 1887 in Neu-Ulm geboren, verließ die enge Heimatstadt bereits mit 15, um in München Malerei zu studieren. Am Ende seiner Ausbildung zeichnete ihn der Bayerische Staat mit einem Reisestipendium aus; Der junge Mann besuchte Paris, Madrid, Toledo und schließlich Italien. Er kopiert Werke von Grünewald, El Greco und Velazquez, Florenz soll ihm die Augen geöffnet haben, für die großen Bildhauer der Renaissance.
1906 entstanden ersten Skulpturen. 1913 war Scharff Gründungsmitglied der Münchener Neuen Secession, danach wechselte er endgültig zur Bildhauerei - seine produktivste Schaffensphase. 1923 wurde er als Professor an die Hochschule für Bildende Künste nach Berlin berufen, wo er viele öffentliche Aufträge für Denkmäler und Büsten erhielt. 1927 wählte man den Künstler zum Vizepräsidenten des Deutschen Künstlerbundes.
Doch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er zunächst an die Kunstakademie Düsseldorf versetzt. Auf der Reichsausstellung „Schaffendes Volk“ 1937 in Düsseldorf errichtete Scharff noch für mehr als 100 000 Reichsmark zwei Figuren für den Eingang, „die Rossebändiger“. Kurz darauf wurde er als entarteter Künstler diffamiert, 1937 vom Lehramt beurlaubt. Die Nazis belegten ihn mit einem Arbeitsverbot. Nach dem Krieg gehörte Scharff wieder dem Deutschen Künstlerbund an und war von 1951 bis 1955 als Jurymitglied tätig. Von 1946 an unterrichtete er an der Landeskunstschule in Hamburg, wo er 1955 auch verstorben ist. Seine Werke wurden auf der documenta 1 (1955) und documenta 2 (1959) in Kassel gewürdigt. Heute steht eins mitten in Rheinhausen.