Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. . Die junge Kabarettistin gastierte mit ihrem Programm „Schneewittchen ist tot“ im Kulturspielhaus - und brachte damit manchen in Erklärungsnot.

Schon ihr Plakat „Schneewittchen ist tot“ sorgte für Aufsehen in der Musikschule Pügner, und Inhaber Ingo Pügner kam in Erklärungsnot – gerade gegenüber seinen jungen Schülern. „Ja, was sagst du dann, wenn dich Kinder danach fragen?“, so Pügner. Und wenn sie anfangen, am Wahrheitsgehalt eines Märchens zu zweifeln. Die Kleinkünstlerin Anna Piechotta jedenfalls versuchte etwa 70 Gästen im Rumelner Kulturspielhaus ihre Erklärung für den Tod dieser Märchenfigur zu geben. „Sagen Sie mal, was wissen Sie denn über Schneewittchen?“, fragte sie in die sitzende Menge. Da kam nicht viel zurück. „Sie müsste doch der Traum eines jeden Mannes sein, schmeißt den Haushalt der Zwerge und bekocht sie schön“, scherzt die junge Künstlerin.

Song gegen das Rauchen

Vor zwei Jahren war sie schon Gast in Rumeln mit dem Programm „Komisch, im Sinne von seltsam“. Das war noch handzahm, dieses Mal kommt sie bissiger daher: „Das wird kein heiterer Gesangsabend, ich werde ihnen gründlich die Laune vermiesen“, sagt sie. Und so gefällt es ihr auch besser, wenn die Leute sie ausbuhen, als zu applaudieren. Mit bissigen selbst geschriebenen Chansons, die sie selbst auf dem Klavier wunderbar begleitet, bringt sie so manche Kinnlade zum Herunterfallen.

Da werden harmonische, klassische Melodien von Beethoven und Liszt abgewandelt, und in einen Song gegen das Rauchen zweckentfremdet: „Da kommt der Schleim aus deiner Lunge, und wir küssen uns – auf Zunge“, trällert sie unverdrossen darin. Über Helene Fischer denkt sie: „Sie braucht nur in der Luft zu hängen – die Beine breit – und schon füllt sie die Hallen.“

„Bleib halt so dumm - wie Heidi Klum“

Das schafft Anna Piechotta nun nicht so einfach, auch wenn sie einen lupenreinen Spagat auf der Rumelner Kleinkunstbühne präsentiert. „Moment, ich ziehe noch kurz meine Rutschsöckchen an“, lächelt sie. Und nach jedem Chanson stellt sie sich so grazil ans Klavier, als hätte sie gerade eine Turnübung auf dem Barren mit einem sprunghaften Abgang beendet. Ihre Stimme reicht in ungeahnte Sopranhöhen, wesentlich nachlässiger geht sie mit ihr um in einem Song gegen Castingshows, zieht sich dabei extra eine Sonnenbrille von Dieter Bohlen auf, um authentisch zu wirken. „Bleib halt so dumm – wie Heidi Klum“, schmettert sie als Pointe darin.

Das Publikum bekommt noch eine kostenlose Therapiestunde: „Hallo ich bin die Gruppe und ich bin kollektiv deprimiert drauf“, stöhnen die Zuschauer irgendwann auf Geheiß der Künstlerin. So ist es (k)ein angenehmer Liederabend – den Tiefpunkt erreicht ihr Programm sicherlich mit einem Lied über die Flüchtlingskrise: „Flucht, ist trotz aller Gefahr, besser als es in ihrem Land je war“, singt Piechotta melancholisch. „Danach ist das Programm immer ganz unten“, lächelt sie. Am Ende ist auch Schneewittchen tot und ihr Ziel hat sie auf jeden Fall erreicht – und 70 Gäste applaudieren nur schwermütig...