Duisburg-Homberg. . Nach 110 Jahren pädagogischer Arbeit schließt die Förderschule Ende des Schuljahres. Für Leiter Hans-Peter Giese ein Anlass, Bilanz zu ziehen.

Zum Ende des Schuljahrs gehen 110 Jahre wertvolle pädagogische Arbeit zu Ende: Am 1. August wird die Pestalozzischule in Homberg aufgelöst. Acht Lehrer und 53 Schüler der traditionsreichen Förderschule in Hochheide wechseln vor allem an zwei Einrichtungen im Umfeld, an die Dahlingschule in Rheinhausen und die James-Rizzi-Schule in Meiderich. Viele sind bereits im Vorfeld gegangen.

Die Wut wich Resignation

Das Aus für die Förderschule mit den Schwerpunkten „Lernen“ und „Sprache“ ist längst besiegelt, das Schulministerium in Düsseldorf und politische Gremien in Duisburg hatten die Schließung 2014/2015 beschlossen. Lehrer, Eltern und Schüler hatten sich damals wie berichtet dagegen gewehrt, heute nehmen sie den Beschluss mit einer Mischung aus Nüchternheit, Gelassenheit und Resignation zur Kenntnis. Langsam beginnt das Kollegium damit, das erst 2005 renovierte, erweiterte und gut ausgestattete Gebäude zu räumen. Eine Schule in Auflösung.

Die Kinder haben sich gut entwickelt

Auch Schulleiter Hans-Peter Giese wirkt nüchtern, gelassen - und ein wenig traurig. Auch für ihn geht eine lange Zeit zu Ende, 38 Jahre hat der Homberger als Pädagoge an seiner Schule gearbeitet. Ende Juli verabschiedet sich der 65-Jährige in den Ruhestand.

Giese blickt mit Stolz zurück: „Ich gehe mit einem Gefühl der Zufriedenheit aus dem aktiven Dienst. Man muss bescheiden sein, aber es ist uns gelungen, ganz vielen Kindern hier eine schulische Heimat zu bieten und ihnen viel für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit mitzugeben - etwa die Sicherheit und Zuversicht, im Leben etwas zu werden.“ Viele Beispiele zeigten, dass sich die Kinder gut entwickelt und ihr Leben gemeistert haben. Giese: „Ich bin meinen Kollegen sehr dankbar, dass das gelungen ist.“

„Wir hatten immer das Ziel, lernschwachen Schülern zu helfen“, betont Giese. „Wir können Kinder mit Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten dabei unterstützen, mit ihrer Behinderung so gut wie möglich durchs Leben zu kommen.“ Besonders erfolgreich hätte das Kollegium in den Jahren nach 2005 arbeiten können. „Die beste Phase, eine grandiose Zeit“.

Kinder wurden an modernen Medien geschult

Damals wurde die Förderschule in das Landesprogramm „Selbstständige Schule“ aufgenommen. „Man traute den teilnehmenden Schulen etwas zu, ließ sie selbstverantwortlich entscheiden.“ Als Folge gab es mehr Geld und Personal. „Wir hatten mehr Freiheit, nur die Qualität der Abschlüsse musste vergleichbar sein.“ In dieser Zeit sei es am besten gelungen, den Schülern Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und auch die Mittel zur Bewältigung der Zukunft zu vermitteln.

So wurden die Kinder an modernen Medien geschult, wie sonst auch in kleineren Gruppen, mit viel Betreuung. Sportler, Künstler und Handwerker vermittelten anschaulich Wissen. Und auch die Elternarbeit wurde intensiviert. „Es kamen so viele Eltern wie noch nie. Sie waren so stolz auf ihre Kinder.“

Eine Rollstuhlrampe reicht nicht aus

Durch den Einsatz des damaligen Duisburger Bildungsdezernenten Gerd Bildau wurde das gesamte Schulgebäude ab 2004 runderneuert, erhielt eine Aula mit einer Profi-Bühne und einen modernen Anbau mit einem gut ausgestatteten Naturkunde-Labor und neuen Klassenräumen.

Fachmann Giese studierte Sozial- und Sonderpädagogik, er ist von der Qualität der Arbeit an Förderschulen überzeugt. Im Gespräch erneuert er seine Kritik an der Inklusion, zumindest so, wie sie in den letzten Jahren in NRW umgesetzt worden ist: „Ich sehe in der Inklusion zwar eine gute Absicht, aber ein falsches Verstehen.“

Besonders bemängelt Giese, dass an den Regelschulen zu wenig Sonderschulpädagogen für den inklusiven Unterricht bereit gestellt wurden: „Es müssen Fachleute da sein, die Kinder individuell betreuen. Es wurde früh genug darauf hingewiesen, dass man dafür viel Geld in die Hand nehmen und genug Sonderschullehrer ausbilden muss. Es reicht nicht, an einer Schule nur eine Rampe für Rollstuhlfahrer zu bauen.“ Nicht wenige Schüler seien an ihre Förderschule zurückgekehrt. Die Inklusion sei für bestimmte körperbehinderte Schüler geeignet, aber nicht aber für alle.

>>>>>Hintergrund: Neue Form der Inklusion <<<<<<<

Nach den Plänen der neuen schwarz-gelben Landesregierung haben bestehende Förderschulen künftig Bestandschutz. Pro Stadt soll es nur noch wenige Schulen geben, die inklusiv arbeiten, da ansonsten nicht ausreichend ausgebildete Sonderpädagogen zur Verfügung stehen.