Duisburg-Hochheide. . Helga und Karl Heinz Justen aus Hochheide halten seit 65 Jahren zusammen. So eine Eiserne Hochzeit schaffen nicht viele.

Wir haben eine Verabredung. In genau fünf Jahren wollen wir uns wiedersehen im Wohnzimmer an der Friedrich-Ebert-Straße in Hochheide. Denn es wäre doch gelacht, wenn Helga und Karl Heinz Justen nicht auch noch die Gnadenhochzeit schaffen. „Bei der guten Pflege von uns kriegen die das ganz bestimmt hin“, sagt Sonja Pibernik mit einem Augenzwinkern. Sie ist eine von fünf Töchtern, die dazu beitragen, dass die Eltern im hohen Alter noch so rüstig sind.

65 Jahre verheiratet. Eiserne Hochzeit. Das schaffen nicht viele. Helga Justen, die übermorgen 88 wird, dreht an ihrem Ehering und erinnert sich. Sie war 21 und hatte von ihrem Onkel fünf D-Mark bekommen, um auszugehen. „Das war damals richtig viel Geld.“

In der Johannenhof-Siedlung hat sie mit zehn Geschwistern gewohnt. Da waren vergnügliche Auszeiten im Tanzlokal eine Seltenheit. Der spendable Onkel scheint geahnt zu haben, dass dieser von ihm gesponserte Abend ein besonderer werden würde. Denn im Lokal Vater Rhein lernte Helga ihren Karl Heinz kennen.

„Es hat halt gepasst“

Heute kann die 87-Jährige nicht mehr sagen, warum sie sich genau zu diesem Mann hingezogen gefühlt hat. „Es hat halt gepasst.“ Auf den Tanzabend folgte eine erste vorsichtige Verabredung am Sportplatz. Ein Volltreffer! „Von dem Tag an haben wir uns immer getroffen.“ Eine Verbindung, die bei der Hochzeit am 8. März 1952 in einem für zehn Mark geliehenen Brautkleid mit dem goldenen Ring der Großmutter besiegelt wurde, der immer noch am Finger steckt.

„Liebe kennt kein Alter.“ Diesen Spruch haben die Töchter für die Einladungskarten zur Eisernen Hochzeit ausgewählt. Am Samstag wird groß gefeiert mit 50 Gästen. Wie schafft man es, dass eine solche Liebe 65 Jahre überdauert? „Mit viel Geduld“, sagt die Ehefrau. Das klingt ehrlich, denn Romantik pur gibt es nur im Märchen. „Du kannst froh sein, dass die Mama das so lange mit dir ausgehalten hat“, sagt die Tochter. Beide lächeln in Richtung Fernsehsessel. Hier thront Familienoberhaupt Karl Heinz, dem die Lebensfreude mit seinen 90 Jahren noch immer aus den Augen funkelt.

„Ach Goldele, wir haben das doch immer gut geschafft“, sagt der Mann, der sein Leben lang das Feiern geliebt hat. Nach einer schwierigen ersten Lebensphase mit Kinderheim und Krieg war sein liebstes Motto „So jung kommen wir nie mehr zusammen.“ Dem ist er bis heute treu geblieben. „Papa hat immer getanzt und gesungen. Das konnte er richtig gut“, beschreibt Sonja Pibernik ihren Vater. Was die Mutter allerdings nicht immer gefreut hat. „Jede Kneipe war seine.“ Da gab es auch mal Zoff daheim. „Das konnte ich auch gut“, sagt Helga und unterstreicht ihre Worte, indem sie die Faust schüttelt.

Ohne Helga geht gar nichts

Dennoch, Streit hin oder her. Ohne Helga geht gar nichts. „Er kann einfach nicht ohne sie sein“, verrät Tochter Sonja. Als seine Frau mal zur Kur musste, fuhr Karl Heinz Justen mit, weil er nicht ohne seine Liebste zu Hause bleiben wollte. Zusammengeschweißt hat die beiden auch, dass der Ehemann nach einem Unfall im Jahr 1964 fast gestorben wäre. Damals saß der gelernte Schlosser und Dreher am Steuer eines Taxis, als ihm vor dem Hamborner Rathaus Betrunkene ins Auto fuhren.

„Die Ärzte sagten mir, dass ich froh sein kann, wenn er die Nacht überlebt.“ Es ist gut gegangen. So gut, dass er vergangenes Jahr mit Leichtigkeit den 90. Geburtstag erlebt hat und vom Balkon aus der Rheinpreußen Kapelle lauschte, die ihm auf der gesperrten Friedrich-Ebert-Straße ein Ständchen spielte.

„Langeweile kennen wir nicht“

„Hier ist immer was los, Langeweile kennen wir nicht.“ Fünf Töchter, acht Enkel, sechs Urenkel und Katze Mauzi (ebenfalls ein Mädchen) halten jung. Jeden Tag wird das Leben gefeiert. Wenn auch mittlerweile daheim. „Mein Vater macht immer von 11 bis 13 Uhr Frühschoppen“, erzählt Sonja Pibernik. „Der Senior nickt und grinst. „Dann trinke ich meine zwei Flaschen Alt.“ Danach Mittagessen und ein Schläfchen. Ein Ritual, mit dem sich seine Ehefrau arrangiert hat. Und für den Rest des Tages verzichtet er im Gegenzug auf Alkohol und trinkt Hagebuttentee. Das muss Liebe sein...

Duisburger Jubelpaare

Vier Paare haben sich für das laufende Jahr bis März bei der Stadt Duisburg gemeldet, ein Diamantenes und drei Eiserne. Im vergangenen Jahr waren es laut Auskunft der Verwaltung 18 Paare. Davon waren drei Goldene (50 Jahre), sieben Diamantene (60 Jahre), sieben Eiserne (65 Jahre) und eine Gnadenhochzeit (70 Jahre). Es könnten aber mehr sein, da sich nicht alle Paare bei der Verwaltung melden würden, erklärte eine Stadt-Sprecherin.