Duisburg-Baerl. . Die Duisburg-Baerlerin Christa Griese betreut verletzte Vögel und Igel. Und erzählt davon im Gemeindezentrum an der Schulstraße.

Vertieft man sich in das Gespräch mit Christa Griese, wird klar, dass die 68-jährige Baerlerin naturkundlich sehr bewandert ist: „Die Stadttaube ist keine eigenständige Rasse, sie ist Nachkomme der Sporttaube. Sie hatte früher Jobs ohne Ende, wurde seit dem 19. Jahrhundert in der Nachrichtenbranche und im Zweiten Weltkrieg in der Spionage eingesetzt und hat auch für die Mafia Informationen gesammelt.“ Die Unterhaltung dreht sich um Spatzen, Tauben, um Vögel aller Art, und auch um Igel. Erstaunlich, was Christa Griese alles an Erkenntnissen über Fauna und Flora in Feld und Flur zusammen getragen hat. Nun will die Expertin ihr gesammeltes Wissen weitergeben, vor allem an Kinder und Jugendliche, aber auch an Erwachsene.

Morgen geht es um 10 Uhr los, im evangelischen Gemeindesaal an der Schulstraße in Baerl, mit einem Referat zum „Baerler Herzensbrecher in Not – ein Vortrag über den uns allen bekannten Spatzen – für Alt und Jung“. Im Februar folgen weitere Power-Point-Vorträge über Stadttauben und Igel. Doch was will Griese mit ihren Referaten erreichen?“ Ich möchte mit dieser Trilogie den Tierschutz in kleine Schuhe legen.“ Sprich: Den Nachwuchs für den Naturschutz begeistern.

„Ich träumte immer von einem Bauernhof“

Christa Grieses Tierliebe begann schon als junges Mädchen: Damals malte ich in der Grundschule immer kleine Schweine in meine Schulhefte“, berichtet die Tochter eines Walsumer Bergarbeiters schmunzelnd. „Ich hatte immer eine starke Liebe zu Tieren und träumte von einem Bauernhof. Und Biologie war mein Lieblingsfach.“ Danach zog sich das Interesse, die Zuneigung für Tiere und Pflanzen wie ein roter Faden durch ihr Leben. Nach dem Studium in Bochum wurde Christa Griese Mitarbeiterin des Arbeitsmedizinischen Zentrums in Witten, das Institut nahe dem Kemnader Stausee kümmert sich um die Gesundheit von Berufstätigen. Fast 30 Jahre war Griese dort beschäftigt. In dieser Zeit baute die Naturkundlerin daheim eine erste private Wildvogelstation auf.

Ihre langjährige Tier- und Naturschutzarbeit setzte die Akademikerin fort, als sie Mitte 2012 an den Niederrhein zurückkehrte und sich mit ihrem zweiten Ehemann, ihrem Jugendfreund Hubertus Becker, in einem gemütlichen Backsteinbau am Steinschenhof in Baerl niederließ. Auch im Gartenhaus neben ihrer Wohnung am Steinschen Hof betreibt die Hobby-Ornithologin wieder eine Wildvogelstation. „Alle Vögel, die in der Umgebung gefunden werden, kommen zu mir. Ich füttere und pflege Jungvögel, die aus dem Nest gefallen sind. In Witten hatte ich in mancher Brutsaison bis zu 40 Vögel.“ Christa Griese nimmt auch verletzte Stadt- oder Brieftauben unter ihre Fittiche, kümmert sich ebenso um heimatlose Igel.

Ein Leben auf dem Land

Griese wohnt auf dem Land, zwischen Rheindeich und Binsheimer Feld. Doch die Tierschützerin hat beobachtet, dass sich die natürlichen Lebensbedingungen trotz aller Fortschritte im Umweltschutz geändert haben: „Es ist nicht so, dass das Leben auf dem Land für die Tiere noch das Paradies ist“ berichtet das Bund-Mitglied. „Im Laufe der Jahre sind immer mehr Unkräuter aus der Landschaft verschwunden. Damit gibt es aber auch weniger Insekten. Und den Vögeln geht zunehmend das Futter aus.“

Doch mit einer Wildvogelstation könne man das Problem ein Stück weit auffangen, „mit wenig Aufwand“. Auch die Besucher ihrer Vorträge können sich für den Tierschutz engagieren: „Im Anschluss bastele ich gemeinsam mit meinen Zuhörern Nistkästen. In unserer Kindheit gab es viel mehr Sperlinge als heute. Es hat sich viel verändert. Aber die Lage ist nicht hoffnungslos. Mit Liebe und Verantwortung können wir den Spatzen erhalten.“