Duisburg-Bergheim/Asterlagen. . Wolfgang Strubel leitet das Heinrich-Tellen-Haus, eine Einrichtung der Caritas-Wohnstätten Niederrhein. Der 45-Jährige hat viele Pläne.

Die ersten 100 Tage hat Wolfgang Strubel längst gemeistert. Seit dem 15. August leitet der 45-jährige Neudorfer das Heinrich-Tellen-Haus, ein Wohnheim der Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein (CWWN) mit Sitz an der Bergheimer Straße in Rheinhausen. Sein Start war mit gleich zwei Herausforderungen verbunden, einer architektonischen und einer emotionalen. Dazu später mehr.

Wolfgang Strubel ist im Umgang mit geistig Behinderten Menschen sehr erfahren, bereits während seines Studiums der Chemie hatte sich der gebürtige Wesel-Bislicher bei der Lebenshilfe in Oberhausen gemeldet. Er wollte dort mitarbeiten, die Lebenshilfe suchte einen kräftigen und stressresistenten Mann.

20 Jahre Erfahrung

Er begann seinen Job, vielmehr ist es Berufung, die er nach inzwischen mehr als 20 Jahren mit voller Leidenschaft ausübt. Strubel studierte schließlich Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung (Master of Arts) und arbeitete in verschiedenen Einrichtungen am Niederrhein.

„Meine Frau und ich haben uns zwischendurch auch einen Traum erfüllt, wir sind nach Berlin gezogen.“ Als dann aber das erste Kind unterwegs war (heute sind es zwei, sechs und sieben Jahre alt) wollten die Strubels zurück nach Hause. „Ein Leben in Berlin mit Kindern konnten wir uns nicht vorstellen.“ Über Rheinberg, dort leitete er das Haus am Außenwall, kam er nun nach Rheinhausen, seiner letzten beruflichen Station: „Hier will ich bis zur Rente bleiben.“

Das Haus wird gerade renoviert

Als Wolfgang Strubel am 15. August an seinem neuen Arbeitsort ankam, war eine erste Herausforderung bereits im Gange: Das Heinrich-Tellen-Haus benötigte so etwas wie eine Generalsanierung. Der über die Jahrzehnte festgepappte Hüttendreck – das Haus diente einst als Ausbildungsort der Zeche Diergardt-Mevissen – musste von der Fassade. „Die schwarze Flüssigkeit war Sondermüll, musste speziell entsorgt werden“, sagt Strubel. Bis zum Jahresende sollen die frisch grundierten Gebäude auch neu gestrichen sein, ein Teil bekommt einen anthrazitfarbenen Anstrich, ein Teil wird dunkelrot. Erneuert wurden zudem die Fenster.

Emotional war der Einstieg von Wolfgang Strubel an der Bergheimer Straße wohl für alle Beteiligten. Folgte er doch auf die bei den Bewohnern sehr beliebte Helga Wippermann, die die Einrichtung bis zu ihrem Ruhestand 40 Jahre lang geleitet hatte. „Die Frauen und Männer vermissen sie sehr, da sie aber als ehrenamtliche Mitarbeiterin einige Stunden im Monat weiter macht, verlieren sie sie nicht ganz aus den Augen“, sagt Strubel. Die 44 Bewohner würden in klaren Strukturen leben und bräuchten eine Weile, bis sie sich auf Neuerungen eingestellt hätten. Größere Probleme habe es aber nie gegeben.

Selbstbestimmung als Ziel

Wenn Wolfgang Strubel für seine Arbeit ein Ziel formulieren soll, dann fällt stets das Wort Selbstbestimmung. Man wolle den behinderten Menschen soviel Selbstbestimmung wie möglich geben und es gelte, Fortschritte zu machen. So könnte so mancher längst für sich selbst sorgen, etwa einkaufen gehen. Andere würden später gerne in eine eigene Wohnung umziehen „Daran, solche Ziele zu erreichen, arbeiten wir alle zusammen.“

Heiligabend begehen die Bewohner des Heinrich-Tellen-Heims wie stets mit kleinen Feiern in ihren Wohngruppen. Es gibt gutes Essen, Musik und Geschenke. Und einer Tradition folgt auch der neue Chef: Er kommt dazu und bringt seine Familie gleich mit. Helga Wippermann ist aber selbstverständlich auch wieder dabei...

Hintergründe zum Heinrich-Tellen-Haus

Das Heinrich-Tellen-Haus an der Bergheimer Straße in Rheinhausen dient seit 1977 als Wohnstätte für Menschen mit Behinderung. Zuvor wurden dort Bergleute für die Zechen Diergardt und Mevissen ausgebildet. Das Haus trägt den Namen des Münsteraner Prälaten (1914 bis 1972), der einst auch den Duisburger Stadt-Caritasverband mitgegründet hatte.

Aktuell leben in dem Haus 44 Männer und Frauen mit geistiger Behinderung, 31 im Haupthaus, 13 im Anbau. Dazu kommen 16 Bewohner einer Außengruppe in Rumeln. Träger sind die Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein mit Hauptsitz in Moers.