Duisburg-Baerl. . Moerser Unternehmer möchte Areal der ehemaligen Schachtanlage Gerdt in Baerl neu entwickeln. Erste Ideen gibt es bereits.
Kultur und Events statt Kohle und Stahl. Der Landschaftspark Nord, das Gasometer In Oberhausen, die Zeche Zollverein in Essen sind Landmarken für den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Wenn es nach einer Gruppe von engagierten Bürgern und ehemaligen Bergleuten geht, wird der Schacht Gerdt der ehemaligen Zeche Rheinpreußen zwischen Baerl und Homberg einen weiteren Akzent setzen, in nicht allzu ferner Zukunft. Ihre Sprecher, der Moerser Unternehmer Ingo Breznikar und sein Sohn Christian wollen das denkmalgeschützte Bauensemble an der Rheindeichstraße sanieren und zu einem Zentrum für Kultur und mittelständisches Gewerbe entwickeln. Hier sollen sich künftig auch Bürger, Gruppen und Parteien treffen.
Den Startschuss für das ambitionierte Projekt hat die neu gegründete Gewerbepark Gerdt GmbH gegeben. Ihr Geschäftsführer ist Christian Breznikar, er erwarb das riesige Grundstück vor mehr als zehn Jahren Im November stellte sein Unternehmen einen Bauantrag für den Schacht Gerdt, für den Umbau und die energetische Sanierung des 1600 Quadratmeter großen Kauengebäudes. Dort sollen Büros, Werkstätten und Lager, auch Wohnungen für Hausmeister einziehen Von diesem „Brückenkopf“ aus sollen dann alle anderen Gebäude mit 5400 Quadratmeter Nutzfläche und das Grundstück weiter entwickelt werden. Dabei soll die Energieversorgung aller Gebäude ökologisch erfolgen.“ Das ist der Plan.
Stillgelegt in den 1980er-Jahren
Doch noch schlummert das riesige Grundstück zwischen Kohlen- und Rheindeichstraße einen Dornröschenschlaf. Als Breznikar den in den 1980ern Jahren still gelegten Schacht Gerdt 2006 kaufte, fand er stabile, aber verwahrloste Gebäude vor. Seitdem holten sich dort Einbrecher soviel Material heraus, wie sie transportieren konnten. Mehr noch: Unbekannte zerbrachen Fenster, beschmierten die Wände mit unzähligen Tags. Einige luden auch immer wieder Müll ab.
Doch Ingo und Christian Breznikar ließen sich davon nicht beirren, längst hatten sie den historischen Wert der denkmalgeschützten Gebäude erkannt: „Wir haben die Gebäude zunächst von allen Schadstoffen befreit.“ So fanden ihre Mitarbeiter gleich hinter der Waschkaue zwei Tonnen Blauasbest, die Unbekannte dort einfach abgekippt hatten. Auch alle anderen Schadstoffe ließen die Sanierungsprofis der Familie Breznikar im Auftrag der Ruhrkohle AG ordnungsgemäß entfernen und deponieren. Und dem Vandalismus schob Eigentümer Christian Breznikar bald einen Riegel vor: Seit einiger Zeit verhindert ein Wachdienst rund um die Uhr, dass nicht noch mehr Schäden angerichtet werden.
Nicht nur bauhistorisch, auch archäologisch ist das Gelände interessant: Breznikar und seine Leute untersuchten den Boden des Grundstücks, dort fanden sie alte Brennöfen, in denen die Ziegel für die Backsteingebäude des Schachtes mit dem markanten, 58 Meter hohen Förderturm gebrannt wurden. „Am Bahndamm, dem ersten Rheindeich, stießen wir auch auf ein altes Fluttor, vermutlich aus dem frühem 18.Jahrhundert“, berichtet Ingo Breznikar. Weitere Funde folgten. „Das ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort“, folgert Breznikar Senior, „Wir haben alles fotografisch dokumentiert, die Funde müssen noch genau untersucht werden.“
Hoffnung auf zügige Genehmigung
Vater und Sohn Breznikar sowie Heinz-Jürgen Falk, ihr Hochheider Architekt, hoffen nun, dass die Stadt zügig grünes Licht für das Projekt gibt und den ersten Bauantrag rasch genehmigt, Alle drei sind fest entschlossen, das heruntergekommene Gelände zu einer attraktiven Sehenswürdigkeit mit vielfältiger Nutzung zu entwickeln. Insgesamt gehen sie von einen Gesamtinvestitionsvolumen im zweistelligen Millionenbereich aus.
„Der Schacht Gerdt ist ein kulturhistorisch exponiertes Bauwerk, das den Beginn des Ruhrgebiets markiert“, sagt Fachmann Falk. „Dieses Denkmal wollen wir auf jeden Fall für die Zukunft erhalten.“ Die Breznikars wollen auch Vorschläge der Bürger in ihr Konzept einarbeiten: „Was die weitere Nutzung des Geländes angeht, sind wir für Ideen der Bürger offen.“
>>> Hintergrund: Der Schacht Gerdt
Der Schacht Gerdt nahe der Haus-Knipp-Eisenbahnbrücke wurde von 1941 bis 1945 als Wetterschacht 8 der Zeche Rheinpreußen abgeteuft. 1955 bis 1959 wurde der Schacht für Seilfahrt und Materialförderung ausgebaut und erhielt einen Förderturm nach Plänen von Fritz Schupp. Der Architekt hatte bereits in den 1920ern die Baupläne für die Zeche Zollverein in Essen entworfen.
Kernstück der Schachtanlage ist der Backstein-Förderturm an der Rheindeichstraße. Ihn flankieren im unteren Bereich kleine Anbauten für die Schachthalle, ebenfalls. Zur Gesamtanlage gehören ein Kauen- und Bürogebäude und die Diffusoren der 1978 und 1986 erneuerten Lüfter.
1967 wurde der Förderbetrieb des Schacht Gerdt aufgegeben, damals wurde die Seilfahrt eingestellt. Seit der endgültigen Stilllegung in den 80er Jahren wurde der Schacht nur noch als Wetterschacht und zur Materialförderung genutzt.