Duisburg-Homberg. . Der Homberger Dirk Lachmann hat sich intensiv mit den Gräueltaten der Nationalsozialisten in Homberg befasst: www.homberg-unterm-hakenkreuz.de.
Zwei Jahre lang hat Dirk Lachmann Archive gewälzt, Zeitzeugen interviewt und hunderte Seiten geschrieben. Jetzt ist sein Projekt, das das Geschehen in Homberg während des Nationalsozialismus intensiv beleuchtet, für alle im weltweiten Netz sichtbar. Mit Hilfe seines Sohnes Marc (46), der sich um die technische Umsetzung kümmerte, ist www.homberg-unterm-hakenkreuz.de nun online.
„Wir haben bewusst kein Buch veröffentlicht, was zum einen finanziell für den Freundeskreis Historisches Homberg gar nicht realisierbar war. Zum anderen wollen wir damit auch junge Menschen erreichen und es besteht die Möglichkeit, die Sammlung stetig zu erweitern“, sagt der 76-jährige pensionierte Schulleiter.
Hintergrund der Recherchen Lachmanns war, wir berichteten es, die immense Lücke im Archiv des Freundeskreises zu schließen. „Homberger Chronisten wie Paul Mast, Karl Teelen und Theodor Mohr haben mit ihren Werken zwar wichtige Beiträge zur Stadtgeschichte Hombergs geleistet, die Gräueltaten der Nazis sparten sie in ihren Ausführungen allerdings komplett aus. Und dass, obwohl sie das damalige Geschehen als Zeitzeugen miterlebt haben.“
Lücke im Archiv
Um die Archiv-Lücke zu füllen, führte Lachmann unter anderem Gespräche mit rund 60 Zeitzeugen, immer wieder erweiterte er seine Ausführungen, zum Start der interaktiven Seite gibt es nun insgesamt neun Kapitel mit diversen Untertiteln. So beschäftigt sich Lachmann mit der Geschichte der Juden bis 1933, rund 85 Juden lebten laut Lachmann im Jahr 1925 hier.
Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit der Zeit ab 1933, enthält unter anderem die Themen Arisierung, Flucht und „Maßnahmen gegen die Juden“. Im Jahr 1945 sollen nur noch vier Juden in Homberg gelebt haben. Drei seien aus Lagern gerettet worden, eine, Helene Karten, hatte das Lager im lettischen Riga überlebt und war 1945 nach Homberg zurückgekehrt.
Viele dramatische Geschichten
Zwar habe es auch schöne Geschichten gegeben, die er während seiner Recherchen erzählt bekommen hatte, der Großteil handelte aber von bestialischen Verbrechen, Tod, Folter und Leid. „Diese Geschichten führten dazu, dass ich die Arbeit immer mal wieder unterbrochen habe, es ist nicht so einfach, sich so intensiv mit solch schlimmen Dingen zu befassen.“
Er machte dann aber doch immer weiter, weil er es für einen gesellschaftspolitischen Auftrag eines jeden Kultur- und Geschichtsvereins hält, sich mit dem Thema Nationalsozialismus zu beschäftigen und diese Informationen an kommende Generationen weiterzugeben. „Der Freundeskreis Historisches Homberg kommt diesem Selbstverständnis nach“, sagt er, nicht ohne einen Hinweis darauf, dass man sich weitere Vereine aus der früheren Grafschaft Moers wünscht, die ähnlich verfahren.
Seite ist noch lange nicht fertig
Die Seite www.homberg-unterm-hakenkreuz.de sei noch lange nicht fertig, Lachmann will sich unter anderem noch mit den Themen Verfolgung Homosexueller, Ermordung von Widerstandskämpfern, und Zwangsarbeit beschäftigen. Zudem sollen sämtliche Daten in der Chronologie mit weiteren Links hinterlegt werden, die zu weiteren Informationen führen. Ebenso soll es bald für alle User die Möglichkeit geben, Kommentare zu schreiben. Aktuell könne man sich über das Impressum an Dirk Lachmann wenden.
Ziel der Sammlung soll sein, dass sich unter anderem die weiterführenden Schulen damit beschäftigen, die Erich-Kästner-Gesamtschule habe sein Material bereits genutzt, auf das Franz-Haniel-Gymnasium wolle er demnächst zugehen. „Das Material könnte Schülergruppen dazu anregen, mehr über ihre Schule zwischen 1933 und 1945 zu erfahren...“
Weitere Informationen: www.homberg-unterm-hakenkreuz.de.