Duisburg. Die Rheinpreußen-Fußgängerbrücke sollte längst mit neuen Holzplanken versehen sein. Einer der beiden Eigentümer will seinen Part nicht übernehmen.

Auf den ersten Blick klingt es wie ein „Schildbürgerstreich“: Seit Mitte September ist die 75 Meter lange Hubbrücke über den Homberger Rheinpreußenhafen für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Der eine Besitzer, das Moerser Chemieunternehmen Ineos Solvents GmbH, hat wie angekündigt Anfang Oktober marode Holzplanken auf seiner Seite ausgewechselt.

Doch der zweite Besitzer, die RAG in Essen, will nach eigener Aussage nicht mehr in die Sanierung des Holzwegs auf seinem Teilstück investieren. Im Ergebnis bleibt die denkmalgeschützte Brücke solange gesperrt, bis die beiden Eigentümer wie geplant einen Käufer für das beliebte Bauwerk über den Hafen gefunden haben.

Ins Rollen kam die Geschichte durch einen Leserbrief an die Redaktion: Hermann Grindberg, Vorsitzender des Homberger Turnvereins (HTV) fragte: „Wie lange noch??? Seit Wochen ist der Übergang über die Holzbrücke am Rheinpreußenhafen nun schon gesperrt und man sieht keinerlei Baufortschritt. Dabei sollten doch lediglich ein paar marode Holzplanken ausgetauscht werden, bevor später dann die versprochene Generalsanierung des denkmalgeschützten Bauwerks beginnt. Nun aber stehen immer wieder Fußgänger und Radfahrer fragend vor der Absperrung.“

Mehr als 3000 „Brückenretter“

Das hätten sich die mehr als 3000 Unterstützer der Aktion „Rettet die Brücke über den Rheinpreußenhafen“ 2015 ganz anders vorgestellt, schreibt Grindberg weiter. „Deshalb die dringliche Bitte: Macht voran mit dem Ersatz der Holzplanken und den Weg zum Rhein wieder passierbar. Wann generalsaniert werde, steht noch in den Sternen, und dann ist die Brücke noch lange genug gesperrt.“

Julia von Lehmden, Pressesprecherin von Ineos Solvents, bestätigte, dass ihr Unternehmen die Holzbohlen auf der Ineos-Seite am 5. Oktober ausgetauscht hat. „Wir haben auch die RAG gebeten, ihren Teil des Holzweges in Ordnung zu bringen.“ Dies ist aber nicht geschehen, die Brücke bleibt folgerichtig gesperrt. Nachfrage bei RAG-Pressesprecher Frank Schwarz: „Uns liegt an einer schnellen und endgültigen Lösung der Problematik, an einer Übertragung und Sanierung der Brücke.“ Doch als öffentlich subventioniertes Unternehmen könne die RAG nicht in die Sanierung des Holzweges auf der Hubbrücke investieren. „Denn ähnlich wie alte Fördertürme ist die Hubbrücke ein Denkmal und unterliegt damit öffentlichem Interesse.“ Anders als die RAG sei die Ineos Solvents ein Privatunternehmen, dass daher auch in die Sanierung der Brücke investieren könne, so Schwarz.

„Außerdem“, so Schwarz, zieht die RAG schon lange keinen betrieblichen Nutzen mehr aus der Brücke. Wir benötigen sie nicht mehr.“ Anders als die Ineos Solvents, die im Rheinpreußenhafen nach wie vor Produkte von der Schiene auf Schiffe lädt. Auf Nachfrage ließ Schwarz offen, ob sich die RAG an der ebenfalls überfälligen Generalsanierung der Brücke beteiligen wird oder nicht. Schwarz verwies auf laufende Verkaufsverhandlungen mit der Stadt Duisburg und dem Regionalverband Ruhr (RVR) in Essen: „Wir verkaufen die Brücke.“

Mittel sind bereits genehmigt

Wie berichtet hat der Haushaltsauschuss des Deutschen Bundestages in Berlin im Sommer Mittel für die bundesweite Denkmalförderung freigegeben, darunter befinden sich rund 400.000 Euro, die in die Sanierung der 1931/32 gebauten Eisenbrücke in Homberg fließen sollen. Die zugesagten Bundesmittel könnte eine neuer Eigentümer für die Gesamtüberholung der Brücke verwenden. Doch insgesamt muss in die notwendige Generalinventur ein doppelt so hoher Betrag gesteckt werden, schätzt Hombergs Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann (SPD). Ineos hatte in der Vergangenheit signalisiert, das man sich an den Kosten für die Sanierung beteiligen wolle.