Duisburg-Bergheim. . An Heinrich-Heine-Gesamtschule in Rheinhausen beraten sie ehrenamtlich Jungen und Mädchen, die Opfer von Cyber Mobbing wurden. Prävention ist ebenso wichtig.
Warum sollte es bei Kinder und Jugendlichen anders als bei Erwachsenen sein? - Überall an Deutschlands Schulen wird nicht nur fleißig gelehrt und gelernt, sondern immer wieder auch gemobbt und gelitten. Längst hat sich in Zeiten von Computer und Internet auf den PCs, Laptops oder Smartphones der Schülerinnen und Schüler eine neue Form der sozialen Anprangerung, Ausgrenzung und Ächtung etabliert: das Cyber Mobbing. Ob auf Facebook oder Twitter, Instagram oder Snapchat überall tauschen tagtäglich Jungen und Mädchen nicht nur frohe Botschaften oder freundliche Nachrichten aus, sondern oft, allzu oft, auch Tweets und Postings, in denen die meist anonymen Täter ihre Opfer bewusst angreifen und verletzen, in Text und Bild.
Um Schüler, die schon Opfer von Cyber-Mobbing wurden, kümmern sich seit 2012 an der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Rheinhausen bis zu elf Medienscouts. Sie heißen Malte, Wolfger, Sandy, Maximilian, Manuel, Alexander, Andrea, Lukas, René, Mandy und Justin, besuchen die Jahrgangsstufen sieben bis zwölf. Und nebenbei investieren sie ehrenamtlich eine Stunde pro Woche, um ihren Mitschülern konkret zu helfen, mindestens. In einer wöchentlichen Sprechstunde etwa beraten die Medienscouts Kids, wie sie besser mit erlittenem Mobbing im digitalen Cyberspace umgehen können, bei Bedarf meist in Einzelgesprächen, aber auch im Klassenverband.
Die Vorbeugung ist die zweite Säule der selbstlosen Beratungsarbeit der Rheinhauser Medienscouts. Regelmäßig besuchen die elf Medienexperten vor allem die Klassen der Unter- und Mittelstufe (Klasse 5 bis 10), zeigen den Schülern ihre Power-Point-Präsentation. In dem Vortrag klären die älteren Medienscouts ihre meist jüngeren Schüler über alle wichtigen Gefahren des Internets und der sozialen Netzwerke auf, zu denen nicht nur das Cyber Mobbing gehört.
Nebenbei beantworten die elf Medienexperten auch alle technischen Fragen zu Hard- und Software. „Wir geben unser Wissen an unsere Mitschüler direkt weiter.“ Mit der Zeit werden diese Mitschüler auf diese Weise dann selbst zu Experten, wächst die nächste Generation von Medienscouts heran. „Damit wir stets auf dem neuesten Stand sind und immer frisches, aktuelles Wissen an unsere Mitschüler weitergeben, bilden wir uns ständig fort und informieren uns über neue Entwicklungen oder Änderungen, vor allem bei Geräten und Programmen.“
„Klima an Schule wurde besser“
Die Arbeit zahlt sich offenbar langfristig aus: Seitdem die Medienscouts an der Gesamtschule am Flutweg in Bergheim aktiv sind, seit vier Schuljahren also, hat sich die Atmosphäre in den Klassenräumen, Schulfluren oder auf dem Pausenhof deutlich verbessert - das haben jedenfalls Schulleiter Günter Derksen und seine drei Kollegen Bernd Wagner (Abteilungsleiter Stufe 5 bis 7), Ulrike Huft (Abteilungsleiterin Stufe 8 bis 10) und Beratungsleiter Patrick Nowak festgestellt. Das Lehrertrio betreut von Anfang an die Medienscouts.
Auch die jugendlichen Medienexperten haben beobachtet, dass das Schulklima inzwischen besser geworden ist, Schüler offenbar weniger mobben und weniger gemobbt werden. Schulleiter Derksen: „Das bestätigen uns auch Besucher, Beobachter von außen.“
Für vorbildhaftes Engagement und erfolgreiche Medienerziehung hat die Landesanstalt für Medien die Rheinhauser Gesamtschüler jetzt ausgezeichnet. Medienscouts gibt es inzwischen an hunderten weiteren Schulen aller Formen in ganz Nordrhein-Westfalen. Nicht zur Aufgabe der jugendlichen Medienberater gehört das Ziel, Kindern und Jugendlichen zu erklären, was eine gute, verlässliche, vertrauenswürdige Website, eine seriöse Quelle im Internet ist - und was nicht. Lehrer Bernd Wagner: „Diese Aufgabe erledigen die Lehrer im jeweiligen Fachunterricht.“