Duisburg-Rheinhausen. . Rund 260 Radler setzten sich mit Klingeln und Hupen auf einen Rundkurs bis Mülheim und zurück in Bewegung. Jeder gefahrene Kilometer wurde gesponsert

Erwartungsvoll stehen die Radfahrer vor dem Jugendzentrum „Tempel“ in Bergheim. Das Startsignal ertönt, und mit lautem Klingeln und Hupen setzt sich der Tross der KarmaRiders in Bewegung. Es dauert einige Minuten, bis auch der letzte Teilnehmer der Benefiz-Radtour losgefahren ist. Linda Fischer vom KarmaRiders e.V. hat sich lange auf die Rundfahrt gefreut: „Die Radtour ist immer das Highlight des Jahres. Wir organisieren zwar noch viele andere Projekte, aber die Fahrt ist das Größte und Tollste von allen.“

Der Verein sammelt Geld für ein Kinderheim im Nordosten Indiens. Viele Mitglieder seien bereits öfters dort gewesen, erzählt Linda. „Mit den Spenden wollen wir zum Beispiel die Versorgung und die Ausbildung der Kinder dort unterstützen“, so die 31-Jährige. Das Prinzip der Fahrradtour gleiche dem eines Sponsorenlaufs, wie man ihn aus der Schule kenne. „Die Teilnehmer fragen in ihrem Bekanntenkreis herum, wer sie bei Tour finanzieren möchte. Für jeden gefahren Kilometer erhält man einen bestimmten Betrag.“ Etwa 192.000 Euro seien so in den letzten neun Jahren zusammengekommen. „Die 200.000 knacken wir heute auf jeden Fall“, ist sich Linda sicher.

Die erste Tour führte noch durch ganz Deutschland, bis man sich dazu entschied, eine Rundfahrt durch Orte rund um den Duisburger Westen zu machen. Gut 260 Radfahrer, darunter viele Kinder und Jugendliche, strampeln sich in Richtung Mülheimer Stadtmitte, wo am Ringlokschuppen eine längere Pause eingeplant ist. Von dort will die Gruppe entlang der Ruhr bis nach Ruhrort fahren und den Weg zurück nach Rheinhausen nehmen. Über die Beguinenstraße führt die Strecke zunächst über die Schwarzenberger Straße und die Moerser Straße ins Rechtsrheinische. Von hier geht es quer durch Hochfeld in Richtung Neudorf.

Einige Minuten Wartenzeit

Insgesamt ist die Schlange der Radwanderer mehrere hundert Meter lang. An Kreuzungen müssen ungeduldige Autofahrer oft einige Minuten warten, bis alle Radler vorbei gefahren sind. In der Straßenverkehrsordnung ist das genauestens geregelt: So bewegen sich Radfahrer ab einer Gruppe von 15 Fahrern in einem geschlossenen Verband und gelten als ein Fahrzeug. Somit dürfen einzelne Teilnehmer der Kolonne auch bei Rotlicht die Straße überqueren, sofern der erste Fahrer sie bei Grün passiert hat.

Nichtsdestotrotz haben die KarmaRiders ihre Tour angemeldet: „Wir teilen den Städten, durch die wir fahren, unsere Tour immer hochoffiziell mit. In den ersten Jahren wurden wir immer von der Polizei begleitet, mittlerweile übernimmt das der ADFC“, erklärt Linda. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club sichere für den Verein in seinen orangen Warnwesten die Kreuzungen und lege sich auch mit Autofahrern an, die meinen, ein Vorrecht im Straßenverkehr zu besitzen.

Viele Leute tragen bereits die roten und grünen Tourshirts, die die KarmaRiders jedes Jahr drucken lassen. Hinter dem Stadion des MSV Duisburg biegt die Gruppe auf den Radweg neben der Regattabahn ein. Linda und ihr Mann Torben bilden den Abschluss. Sie achten darauf, dass die Gruppe keine allzu großen Lücken reißt. Weiter vorne heben die Radfahrer die Hand. Bremsen, bedeutet das.

Mit einem langen Rahmen, einem entsprechenden Lenker und einem dicken Reifen sieht das Rad von Uwe Olschewski wie ein Motorrad aus. „Da kann ich wenigstens noch selber was dran machen, ohne dass mir der TÜV dazwischen quatscht“, meint er. Passend zum Design seines Eigenbaus trägt er ein Bandana und zerrissene Klamotten. Mit seinen tätowierten Armen lenkt er das Rad die Regattabahn entlang. „Das Fahrrad mein Ausdruck von Freiheit. Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich damit überall hinfahren kann, mit dem Motorrad geht das nicht“, sagt der Neudorfer. „Fahrrad fahren, das ist eine Lebensphilosophie.“

Von den schattigen Wälder vor Mülheim-Saarn geht es in den Stadtteil selbst. Linda und die anderen Teilnehmer freuen sich auf die Pause am Ringlokschuppen.