Duisburg-Hochheide. . In den beiden Ausgabestellen der Kirchen in Homberg und Rheinhausen sorgen insgesamt 45 Ehrenamtler für ein Stück Bildungsgerechtigkeit. Stifte, Hefte, Mappen, Füller und Patronen und mehr aus Spenden finanziert.

Das deutsche Schulwesen gilt in der Fachwelt im internationalen Vergleich seit Jahrzehnten als weniger sozial und durchlässig. Damit der Bildungserfolg nicht schon an der Ausstattung der Schüler scheitert, gibt es in Duisburg seit 2010 die ökumenischen Schulmaterialkammern, organisiert von der katholischen und evangelischen Kirchen. An sechs Ausgabestellen im Stadtgebiet händigen Ehrenamtler Kindern, Jugendlichen, ihren Müttern und Vätern aus bedürftigen, sozial schwachen Familien Hefte, Stifte, Füller, Patronen, Mappen, Farbkästen, Zeichenblocks, Lineale, Zirkel, Geodreiecke, Radiergummis, „Tintenkiller“ und Anspitzer aus. Sechs erfolgreiche arbeitende Kammern gibt es inzwischen, in Hamborn, Meiderich, Stadtmitte, Buchholz, Rheinhausen und Homberg.

Mitarbeiter überprüfen die Bedürftigkeit

Ein Besuch in der Schulmaterialkammer im Keller der Bezirksbücherei an der Ehrenstraße in Hochheide: Donnerstag 16 Uhr, noch sind Sommerferien, aber nicht mehr lange. Sechs Tage vor dem Start in das neue Schuljahr bereiten wieder sieben Freiwillige die Ausgabe vor. Eine Dame überprüft am Eingang die Bedürftigkeit der Besucher, kontrolliert die Personalien und die mitgebrachten Bescheinigungen für ALG II, Wohngeld oder Kindergeldzuschlag. Alles hat hier seine Ordnung.

Ein paar Schritte weiter haben die Mitarbeiter drei Tische aneinander gestellt. Davor sitzen die Kunden, meist Kinder, Jugendliche, Eltern aus Zuwandererfamilien, heute ausnahmsweise auffallend viele deutsche Bedürftige. Einer nach dem anderen tritt vor, setzt sich. Dann befragen die Damen und Herren, darunter Diakon Stefan Ricken, die Besucher, welches Material die Kunden, wieviel Hefte, Stifte, Patronen, Mappen etc. sie genau brauchen. In aller Regel gibt es nur einen Zirkel, ein Geodreieck, einen Farbkasten, einen Zeichenblock. „Das Material hat im Schnitt einen Wert von 75 Euro“ haben Ricken und seine Kollegen ausgerechnet. Zehn Prozent Eigenanteil sind fällig. Und für die kostspieligen Tornister muss jede Familie selbst aufkommen, für die ebenso teuren Schulbücher gibt es Zuschüsse für Bedürftige. „Das kann eine Schulmaterialkammer finanziell nicht leisten“, erläutert Stefan Ricken. Die drei Mitarbeiter an den Tischen füllen auf langen, gelben Materiallisten im Din-A-4-Format mit den individuellen Bedarfen aus und reichen sie an drei weitere Mitarbeiter weiter. Die tummeln sich derweil an den langen Regalen des Materiallagers im Nebenraum, suchen anhand der Listen alles heraus, was gebraucht wird, überreichen es den Kunden, verpackt in Tüten. „Die meisten Besucher bedanken und freuen sich“, berichtet Ricken, der in den Schulmaterialkammern in Homberg und Rheinhausen oft mithilft, aus Erfahrung. In der Rheinhauser Schulmaterialkammer, im Katholischen Bildungsforum an der Händelstraße in Hochemmerich, ist das Procedere fast gleich.

Bis zu 13.000 Euro pro Kammer und Jahr

Die Arbeit ist ehrenamtlich. Doch woher kommt das Geld? „Wir haben verlässliche Großsponsoren, vor allem die Sparkasse Duisburg, im Westen die Krupp-Stiftung, in Homberg die Franz-W. Aumund-Stiftung, in Rheinhausen der Lions-Club und die Siegfried-Schlicht-Stiftung“, zählt Ricken auf. „Dazu haben wir erfreulicherweise Spenden von Gemeindefesten, Kirchenkollekten, Hochzeiten oder Geburtstagen. Und dann gibt es zahlreiche Einzelspender, manche mit Dauerauftrag.“ Rund 12.000 bis 13.000 Euro braucht jede Kammer pro Schuljahr, um im Großhandel ausreichend Material einzukaufen. Spenden sind stetswillkommen.

Den Segen von höchster Stelle hat sich Katholik Stefan Ricken für seine Bildungsprojekte längst geholt. Bei einer Audienz auf dem Petersplatz im Vatikan stellte der Diakon Papst Franziskus die Duisburger Schulmaterialkammern, ihren Sinn und Zweck, kurz vor, auf deutsch. Der Papst antwortete, ebenfalls auf deutsch. „Das ist eine gute Sache...“