In den 1960er Jahren entdeckten die großen Industriewerke wie Krupp und Thyssen das beschauliche Rumeln-Kaldenhausen. Hier ließen sich trefflich Häuser für Mitarbeiter bauen, Werkswohnungen also. Mal war es eine Eigenheimsiedlung wie die am Bonerthof im Westen oder eine reine Mietwohnanlage wie die beidseits der Bahnhofstraße im Osten der Doppelgemeinde. Beide gönnten sich umgehend eine Siedlergemeinschaft, wobei die in Rumeln-Ost jetzt auf 50 Jahre Non-Stop-Betrieb zurück blickt.

Das Besondere an dieser rauen, aber extrem herzlichen Gemeinschaft ist die nun wirklich nicht alltägliche Tatsache, dass sie 50 Jahre allen Stürmen getrotzt hat und momentan auf einem guten Wege ist, das nächste halbe Jahrhundert anzugehen. Vorsitzende nach dem Gründer-Chef Reinhold Berger waren Manfred Knauth, Hans Dott, dann der unvergessene Rolf Bongart. Heute werden die Geschicke geleitet von Ilona Forner. Was die nach der „Niederrheinischen Hütte“ (Thyssen) benannte „Niederrheinische Wohngemeinschaft“ in all den Jahren auszeichnete, war ihre soziale Zuverlässigkeit im Sinne von „Gemeinschaft haben und leben“.

Im Jahreskalender fing das an mit einer Tages-Busfahrt im Mai, es folgte das Siedlerfest im Hochsommer (Freitag mehr für die Großen, Samstag hauptsächlich für die Kleinen) mit Umzug, Musik und viel Tamtam, dann das Herbstfest. Bis in die jungen 90er Jahre stieg dieses im „Haus Waldborn“ - Heinrich und Heinz Dimmer mussten jeden Quadratmeter für diese kultige Veranstaltung zur Verfügung stellen. Danach ging es ins TVK-Heim und noch später in die Gaststätte „Zur Post“, der Mitgliederschwund verlangte Anpassung.

Ein Klassiker im September ist seit Jahren die Ü 14-Kinderverabschiedung, in diesem Jahr wird sie von einem Essen und einem Besuch auf der Bowlingbahn oder im Kino eingerahmt. Sicherlich ein emotionales Highlight ist Nikolaus Werner Rölcke, der seit nahezu 40 Jahren die natürlich immer lieben Kinder bis vier Lenze besucht. Ab Sommer hat der Bart zu wachsen, der später silber-weise eingefärbt wird. Auch die Kinder zwischen vier und 14 Jahren werden bespaßt – es geht zur Nikolausfeier ins Kom’ma-Theater.

Wieder mehr Siedler

Interessant der Blick auf die Mitgliederlisten der Gemeinschaft: 1966 halfen 250 Familien (mit 280 Kindern) beim Start, die hier wie dort zu verzeichnende Unlust auf kollektive Aktionen brachte den Verein mit den Jahrzehnten nahe an die Schmerzgrenze von 30 Mitgliedschaften. Doch mit einem furiosen Zwischenstart wird momentan der Siedler-Flieger vor dem Aufschlagen bewahrt – 52 Familien mit 66 Kindern sind es mittlerweile wieder, Tendenz: stark steigend.

Die „Steh-auf-wenn-Du-am-Boden-liegst“-Mentalität, die beispielsweise völlig ausgepumpte Vereine wie den FC Rumeln-Kaldenhausen oder im Großen den MSV Duisburg vor dem Aus bewahrte, kommt auch bei den Siedlern nicht von ungefähr. Da gibt es eine Reihe verdienter Senioren um Chefin Ilona Forner und Vize Werner Rölcke, aber auch eine Hand voll „junger Wilder“ um Pascal Schneider. Gemeinsam bilden sie den Jubiläumsvorstand, wobei feststeht, dass im kommenden Jahr die Oldies einen Schritt zurück und die Youngster einen Schritt nach vorne machen werden.