Duisburg-Rheinhausen. . Bei der Ideenwerkstatt im Casino Bliersheim arbeiteten 100 Teilnehmer an einem Leitbild für die Stadt. „Warum ein Leitbild?“, fragte OB Link, „weil wir keines haben“.
Lädt die Stadt ein zu öffentlichen Veranstaltungen, nutzen dies auch Gruppen in ihrem jeweiligen Interesse aus. So verteilte vor dem Casino Bliersheim auf dem Logport-Gelände ein Mann Flyer für ein Percussionfest auf dem Homberger Bauwagenplatz. Ein Hinweis darauf, dass die Bewohner gerne auf dem Areal bleiben wollen (wir berichteten) inklusive. Im Saal des ehemaligen Krupp-Casinos machten dann Umweltverbände auf sich aufmerksam, drückten Oberbürgermeister (OB) Sören Link (SPD) ein Plakat in die Hand, das einen abgeholzten Baum zeigt. Die Initiativen setzen sich ein für eine Baumschutzsatzung. Zusammengekommen waren OB samt Stab aus dem Rathaus und rund 100 Gäste aber, um ein Leitbild für die Stadt zu entwickeln.
Dazu bereist der OB bekanntlich bis Ende des Jahres alle Bezirke. „Warum brauchen wir ein Leitbild? Weil wir keines haben“, so Link zum Start einer Veranstaltung, die länger als drei Stunden dauern sollte. Am Ende des Prozesses, den die Bürger maßgeblich mitgestalten sollen, steht idealerweise dann etwas, das quasi alle Duisburger mit ihrer Stadt verbinden soll. Laut Sören Link mache man sich quasi auf die Suche nach dem „Kölner Dom für Duisburg.“
Diese Suche begann mit lautem Gemurmel, fünf Minuten sollten sich die Teilnehmer mit ihrem jeweiligen Nachbarn über positive wie negative Aspekte ihrer Stadt unterhalten, danach kamen bunte Stifte und Flipcharts zum Einsatz. Zu den Themen Bildung & Wirtschaft, Umwelt & Grün, Image & Identifikation, Arbeit, Wohnen & soziales Miteinander sowie Kultur, Freizeit & Sport schrieben Teilnehmer Positives wie Negatives auf.
Dabei kam unter anderem die abgeschaffte Baumschutzsatzung samt anschließendem Kahlschlag zur Sprache. Ebenso wurde der massive Lkw-Verkehr in der Stadt thematisiert, so mancher Kommunalpolitiker hielt die Bezirke im Vergleich zur Innenstadt für abgehängt. Zudem stehe Duisburg laut Meinung einiger Bürger viel zu oft für etwas Negatives („Problemhaus“, „No go-Areas“).
Flipcharts und Filzstifte
Nun waren aber alle Flipcharts vollgeschrieben, auch die mit den positiven Aspekten. Die Rheinhauser und Rumeln-Kaldenhausener sind stolz auf die Universität, den Hafen, die Oper, den Friemersheimer Kultursommer, das viele Grün in der Stadt und auf vieles mehr.
Die Arbeit für die Gäste im Casino Bliersheim war damit aber noch lange nicht erledigt. Jetzt galt es, in Gruppen zusammenzusitzen, um in die Zukunft zu schauen. Die Antwort auf die Frage, was sich denn nach fünf Jahren verändert habe, sollte man per Filzstift auf die Papiertischdecke schreiben. Und auch die waren später vollgeschrieben. Beispiele: „Selbstbewusster Umgang mit der Identität als Duisburger“, oder „Zusammenhalt der Ortsteile fördern.“ Teilnehmer Theo Stegmann wünschte sich, dass bei künftigen Workshops mehr Menschen mit Migrationshintergrund teilnehmen, als es jetzt der Fall war.
Am Ende des Leitbildprozesses, so hofft es Birgit Nellen, Leiterin der Stabsstelle Strategisches Marketing bei der Stadt, sollen die Duisburger selbstbewusster sein. So selbstbewusst, wie es etwa die Kölner sind. Tenor: Ziehe man den Dom und die hübschen Rheinpromenaden einmal ab, bräuchte sich Duisburg hinter Köln keinesfalls zu verstecken. Und die Idee, die Stadt, also Wohnen und Verweilen, wieder näher an den Rhein zu bringen, verfolge man schließlich bereits seit vielen Jahren...