Duisburg-Rheinhausen. . Der Kabarettist Torsten Sträter begeisterte 850 Zuschauer in der ausverkauften Rheinhausen-Halle mit allerlei skurrilen Anekdoten. Ob die auch wahr sind?

„Ich finde es blöd, wenn die Schreiber bei meinen Auftritten nur die Witze nacherzählen“, sagt Torsten Sträter dieser Zeitung. Ja, da ist mehr, da ist das Verlangen dieses irrwitzigen Kabarettisten die Banalitäten seines Alltags auf eine skurrile Meta-Ebene zu ziehen, nicht zu philosophisch – und ohne dabei zu banal zu wirken. Aber banal muss er zwangsläufig sein, weil solche Geschichten eigentlich auf dieser philosophischen Ebene nicht behandelt werden können. So liegt er in der ausverkauften Rheinhausen-Halle den ganzen Abend mit sich selbst, der Schweiz oder Süßigkeiten im philosophischen Clinch und mit seinem Markenzeichen Mütze - auf der Meta-Ebene eben. Ja, er schwitzt unter den gleißenden Scheinwerfern auf der Stirn, deswegen soll die Mütze Kühlung schaffen, allerdings: „In Bayern bei einem Auftritt hatte ich die abgezogen, da fing sie von innen an zu qualmen. Darauf einer im Publikum: „Jetzt beginnt er zu denken.’“

Und Sträter denkt viel, auch über seine Ernährung nach: „Dieter Nuhr ist ein Pfundstyp, bei dem bin ich öfter zum Grillen“, sagt er über seinen Kompagnon vom „ARD-Satire-Gipfel“. Nuhr sei im wirklichen Leben genauso ungreifbar, fast geisterhaft wie in den Shows: „Selbst beim Barbecue huscht der Dieter, huhuhu, wie HuiBuh um einen herum“, plaudert Sträter. Allerdings habe er sich es fast mit ihm verscherzt, als die beiden nach einer Sendung in Berlin auf eine Party zu Frank-Walter Steinmeier ins Auswärtige Amt eingeladen wurden.

In Hogwarts studiert

Auch da fängt die Meta-Ebene an, denn man weiß wirklich nicht, ob es wahr ist, was Sträter dann preisgibt. Völlig betrunken sei er von einem auswärtigen Kulturattaché angesprochen worden: „Sie haben doch bestimmt in Göttingen studiert?“ „Nein, in Hogwarts!“ plus Schimpfwort an den Attaché, platzt aus ihm heraus - und die 850 Zuschauer prusten vor Lachen. In der Situation habe er entsetzte Blicke von Nuhr geerntet, fast wäre es zum Eklat gekommen: „Der Dieter hat auf der Rückfahrt nicht mehr mit mir gesprochen“, grübelt Sträter, fast selbstkritisch lächelnd. Schwamm drüber – weitere Auftritte beim Satire-Gipfel stehen an, selbst vom Auswärtigen Amt sei Sträter dann auf eine Lesereise an Kindergärten und Schulen nach Russland geschickt worden.

Leider ohne „Die kleine Raupe Nimmersatt“ - welches sein Lieblingskinderbuch heute noch ist. Was auch irgendwie zum kompakten Kabarettisten passt, wenn er nachts um 5 Uhr aufsteht – und weiß, dass noch irgendwo Snickers liegen, dann „wenn es in der Bauchspeicheldrüse wieder zuckt.“ Die 850 Zuschauer empfinden das nach, viele kennen selbst solche Zuckungen, und wissen um die „devot lasziven Verrenkungen“, die ein Snickers macht, um einen zu verführen. Und wie banal es ist, das Relegationsspiel des MSV zu verfolgen, führt Sträter seinen Zuschauern anhand des Live-Tickers improvisatorisch vor: „Würzburg hat übrigens ne schöne Altstadt, überall Kopfsteinpflaster – den Duisburgern geht es doch gut mit 2:0 Rückstand – könnte schlimmer kommen...“, verharmlost er zur Unbill des Publikums.

Man hätte dem Dortmunder Kabarettisten nur seinen Schaukelstuhl mit warmer Decke gewünscht, in dem er aus dem E-Book seine Geschichten liest, statt eines Bistrotisches plus hartem Stuhl ohne herabhängender Tischdecke, denn dann hätten „die Zuschauer in der ersten Reihe nicht den ganzen Abend auf meinen Unterleib glotzen müssen“ - bequemer wäre es für ihn gewesen – so entwickelte sich aber eine geniale Stand-Up-Comedy-Show des Mannes mit der einprägsamen, sonoren Ruhrpottstimme und die Zuschauer klatschten begeistert...