Duisburg-Homberg. . Dirk Lachmann, Homberger Heimathistoriker, hat sich intensiv mit den imaginären Stadtgrenzen befasst. „Die Geschichte wurde der Statistik untergeordnet“. So verschwand Essenberg quasi von der Karte.
Als Reinhard Stratenwerth vom Freundeskreis Historisches Homberg (FHH) jüngst über den Homberger Stadtplänen saß, um für die „Grenzgänge“-Serie die imaginären Linien seiner Heimatstadt auszumachen, sagte er eines mit großer Bestimmtheit: „Befragen Sie zu dem Thema unbedingt Dirk Lachmann, er hat sich mit dem Thema intensiv befasst und womöglich einen anderen Grenzverlauf ausgemacht.“ Gesagt, getan, Dirk Lachmann (75), pensionierter Schulleiter und Heimathistoriker, ebenfalls beim FHH, hat bereits geliefert. Die Karte rechts zeigt es.
„Grund meiner Untersuchungen war, dass auf den Stadtplänen der Stadt Duisburg nach der Neugliederung von 1975 für die eingemeindete Stadt Homberg/Niederrhein nur die Ortsteile Alt- Homberg und Hochheide namentlich benannt wurden. Ich fragte mich, weshalb Essenberg fehlt?“ In einer Beschlussvorlage für den Stadtrat hatte er dann die Lösung gefunden, in der Drucksache heißt es,: „Gliederung des Stadtgebietes in statistische Bezirke. Das Gebiet der Stadt Duisburg wurde zum 1.1.1975 (…) in sieben Stadtbezirke eingeteilt. (…) Alt-Duisburg war vor 1975 in sechs Stadtbezirke und 33 statistische Bezirke (Ortsteile) untergliedert, für die in regelmäßigen Abständen Daten veröffentlicht wurden. Aus diesem Grunde wird nun vorgeschlagen, auch die mit Alt-Duisburg zusammengefassten Gebiete in statistische Bezirke einzuteilen. Bei dieser vorgeschlagenen Einteilung wurde so verfahren, dass Siedlungseinheiten möglichst erhalten bleiben (etwa in Homberg und Walsum). Die statistischen Bezirke sollten nach der Einwohnerzahl nicht zu große Unterschiede aufweisen.“
Dazu Dirk Lachmann: „Essenberg ist eine solche historisch gewachsene Siedlungseinheit seit über 1100 Jahren. Stattdessen ist Essenberg im neuen Ortsteil Alt-Homberg aufgegangen, der Statistik wegen.“ Diesen statistischen Bezirken sei übrigens auch die Denkmalliste untergeordnet worden. So finde sich das Essenberger Kriegerdenkmal mit der „Germania“ unter Alt-Homberg wieder. „Der FHH wird sehr bald auf seiner Homepage die Homberger Denkmäler nach ihrem historischen Stadtteilbezug auflisten.“
Dirk Lachmann erklärt die oben abgebildete Karte: „Die politische Diskussion um die Eingemeindung dürfte noch bekannt sein. Die beigefügte Gebietskarte der drei Gemeinden (in roter Markierung) wurde am 1. Dezember 1905 aufgestellt, jedoch noch viele Jahre weiter verwendet. Sie zeigt aber deutlich auf, dass die Gemeindegrenze von Hochheide etwa bis an die Duisburger Straße in Homberg heranreichte und auch die später bebauten Parzellen des Johannenhofes (1913) zur Gemeinde Hochheide gehörten. Gleiches gilt für die territoriale Abgrenzung zwischen Essenberg und Hochheide.“
Die blau gepunktete Linie - der Verlauf wurde von der aktuellen Stadtkarte übernommen - zeigt, wie so genannte „gefühlte“ Grenzen dem Diktat des statistischen Bezirks untergeordnet wurden. Teile von Hochheide sowie das Gebiet von Essenberg sind diesem neu geformten Ortsteil „Alt – Homberg“ zugeschlagen worden. Die Bezeichnung „Alt-Homberg“ in der heutigen Abgrenzung ist deshalb schlicht falsch.“