Duisburg-Eisenbahnsiedlung. . Die Eisenbahnsiedlung hat klare Grenzen zu Friemersheim und Uerdingen. Oder etwa doch nicht?
Ab dem Jahr 1797 gehörte dieser Bereich zusammen mit Hohenbudberg-Kaldenhausen zur Bürgermeisterei Friemersheim, ab 1934 dann zur Stadt Rheinhausen, nach 1975 zur Stadt Duisburg. Die Rede ist von der Eisenbahnsiedlung. Entstanden ist diese laut der Heimatforscher Angelika und Wolfgang Faber sowie Herbert Wiedefeld vor rund 100 Jahren nach dem Bau eines riesigen Güterbahnhofes. Es galt, Arbeiter mit ihren Familien unterzubringen. Der Verschiebebahnhof war mit 70 parallel verlaufenen Schienensträngen einst einer der größten in ganz Europa. 1986 wurde er geschlossen, quasi ausrangiert. Geblieben ist die Siedlung mit heute rund 1000 Bewohnern. Und klar definierten Grenzen, sollte man meinen. Eine Rundfahrt.
Wer über die Dahlingstraße von Friemersheim aus kommt, landet nach einer Linkskurve auf der Uerdinger Straße. Wer diese bis zum Ende durchfährt, hat die gesamte Siedlung von Norden aus betrachtet. Wer am Anfang des Dorfes statt auf die Uerdinger Straße zunächst links ein Stück entlang der Lothsfeldstraße, am Sportplatz vorbei fährt, kommt nach einer Rechtskurve auf die Roosstraße. Die fährt man entlang bis zur Kreuzung Turmstraße, biegt dann rechts ab, fährt ein Stück geradeaus um dann wieder auf die Uerdinger Straße zu treffen. Auf diese Weise kann man die gesamte Siedlung umrunden.
„In der Nähe des Wasserturms, der 1916 gebaut wurde, gab es ab 1906 die ersten Übernachtungsmöglichkeiten für Bahnmitarbeiter“, erzählt Wolfgang Faber. Nach und nach wurden weitere Häuser gebaut, die letzten laut der Eheleute Faber am südwestlichen Ende der Uerdinger Straße. Bis zu 3000 Menschen hatten in den 1960er-Jahren in der größtenteils von der Bahn gebauten Siedlung gewohnt. Die Mietwohnungen befinden sich heute im Besitz des Wohnungsmultis Vonovia (ehemals Deutsche Annington).
Wer die Eisenbahnsiedlung in Richtung Krefeld-Uerdingen über die parallel zur Uerdinger Straße verlaufene Dahlingstraße verlässt, befindet sich nach ein paar hundert Metern auf Krefelder Gebiet. „Das erkennt man an der schlechter werdenden Straße“, sagen die Fabers und Herbert Wiedefeld unisono. Die Stadt Duisburg habe die Straße einst saniert bis zur Stadtgrenze, auf die Sanierung auf Krefelder Gebiet warten nicht nur viele Eisenbahnsiedler bis heute.
Nimmt man es beim Blick auf den Stadtplan sehr genau, ist die Eisenbahnsiedlung ein Wirtschaftsstandort. Klar, in der Siedlung selbst gibt es außer einem Kiosk und einem Autohändler nahezu keine Geschäfte mehr. An der Dahlingstraße befinden sich jedoch Autohäuser, Kartoffellager, eine forensische Klinik, ein Anhänger-Händler, Logport III und vieles mehr. Wolfgang Faber erklärt: „Auf diesem Gebiet befand sich damals der große Verschiebebahnhof.“ Somit gehörten die genannten Betriebe eigentlich zur Eisenbahnsiedlung, die imaginäre Grenze müsste also neu gezogen werden... Die Eisenbahnsiedlung meint übrigens nicht das Dorf Hohenbudberg, heute ein Teil Uerdingens. Mehr dazu im nächsten Serienteil.