Duisburg-Rheinhausen. . Fritz Bösken, in Rheinhausen beliebter katholischer Geistlicher, feiert am 25. Januar 50-jähriges Priesterjubiläum. Früherer Pfarrer von St. Peter engagierte sich auch im Arbeitskampf für das Krupp-Werk

Die Rheinhauser schlossen ihn schnell in Herz, mochten ihn und mögen ihn noch heute. Fritz Bösken wirkte in zwei katholischen Pfarrgemeinden in Rheinhausen, erst dreieinhalb Jahre lang in St. Marien Schwarzenberg als Diakon, dann 22 lange Jahre in St. Peter Hochemmerich. Am 25. Januar feiert der Geistliche sein 50-jähriges Priesterjubiläum. Jetzt im Ruhestand lässt der heute 76-Jährige mit tiefer, leicht rauer Stimme sein Leben Revue passieren. Fritz Bösken, 1939 geboren, wuchs in Geldern in gesicherten Verhältnissen auf. Noch heute sagt er: „Ich bin Gelderianer.“ Der Vater war Bildhauer und Händler, fertigte lebensgroße, bunt bemalte Gipsfiguren (religiöse Figuren) an. Die Mutter stammte aus Bochum, war Tochter eines Landwirts, der einen Bauernhof in Eyll zwischen Nieukerk und Aldekerk führte. „Wir waren eine normal kirchlich gebundene Familie, nichts Überkandideltes“, erinnert sich Bösken sehr lebhaft. Er wurde Messdiener und Messdienerleiter: „Man wuchs in diese Verantwortung hinein.“

Bischof aus Münster gab Rückhalt

Nach dem Abitur Ostern 1959 studierte Bösken ein Semester Jura in Bonn, dann aber bis 1965 katholische Theologie in Münster und München, parallel auch Sozialwissenschaften. Im Priesterseminar Borromäum am Domplatz ging Bösken ein und aus. Anfang 1965 wurde der Absolvent zum Diakon geweiht, am 25. Januar 1966 folgte die Priesterweihe. Seine erste Stelle führte Bösken erstmals nach Rheinhausen: Von 1966 bis 1969 wirkte er als Kaplan in St. Marien Schwarzenberg: „Ich wollte nicht an den nördlichen Niederrhein, lieber in den südlichen, von der Industrie geprägten Teil.“ 1969 bis 1974 unterrichtete Bösken als katholischer Religionslehrer in Kleve am Mädchengymnasium Johanna-Sebus-Schule. Anschließend wirkte der Niederrheiner von 1974 bis 1985 als Diözesan-Frauenseelsorger für das gesamte Bistum Münster, für ihn eine prägende Zeit: „Es waren elf gute Jahre.“

1985 kehrte Bösken nach Rheinhausen zurück, diesmal als Pfarrer der Gemeinde St. Peter, von 1991 bis 2007 auch als Dechant. Mit Abstand sein eindrucksvollstes Erlebnis war Ende 1987/Anfang 1988 der Arbeitskampf bei Krupp. Der ökumenische Gottesdienst im Walzwerk kurz vor Weihnachten 1987 ist für ihn unvergesslich: „Die Halle war mit etwa 22.000 Besuchern prall gefüllt. Die Losung lautete „Brot und Rosen“.“ Bösken unterstützte den Arbeitskampf leidenschaftlich, sein Bischof Reinhard Lettmann gab ihm stets Rückendeckung: „Ich stand im täglichen Kontakt mit dem Bischof. Als ich mit ihm eine Protestversammlung in der Menage besuchte, tobte der Saal!“ Lettmann habe auch den Solidaritätsfonds für den Arbeitskampf gegründet. Für diesen Rückhalt ist Bösken seinem Dienstherrn heute noch dankbar.

Die entscheidenden Köpfe des Krupp-Arbeitskampfes waren für Bösken Theo Steegmann, Helmut Laakmann, ganz besonders aber Alt-OB Josef Krings, auch die engagierten evangelischen Pfarrer Jürgen Thiesbonenkamp, Dieter Kelp, Norbert Schneider und Jürgen Widera. „Das war eine sehr dichte, intensive Zeit, die gerade auch in kirchlicher Hinsicht zusammenführte, zusammen schmiedete. Man stand ja unter hohem Druck.“

Damals sei in Rheinhausen eine Art Gruppendynamik entstanden. „Um der Solidarität willen hat man da auch Dinge getan, die man sonst nicht gemacht hätte. Die Schwelle für menschliche Annäherungen sank deutlich. Plötzlich begegneten sich Menschen, die sonst nie zusammen gekommen wären. Man spürte das Menschliche, das war das Entscheidende, die Offenheit, aufeinander zuzugehen, miteinander zu kämpfen und zu ringen. Bösken resümiert: „Beruflich gesehen waren die Zeiten in Rheinhausen als Priester und in Münster als Diözesan-Seelsorger die entscheidenden Phasen meines Lebens.“ Doch wie hat Bösken die Bürger Rheinhausens vor und nach dem Arbeitskampf erlebt? „Als ich in den 1960er Jahren Kaplan in St.Marien war, gingen die alten Kruppianer für Krupp durchs Feuer“, sagt er. „Doch als ich 1985 nach Rheinhausen zurück kam, gab es keine Bindungen mehr an Krupp, zu viele waren schon über Sozialpläne entlassen worden. Das war ein ganz normaler Arbeitgeber wie jeder andere, die Einstellung zur Firma Krupp hatte sich total gewandelt. Das war ernüchternd.“

Arbeit in Gemeinden brachte Freude

Die erfolgreiche Arbeit in der Gemeinde und das Gemeindeleben in St. Marien und St. Peter machten Bösken stets viel Freude. „Wir hatten immer genug freiwillige Helfer für alle möglichen Aufgaben in der Gemeinde, wenn man die Leute persönlich ansprach und dafür motivierte.“ Das sei damals einfacher als heute gewesen. Gerne erinnert sich der Geistliche auch an die vielen Pfarr- und Oktoberfeste, viele Karnevalsfeiern mit und in der Gemeinde. Seit neun Jahren genießt er den verdienten Ruhestand.