Duisburg-Baerl. . Trotz eines Zwischenfalls, eine Zuschauerin war zusammengebrochen, boten die Duisburger Philharmoniker ein grandioses Konzert in der Baerler Dorfkirche.
Gute Vorsätze zum neuen Jahr, gerne werden sie proklamiert - auch der Mystiker Meister Eckhardt hatte sie schon im Gepäck. Moderator Andreas Kiebel las einen Spruch des verfolgten mittelalterlichen Kirchentheoretikers zu Beginn des Neujahrskonzert in der Baerler Dorfkirche bei der beliebten Reihe „klein aber fein“ - und rund 150 Zuhörer fragten sich innerlich, was ihnen das Jahr bringen würde.
Musikalisch jedenfalls eine Offenbarung, denn vier Musiker der Duisburger Philharmoniker verzauberten die gespannten Zuhörer, entrissen sie förmlich in die feierliche Welt des Barock. Unweigerlich wähnten sie sich am Hofe „Friedrichs des Großen“, begannen die vier Musiker ihr Set mit einer Triosonate c-moll für Flöte, Oboe und Bass continuo, geschrieben von Johann Joachim Quantz, der der Flötenlehrer des Preußischen Königs war. Herrlich wie die Oboe, gespielt von Dalia El Giundi, und die Querflöte, manchmal gehaucht von Stephan Dreizehnter, in den verspielten barocken Melodieverläufen ineinander griffen und schönste harmonische Zweiklänge erzeugten.
Dann allerdings ein kurzer Schock: Nach einer sehr schnell gespielten Sonate in D-Dur von Domenico Scarlatti, die Alexander Puliaev solistisch fast „rockig“ auf dem Cembalo darbot, bekam eine ältere Frau im Publikum Luftnotattacken. Sofort waren zwei anwesende Ärzte aus dem Publikum zur Stelle und leisteten fachgerecht erste Hilfe. Die Frau wurde von einem Krankenwagen ins Hospital gefahren, „befindet sich aber auf dem Weg der Besserung“, versicherte Agnes Füten vom Veranstalter. Nach etwa 20 Minuten Pause gab es sieben kleine Tänze, die im „Premier concert royal“ von Francois Couperin zusammengefasst waren - es war ein kurzer Abstecher von Schloss Sanssouci nach Versailles an den Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV.
Bachs Sonate E-Dur
Höhepunkt allerdings war die „Sonate-E-Dur“ für Flöte und Basso continuo von Johann Sebastian Bach, getragen im Kontrapunkt von der überragenden Violoncellistin Anja Schröder, die in Solopassagen urplötzlich impulsiv aufblitzte. Der erste Flötist der Philharmoniker Stephan Dreizehnter spielte die Phrasen unglaublich schnell, quasi ohne Atmung, glitt er über die Partitur und betonte feinfühlig die Hebungen im „Allegro“. Rhythmisch floss dazu das unauffällige Spiel von Cembalist Alexander Paliaev mit ein. Und was Anja Schröder schon mit ihrer noch weichgezeichneten Untermalung bei Bach andeutete, vollendete sie in der solistischen Interpretation der Sonate Nr. 2 in d-moll von Francesco Geminiani, der unmittelbarer Zeitgenosse von Georg Phillipp Telemann war. Hier holte sie über das Legato die tiefsten dröhnenden Töne aus ihrem Instrument, und schluchzte ebenso laut in den hohen Passagen beim Pizzicato-Spiel ihres Cellos.
Das Neujahrskonzert fand seinen Abschluss in dem barocken Concerto G-Dur für Flöte, Oboe d’amore und Basso Continuo von Georg Phillipp Telemann. Sehr gerne kommt Ulrich Rauter, selbst Sänger in der Freien Kantorei Duisburg, in die evangelische Dorfkirche Baerl. „Ich habe schon mehrere tolle Konzerte in der Reihe ,klein aber fein’ erlebt, die Akustik ist immer wieder beeindruckend hier“, so der Hobby-Sänger.
Das nächste Konzert in der Baerler Reihe „Klein – aber fein“ findet am Sonntag, 21. Februar, um 17 Uhr statt: Chor- und Instrumentalmusik zur Passion mit dem Vocalensemble und Instrumentalisten der Musikhochschule Münster und Mitgliedern des collegium vocale Wesel sind dabei. Der Eintritt kostet zehn Euro pro Person