Konzentration pur herrschte vor beim Treffen im Rheinhauser Regenbogenhaus an der Beethoven-straße: 20 Frauen und Männer waren dort abends zusammengekommen. Sie wollten erfahren, wie sie sich sinnvoll in der Flüchtlingshilfe engagieren können. „Möglichkeiten dazu gibt es viele“, sagte Jürgen Voß, Leiter der Rheinhauser Dienststelle der Grafschafter Diakonie gGmbH – Diakonisches Werk Kirchenkreis Moers. Beispielsweise sollen Flüchtlingsfamilien in der Franz-Schubert-Straße im Alltag begleitet werden, wenn es kompliziert wird. Das heißt: Ehrenamtliche gehen mit ihnen zu Behörden, zu Ärzten oder zu Schulen. Denn solche Gänge können für sie wegen Sprachbarrieren und Unkenntnis gesetzlicher Regelungen schwierig sein. Die Alltagsbegleitung wird in Absprache mit den Flüchtlingsberatern im Dienst der Stadt Duisburg geschehen.
„Allein für die Menschen in den 60 Wohnungen aus der Schubert-Straße werden wir viele Ehrenamtliche benötigen. Begleitungen sind allerdings auch für Kinder in sogenannten Seiteneinsteigerklassen nötig. Sprachunterricht für Erwachsene muss ebenfalls erteilt werden.“
Auch Kinder brauchen Begleitung
Schließlich wies Voß auf die fatale Situation der Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien hin, die teilweise zum Nichtstun gezwungen sind und keinen anderen Ort als die Straße haben, wo sie sich aufhalten können. Auch sie brauchen Angebote. Zudem muss angelieferte Kleidung sortiert und der zusätzliche Büroaufwand bewältigt werden. „Glücklicherweise können wir auf jede Menge Know-How zurückgreifen“, erläuterte Voß den Anwesenden. „Hier im Regenbogenhaus gibt es zum Beispiel Veranstaltungen, die Fragen zu Flucht und Asyl beantworten, Traumatisierungen von Flüchtlingen thematisieren, sogar eine Supervision können wir Dank der Erwachsenenbildung ‚Neues Evangelisches Forum Kirchenkreis Moers’ organisieren.“
Zu dem Know-How gehört auch die profunde Erfahrung, die die Diakonie durch die bisherige Arbeit an der Flüchtlingsunterkunft Werthauserstraße und das bundesweit beachtete Projekt Romascouts gesammelt haben. Aus diesem Projekt werden vier Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit mitwirken. Sie konnten den neuen Ehrenamtlichen gleich aus der Praxis berichten, wie die Begleitung funktioniert und dass sie keine Vollzeitaufgabe darstellt. Ipek Gedik, Flüchtlingsberaterin der Diakonie, erklärte den Anwesenden, dass sie Ansprechpartnerin sei für alle Fragen zu den Themen Flucht und Asyl und zudem die Verbindungsperson zwischen den Familien in der Schubertstraße, den Ehrenamtlichen und den Flüchtlingshelfern der Stadt darstelle. Auch für den Fall, dass es einmal Konflikte gibt. „Niemand ist auf sich allein gestellt,“ betonte Voß, „und es ist gut vor einem ehrenamtlichen Einsatz genau über Ziele und Tätigkeiten gemeinsam nachzudenken.“