Duisburg-Rheinhausen. . Trauerbegleiterin Mariel Pauls-Reize vermisste ein Angebot für junge Menschen und gründete den Verein „Young Supporters“. Treffen im Katholischen Bildungsforum

Mariel Pauls-Reize hat schon in viele verweinte Gesichter geschaut. Seit sieben Jahren arbeitet sie als zertifizierte Trauerbegleiterin und systemische Familientherapeutin - meist wenn Menschen im Sterben liegen, ist sie bei den Angehörigen vor Ort in den Krankenhäusern, Hospizen oder am Sterbebett zu Hause. „Dabei ist mir aufgefallen, dass ich hauptsächlich mit Erwachsenen zu tun hatte -- ein Angebot für Kinder und Jugendliche existierte in der Form nicht“, sagt die Trauerbegleiterin. Also stampfte sie den Verein „Young Supporters e. V.“ (übersetzt: Junge Unterstützer) im Jahr 2013 aus dem Boden.

Sie operieren Niederrhein weit: Momentan befinden sich die „Young Supporters“, die ihren Sitz in Duisburg haben, jeden zweiten Montag in dem Katholischen Bildungsforum Duisburg-West an der Händelstraße. „Wir haben noch keine eigenen Räumlichkeiten, da wir noch sehr jung sind“, sagt Mariel Pauls-Reize. Dort steht sie dann mit ihrer Kollegin Christiane Rausch und der Praktikantin Eva Killet-Kretschmann, die gerade zur Trauerbegleiterin am Trauer-Institut Deutschland (TID) ausgebildet wird, für direkte Hilfe gerade jungen Menschen zur Verfügung. In einer Kinder- und Jugendtrauergruppe versuchen sie den Verlust von Angehörigen, Eltern oder Geschwistern bei den Betroffenen unmittelbar abzufedern.

Das Loslassen lernen

„Die Jugendlichen können lernen loszulassen, aber auch ihren Frieden mit dem Verstorbenen machen“, erklärt Mariel Pauls-Reize, die selbst in Meerbusch wohnt. In den Vordergrund rücken Themen, wie: „Was wollte ich noch fragen, was sollte ich noch sagen?“, die in der Gruppe unter Anleitung der Therapeuten aufgearbeitet werden. Weiterhin machen die „Young Supporters“ mehrere Einzelbegleitungen in Duisburg-West. „Das ist gerade bei erschwerter Trauer der Fall“, weiß die Expertin. Außerdem gibt es ein Schulprojekt in Rees. „Hier gilt es auch präventiv zu arbeiten, und die Schüler der Oberstufe auf Verluste durch Tod in ihrem Umfeld vorzubereiten“, erklärt Mariel Pauls-Reize.

In der Familienmoderation geht es oft darum, etwaige Missverständnisse auszuräumen und das Thema Tod zu enttabuisieren. „Oftmals gibt es einen Aufstau von Bedürfnissen: warum werde ich nicht mehr geliebt von der Mutter, die sich gerade um den schwerkranken Vater kümmern muss?“, liefert die Trauerexpertin ein typisches Beispiel. Diesen Missverständnissen versuchen die Therapeuten durch Gespräche im Familienkreis zu begegnen.

Eine tragende Säule der „Young Supporters“ werde die beginnende Betreuung von jungen Flüchtlingen sein. „Diese Menschen haben alle etwas verloren, egal ob jemand in ihrem Umfeld gestorben ist - nämlich ihre Heimat“, sagt Mariel Pauls-Reize. Somit befänden sie sich alle in einem Prozess des Verlustes, also der Trauer. „Wir müssen bei ihnen mit ganz anderen Strukturen umgehen lernen, die typische deutsche Familienordnung ist ihnen weitestgehend unbekannt“, sagt Pauls-Reize. „Es reicht nun mal nicht, dass die Menschen Essen und Kleidung haben, wir wollen sie auch emotional abholen und ihnen helfen ihre Verluste aufzufangen.“ Auf einige Übersetzer, gerade für Farsi (Afghanisch) und Arabisch. kann sie schon zurückgreifen in ihrer Arbeit mit den Flüchtlingen: „Wir bräuchten aber noch mehr Helfer!“, so Pauls-Reize.