Duisburg-Homberg.. Rheinpreußensiedlung in Homberg gibt es seit mehr als 110 Jahren. Vor 30 Jahren wurde die Genossenschaft gegründet. Wohnungen in der ehemaligen Bergmannssiedlung mittlerweile sehr begehrt


Seit mehr als 110 Jahren gibt es die Rheinpreußensiedlung in Homberg schon. Baubeginn war im Jahr 1897, Fertigstellung der rund 1700 Wohnungen für die Bergleute der namensgebenden Zeche Rheinpreußen war im Jahr 1905. Zu dieser Zeit hatte noch keiner mit der Zukunft gerechnet, die – aus heutiger Sicht – vor 30 Jahren zur Gründung der Wohnungsgenossenschaft Rheinpreußensiedlung Duisburg-Homberg führte. Die feiert am 15. August dieses Jubiläum.

Bevor die genossenschaftliche Erfolgsgeschichte begann, hatten die schmucken kleinen Häuschen mit den vielen grünen Verzierungen und ihre Bewohner harte Zeiten durchzustehen. „Die Rheinpreußensiedlung wurde damals gebaut, um Arbeitskräfte anzuwerben. Es gab ein festes Haus und eine schöne Wohngegend“, erzählt Brigitte Fath, heutige Geschäftsführerin der Genossenschaft. Das lockte viele Arbeiter aus ganz Europa an.

Hungerstreik

Im Jahr 1914 wurden am Johannenhof noch einmal rund 100 Wohnungen für die Angestellten der Zeche fertiggestellt. Im Jahr 1925 war allerdings Schluss mit der Kohleförderung in Homberg. Die Kumpel wurden auf Gruben außerhalb der damals selbstständigen Stadt verlegt. Ab dem Jahr 1966 begann die dunkelste Zeit in der Bergmannssiedlung. Sie wurde an den Homberger Baulöwen Josef Kun verkauft. Der plante die gesamte Siedlung abzureißen und durch Hochhäuser zu ersetzen. Das gelang ihm zu großen Teilen auch. Der Rat und die Stadtverwaltung beschlossen dazu die notwendigen Bebauungspläne. Mehr als zwei Drittel der Zechenhäuser mussten den heute als „Weißen Riesen“ bekannten Hochhäusern weichen. Ironie der Geschichte: Während die Betonklötze mit massivem Leerstand und Verwahrlosung im Umfeld zu kämpfen haben, gibt es in der Rheinpreußensiedlung Wartelisten, um eine der begehrten Wohnungen zu bekommen. Wäre das Kun’sche Bauunternehmen nicht 1973 krachend pleite gegangen, wäre von der Rheinpreußensiedlung heute vielleicht nichts mehr übrig.

Aber auch danach war die Gefahr noch nicht gebannt. Denn die Gläubigerbanken wollten den Plan eines Abrisses weiter verfolgen. Die Bewohner kämpften mit aller Kraft für den Erhalt ihrer Heimat. Es gründeten sich Bürgerinitiativen, die mehrmals vor dem Duisburger Rathaus aufzogen.

Zuletzt wurde im Jahr 1979 ein unbefristeter Hungerstreik abgehalten. Der führte nach 18 Tagen dazu, dass die Stadt Duisburg und das Land NRW die Siedlung kauften. Sechs Jahre später stimmten die Bewohner auf Anregung des Wohnungs- und Städtebauministeriums Düsseldorf darüber ab, ob sie eine Genossenschaft werden wollen. 55 Prozent der Siedler waren dafür, 45 Prozent für die städtische Homberger Wohnungsgesellschaft.

Vergleichsweise niedrige Miete

Die größte Herausforderung für den Zusammenschluss war die Teilmodernisierung der Wohnungen. Denn diese wurden von den vorherigen Inhabern lange nicht instand gesetzt. Rund 2800 Euro Selbsthilfe hat jeder der „Alten Bewohner“ zur Genossenschaftsgründung in seine Wohnung investiert. Darum ist die Miete heute noch vergleichsweise niedrig.

Inzwischen steht die komplette Siedlung unter Denkmalschutz. Veränderungen müssen mit der unteren Denkmalbehörde abgesprochen werden. Laut Brigitte Fath hat nur noch eine Handvoll der Bewohner Verbindungen zum Bergbau. Zusammenhalt gebe es aber nach wie vor. Auch wenn die jüngeren Bewohner, die neu in die Siedlung kämen, sich etwas mehr abschotten würden. „Aber das ändert sich vielleicht mit der Zeit“, sagt sie optimistisch. Denn das Leben in so einer historischen Siedlung prägt ungemein.