Rheinhausen-Hohenbudberg. . Vor 100 Jahren zogen die ersten Eisenbahner nach Hohenbudberg. Die Siedlung habe sich sehr verändert, bedauern allerdings einige Partygäste.

Ihren 100. Geburtstag ließ die Eisenbahnsiedlung Hohenbudberg ganz im Glanz längst vergangener Tage erstrahlen. Eingeladen hatte die Interessengemeinschaft (IG) Hohenbudberg-Eisenbahnsiedlung quasi in das Herz der Siedlung. Auch wenn der mit etwa 350 Besuchern gefüllte Festplatz etwas versteckt im Hof des Jugendheims an der Martinistraße liegt.

Neben einem Pavillon mit Bierzelttischen gab es dort Verpflegung und auch Infostände diverser Institutionen aus dem Ortsteil. Das Programm auf der Bühne eröffneten der 1. Vorsitzenden der Interessengemeinschaft, Michael Küsters, und den Ehrenvorsitzende Robert Saurbier. Über das Wochenende folgten ein ökumenischer Gottesdienst und ein Festumzug durch den Ort. Auf der Bühne traten „Heimat-Acts“ wie das Musikkorps Hohenbudberg, die Showtanzgruppe Moviestars und die Rockbands Glam Bam und Pfropfen auf. Pfropfen-Frontmann Wolfgang Faber ist mit seiner Frau Angelika gleichzeitig Hauptorganisator des Festes. In nur knapp drei Monaten haben sie die Sause auf die Beine gestellt, erst zwei Tage vor dem Partystart war dann auch die Genehmigung des Ordnungsamtes gekommen.

Auch wenn der Bahnhof an der Siedlung längst geschlossen ist, betreiben die Vereine ihre Aktivitäten immer noch weiter. „Heute sind endlich mal wieder fast alle Vereine da, wir wollen die Bewohner in der Siedlung mitreißen“, erklärt Faber. Das Viertel habe sich verändert. Der letzte Zug fuhr in den 1980er-Jahren vom Bahnhof Hohenbudberg ab, mittlerweile ist hier ein Gewerbegebiet entstanden. „Heute aber wird fröhlich, das Fest ist ein Aufbäumen der Bewohner, wir richten den Blick nach vorne“, sagt Faber mit leuchtenden Augen.

„Die schönste Zeit ist vorbei“

An einem der Bierzelttische sitzt der ehemalige Eisenbahner Theo Thönnessen mit seiner Frau und einigen Bekannten. Zur Feier des Tages trägt der 82-Jährige sogar seine alte Mütze. Er arbeitete ab 1955 zunächst im Betriebswerk, wo er zusammen mit Kollegen Dampfloks reinigte. Später arbeitete sich Thönnessen als Heizer zum Schienenbusfahrer und Lokführer hoch, als der er Strecken im gesamten Rheinland befuhr. Als Alteingesessenem ist ihm der Wandel der Siedlung nicht verborgen geblieben: „Früher lebten hier 4500 Menschen, jetzt sind es nur noch etwa 1200.“ Und weiter: „Die Kinder ziehen weg, die schönste Zeit ist vorbei.“ Seine Freundin Resi van Briel ergänzt: „Früher war es hier viel schöner, jeder kannte jeden weil alle Arbeitskollegen waren, jetzt gibt es hier nur noch die Kirche und eine Trinkhalle.“

Doch am Tisch der Alten überwiegt nicht die Verbitterung, es herrscht nostalgische Stimmung, vermischt mit Wehmut. Gerne erinnert man sich hier an die Feiern im Kulttreff Haus Rheindamm zurück, das vor einigen Jahren schließen musste.

Ganz so prekär wie Thönnessen sehen aber keinesfalls alle die Situation Hohenbudbergs. Daniela Siegert ist zusammen ihrer Frau Julia vor zwei Jahren in die Eisenbahnsiedlung gezogen. „Wir mögen die Gegend und die Lage direkt am Rhein, es ist schön hier“, sagen sie. Auch das Einleben in das neue Zuhause sei kein Problem gewesen. „Als die Leute hörten, dass wir verheiratet sind, haben die Nachbarn uns in die Tradition des Kränzens eingeführt und eine Nachfeier organisiert.“