Duisburg-Rheinhausen. . Diakonie West stellte Fachfrau speziell für diese Aufgabe ein. Fachfrau unterstützt Menschen in Not mit Rat und Tat. Anlaufstelle im Regenbogenhaus an der Beethovenstraße in Rheinhausen

Eines Nachmittags standen eine 39-jährige Mutter mit ihrem Sohn und seiner Verlobten vor Ipek Gedik in ihrem Büro an der Rheinhauser Beethovenstraße. Mitgebracht hatten die drei eine Übersetzerin, die der Diakonie-Mitarbeiterin das Anliegen der Familie von Kurdisch auf Deutsch dolmetschte. Die drei kamen aus einem Dorf bei Kobanê, in dem der so genannte „Islamische Staat“ (ISIS) im Herbst 2014 gemordet hatte. Ihnen war die Flucht gelungen, den Familienangehörigen nicht. Als sie vor der Flüchtlingsberaterin standen, konnten sie weder lesen noch schreiben, deutsch sowieso nicht.

Ipek Gedik organisierte für sie unter anderem ein Alphabetisierungsangebot. „Es war berührend zu erfahren“, so die Diakonie-Mitarbeiterin, „dass die Mutter einen Mietvertrag eigenhändig unterschrieben hat.“ Andere Flüchtlinge hatten Fragen zu Arbeitsgenehmigungen, Aufenthaltsstatus oder wollten sich nach Studienmöglichkeiten erkundigen. Wieder andere brauchten nur jemanden zum Reden. „Die Flüchtlingsarbeit kam einfach bei mir an“, erklärt Ipek Gedik, bei der Grafschafter Diakonie gGmbH – Diakonisches Werk Kirchenkreis Moers zuständig in der Familienhilfe „Sofort vor Ort“. „Aber ich bin eigentlich nicht dafür zuständig gewesen.“

Die Diakonie reagierte auf den akuten Bedarf und erweiterte die Stelle der Sozialwissenschaftlerin um die Aufgabe der Flüchtlingsberatung und sorgte auch für die nötigen Fortbildungen. „Dass wir diese Stelle schaffen konnten, ist dem Engagement des Kirchenkreises Moers zu verdanken“, erklärt Jürgen Voß, Abteilungsleiter der Diakonie im Duisburger Westen. „Der Kirchenkreis finanziert neben der Stelle der Flüchtlingsberaterin auch die Honorargelder der Mitarbeitenden. Und eine Spende von 1000 Euro bekamen wir aus den Kirchengemeinden in Rumeln-Kaldenhausen für unsere Arbeit.“

Engagement des Kirchenkreises

Eins der Ziele dieser Arbeit ist es, Menschen zu unterstützen, dass sie in ihrer neuen Heimat auf eigenen Füßen stehen können. Das fängt schon bei den Kleinen an. Seit Anfang des Jahres zum Beispiel gibt es die freizeitpädagogischen Angebote für die Kinder aus der Flüchtlingsunterkunft Werthauser Straße. „Unser Konzept sieht vor“, so Gedik, „dass die Sechs- bis Zwölfjährigen zu uns ins Regenbogenhaus kommen, damit sie einmal ihre Umgebung verlassen können und mit anderen Kindern aus dem Stadtteil Kontakt bekommen.“

Außerdem erweitern sie spielerisch ihre sprachlichen Fähigkeiten, vergrößern in Rechenspielen ihr Verständnis für Zahlen und lernen Gemeinschaftsgefühl und Sozialverhalten aus Deutschland kennen. Weil aber zur Arbeit der 45-Jährigen weniger die individuelle Hilfe gehört, als die Begleitung von Fachkräften, werden die freitäglichen Spielnachmittage von professionell Helfenden, Studenten vor dem Abschluss, begleitet. Ihnen steht Ipek Gedik als Fachkraft für Flüchtlingsfragen zur Verfügung. Zur Aufgabe der Diakoniemitarbeiterin gehört auch, Kollegen der diakonischen Fachberatungen wie Familien- oder Jugendhilfe zu unterstützen. Schließlich ist die Fachfrau in lokalen und überregionalen Arbeitskreisen vernetzt.

„Menschen guten Willens gefragt“

Voß: „Die Zuwanderung ist eine Herausforderung für uns. Alle Menschen guten Willens sind gefragt zu helfen. Mit der eingerichteten Beraterinnenstelle wollen wir als Diakonie in der evangelischen Kirche unseren Beitrag leisten.“

Das Stadtteilzentrum Regenbogenhaus der Grafschafter Diakonie gGmbH – Diakonisches Werk Kirchenkreis Moers, Beethovenstraße 18, in Rheinhausen, bietet Beratungen und Angebote zu etlichen Themen, die mit Migration zu tun haben.

Der Jugendmigrationsdienst steht Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Schule bei und hat laut der Diakonie Duisburg-West gute Erfolge. Das Projekt „Romascouts“, durch das Familien aus Südosteuropa Ansprechpartner bei der Integration haben, hat hier einen Sitz. Kinder im Vorschulalter aus Roma-Familien werden auf die erste Klasse in der Schule vorbereitet, damit sie einen gleich guten Start ihrer schulischen Laufbahn haben wie andere Kinder.

Anti-Rassismus-Informations-Centrum, ARIC-NRW, nutzt hier ein Büro für Beratungen.